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38/2015 Nicht sehr weit über die Grenze gestolpert

Von adminZoZuBo ‒ 18. September 2015

Nicht sehr weit über die Grenze gestolpert

René Doldt wuchs in Zollikon auf, fuhr zuerst wegen der Posaunenlektionen einmal wöchentlich nach Zumikon und zog später seiner grossen Liebe wegen dort hin.

«Für meine Posaunenstunden fuhr ich jeweils einmal wöchentlich nach Zumikon, die Posaune hinten auf dem Velo», eröffnet René Doldt das Gespräch. Bald wurden es mehr Fahrten, da die «Harmonie Zumikon» gegründet und sein Musiklehrer Marc Reift deren erster Dirigent wurde. «Also fuhr ich zweimal die Woche mit meiner Posaune über die Grenze.» In der «Harmonie» lernte er seine Frau kennen, eine gebürtige Zumikerin. Das war mehr als Grund genug für eine definitive Auswanderung: Aufgewachsen in Zollikerberg, wohnt er heute in Zumikon.

Ein bisschen ist er jedoch in Zollikon geblieben, nicht nur seine Eltern wohnen noch dort. Die Zufahrt zum Haus, in dem die Familie Doldt in Zumikon wohnt, führt über Zolliker Gemeindegebiet: «Unser Nachbar Hans Züger hat seine Bienen auf diesem Zolliker Flecken und so gehe ich jeden Abend über die alte Heimat nach Hause.» Übrigens: In diesem Gebiet stand bis im 18. Jahrhundert noch ein Bauernhof. Der «Fadacher» galt als letzte Zolliker Aussenwacht. René Doldt ist in beiden Gemeinden verwurzelt – natürlich sei er herumgereist, er war aber nie sehr lange weg. In beiden Gemeinden kennt man ihn gut, das kommt wohl besonders auch von einem seiner Engagements: «In die Kirchenpflege bin ich rekrutiert worden, und zwar mit einem Augenzwinkern als Zeichen.» In jungen Jahren hatte er Theologie studiert und in einem Gottesdienst beim Austeilen des Abendmahls erlitt einer der Besuchenden einen Schwächeanfall. Der Sigrist eilte darauf zu Hilfe und der junge Theologiestudent wurde gebeten, an dessen Stelle das Abendmahl auszuteilen. «Und so nahm alles seinen Lauf», lacht der frühere Zollikerbergler, «zuerst wurde ich in die Pfarrwahlkommission und dann in die Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Zumikon gewählt.» Seit sechs Jahren amtiert er nun als deren Präsident. Er sei eigentlich schon mit der Kirchenpflege aufgewachsen: Sein Vater war Kirchenpfleger bei der reformierten Kirche Zollikon und so lernte er bereits als Kind die Aufgaben der Kirchenpfleger in allen Facetten kennen. «Für mich ist das zur Hauptsache eine Gastgeberrolle. Beim Jahresschlussgottesdienst backen jeweils zwei Freiwillige das Brot – das ist für mich etwas vom Schönsten«, erzählt der Familienvater «und wer Hefe kennt, weiss, dass man anstelle von Wasser auch Bier verwenden kann und dass die unterschiedlichsten Kräuter im Teig unglaublich gut schmecken können.»

Vom Theologiestudenten zum Projektingenieur?

Seinen Abschluss machte René Doldt jedoch nicht als Theologe, sondern als Wirtschaftsinformatiker. Dies unter anderem, weil sich der Arzt- und der Pfarrberuf schlecht kombinieren lassen. Seine Frau ist Hausärztin und arbeitet in einer Praxisgemeinschaft in Zollikerberg. Ihr gemeinsamer elfjähriger Sohn Sebastian besucht in Zumikon die Primarschule. Obwohl der hauptberufliche Projektingenieur in seiner Arbeit und seinem Ehrenamt stark engagiert ist, bleibt ihm doch Zeit, dann und wann im Dorftheater mitzuwirken. «Wie es dazu kam, ist eine weitere lustige Geschichte: Das Dorftheater suchte eine Band für einen Auftritt. Eine Damenkapelle, bestehend aus lauter Männern, gekleidet im Stil der 20er-Jahre. Einer davon war ich. Mir gefiel die Theaterluft so gut, dass ich mich dem Dorftheater anschloss und 2002 in «Di lätz Tüür» von Franz Hohler das erste Mal auf der Bühne stand.» Seine erste Rolle wurde ihm zwar als kleine Nebenrolle verkauft, «es stellte sich jedoch heraus, dass es eine der Hauptrollen war», schmunzelt er. Seine eigene Premiere gelang und seitdem gilt seine Leidenschaft auch der Schauspielerei. Auf die Frage hin, wie das Ehepaar Doldt mit seinen anspruchsvollen Berufen und zahlreichen Hobbys die Kinderbetreuung gestalte, muss René Doldt lachen und winkt ab: «Das haben wir natürlich alles organisiert. Meine Frau möchte trotz hundertprozentigem Einsatz nicht voll arbeiten und nach diesem Gespräch hole beispielsweise ich Sebastian ab.» Die Musik hat einen grossen Stellenwert bei der Familie Doldt. Sebastian spielt Schlagzeug und wenn Brigitte ihre Flöte hervorkramt, dann wird man die ganze Familie vereint musizieren hören. Im Morgental, wo die Klänge übers Feld in den Zollikerberg und nach Zumikon ausstrahlen können. (ft)

 

 

 

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