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46/2015 Im Reich der Zahlen

Von adminZoZuBo ‒ 13. November 2015

Im Reich der Zahlen

Mit Finanzen kennt sich der im Zollikerberg wohnhafte Urs Häfliger aus. Der ehemalige Bankleiter hilft heute Unternehmern bei der Übergabe ihres Geschäfts und Käufern beim Neuanfang. Eine Aufgabe, die nicht nur ein Flair für Zahlen, sondern auch ein Gespür für Menschen braucht.

VR-Mandate in verschiedenen Unternehmen, Filialdirektor, Regionenleiter und heute selbstständiger Finanz-Unternehmensberater: Ein kurzer Blick auf seinen Lebenslauf genügt, um zu wissen, wer Urs Häfliger ist. Ein Banker. Doch so klassisch sein Werdegang auch daherkommen mag, hinter dem Finanzexperten steckt ein Mann, der erstaunt und irgendwie nicht ins Bild des Manschettenknopfträgers passen will. Aufgewachsen ist der Wahlzolliker im Zürcher Oberland, in einer Grossfamilie mit drei älteren Brüdern und einer jüngeren Schwester. «Meine Geschwister sind alle gescheiter als ich», sagt er gutgelaunt und fröhlich, wie er ist. Drei der fünf Kinder schlugen eine akademische Laufbahn ein, Urs Häfliger gehörte nicht dazu. Nach der Sekundarschule absolvierte er die kaufmännische Lehre auf der Zürcher Kantonalbank, um danach Stufe um Stufe zu nehmen bis zum Filialdirektor, der er mit Mitte 30 bereits war. Die Weiterbildung in Betriebswirtschaft erfolgte laufend, im Direktionsrang blieb er 20 Jahre lang. «Heute wäre dies kaum mehr möglich ohne Universitätsabschluss,» ist Urs Häfliger überzeugt und gleichzeitig froh, dass er diesen Weg so beschreiten konnte. Denn dass dies möglich war, ist nicht selbstverständlich, sein Start ins Leben war ein schwieriger. Mit zwei Jahren erkrankte er an Kinderlähmung, die ihn während mehreren Jahren begleitete. Die Krankheit habe ihn geprägt, «ich bin dankbar, hier sein zu dürfen, und werde es auch immer sein. Ich bin überzeugt, dass jeder den Weg gehen kann, den er möchte, wenn er ihn nur konsequent genug geht.»

Anfang und Ende

Nach der Kantonalbank, bei der er beim Aufbau neuer Bankgebilde mithalf, folgte der Wechsel zur genossenschaftlich geführten Raiffeisenbank. Auch hier baute Urs Häfliger auf, als Leiter stand er der in der Stadt Zürich neuen Bank vor und später der Filiale Männedorf. Letztere hatte bei seinem Antritt 13 Angestellte, heute sind es deren 50. «Die Entwicklungen in diesen zehn Jahren waren enorm», und genau das gefällt dem heutigen Unternehmensberater. Veränderungen findet er spannend, in einem Ende sieht er immer auch einen Anfang, in jeder Herausforderung eine Chance. Nahe bei den Menschen zu sein und mit ihnen zu arbeiten, war ihm stets wichtig. Auch bei schwierigen Situationen wie einer Kündigung. «Wenn ein Unternehmen innert weniger Jahre stark wächst, heisst das noch lange nicht, dass auch alle Mitarbeitenden diese Entwicklung mitmachen.» Jemandem ehrlich zu sagen, dass er mit der neuen Situation in seiner Funktion überfordert wäre, sei zwar nicht immer einfach, gehöre aber zur Aufgabe einer Führungsperson, ist Urs Häfliger überzeugt. «Mein Ziel war immer, die richtigen Leute am richtigen Ort zu haben und für die anderen eine faire Lösung zu finden.» Diese Prozesse mochte er, doch waren sie auch immer anstrengend und aufreibend. Mit 50 fasste er den Entschluss zum eigenen Abschluss und Neuanfang. Weg von der Bank, hin zur Selbstständigkeit.

Loslassen und hinschauen

Um Finanzen dreht sich beim 56-Jährigen auch heute noch alles. Wer einen Nachfolger für seine Firma sucht oder ein Unternehmen aufbauen will, ist beim Zollikerbergler an der richtigen Adresse. «Viele, die zu mir kommen, haben ihr gesamtes Vermögen in der Firma, ihre komplette Vorsorge.» Da gelte es, die Firma auf dem Papier in ihre Einzelsegmente zu zerlegen, jede Position genau zu betrachten und zu analysieren.» Abgehobener Finanzfachjargon vermeidet der Experte bewusst und ist stets bemüht, dieselbe Sprache zu sprechen wie seine Kunden. Aus diesem Grund absolvierte er als ersten Schritt zur eigenen Firma auch die KMU-Gewerbeschule. So nahm er, wie er sagt, den «Stallgeruch» seiner Klientel auf und konnte sein Netzwerk erweitern. Ebenfalls zu jener Zeit gründete er mit drei weiteren KMU zusammen die Standort- und Wirtschaftsförderung LAARZ – Leben und Arbeiten am Zürichsee. Im Gegensatz zu anderen Regionen friste diese im Bezirk Meilen jedoch ein Mauerblümchendasein, sagt er für einmal leicht genervt. Viele Gemeinden würden auf eigene Faust kämpfen, erklärt er seinen Unmut. «Es gibt auch bei uns diverse Themen, die gemeinsam angeschaut und angegangen werden müssten», als Beispiel nennt er etwa die Evaluation des Standortes für ein neues Gymnasium.

Komplex und emotional

Gemeinsam hinschauen, gemeinsam anpacken, gemeinsam einen Weg beschreiten – das ist es, was dem Unternehmensberater an seiner Arbeit so gut gefällt. In die Familien seiner Kunden erhalte er oftmals tiefe Einblicke, denn genauso wie eine Firmenübergabe komplex sein kann, ist sie häufig auch emotional. Als reiner Berater bezeichnet sich Urs Häfliger nicht, vielmehr als Begleiter, denn sowohl die Nachfolgesuche als auch eine Übernahme erstreckt sich häufig über einen langen Zeitraum. Die Zahlenwelt verlässt Urs Häfliger selten. Viele seiner weiteren Engagements, die er nebst seinen verschiedenen Mandaten als Verwaltungsrat unterschiedlichster Unternehmen ausübt, haben mit ihr zu tun. So ist er auch bei der Zolliker FDP als Revisor tätig und in die katholische Kirchgemeinde Zollikon-Zumikon, der er seit anderthalb Jahren als Präsident vorsteht, ist er durch sein Mitwirken in der Rechnungsprüfungskommission gekommen. «Diese Ämter habe ich übernommen, als meine Militärzeit als Stabsoffizier beendet war und ich für das Wohl unserer Gesellschaft einen nützlichen Beitrag leisten wollte.» Wenn sich der umtriebige Geschäftsmann selber etwas Gutes tun möchte, zieht es ihn raus in die Natur und zum Sport. Bei Spaziergängen mit seiner Familie, zu der seine Frau Claudia, Sohn Florian und der drollige Langhaardackel Wayne gehören, lässt er seine Seele baumeln, auf der Finnenbahn hält er seinen Körper fit. Der Umzug vor 30 Jahren vom Oberland nach Zollikerberg bezeichnet Urs Häfliger als i-Tüpfelchen seines Erwachsenenlebens. «Eine offene und urbane Gesellschaft und Umgebung passt wunderbar zu mir», meint er lachend, «und ich zu ihr.» Recht hat er. (mmw)

 

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