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23/2016 Ein Gespräch zur Halbzeit

Von adminZoZuBo ‒ 10. Juni 2016

Ein Gespräch zur Halbzeit

Im Juni 2014 wurde der Gemeinderat neu gewählt und Jürg Eberhard (FDP) mit überzeugendem Mehr als Gemeindepräsident bestimmt. Wie hat der gebürtige Zumiker die ersten zwei Jahre seiner Amtszeit erlebt – und wohin soll Zumikon gesteuert werden?

Jürg Eberhard*, welche Themen beschäftigen Zumikon momentan speziell?

Die Schule ist sicher ein wichtiges Thema. Positiv ist, dass sich die Situation etwas beruhigt hat. Die Schule klärt jetzt intern ab, wo die Vor- und Nachteile des altersdurchmischten Lernens, AdL, liegen. Danach wird entschieden, wie es weitergehen soll. Der Gemeinderat vertraut darauf, dass Schulleitung und Schulbehörden eine fundierte Evaluation durchführen.

Ausserdem müssen verschiedene Gebäude saniert und für die heutigen Ansprüche und Anforderungen «fit gemacht» werden. Die Arbeiten am Hallenbad, dem Alters- und Pflegeheim Zollingerheim und dem alten Gemeindehaus sind abgeschlossen. Das Gemeinschaftszentrum und das  Gemeindehaus inklusive Parkgarage müssen noch saniert werden, die Gebäude werden bei der Sanierung gegen 40 Jahre alt sein. Da müssen wir prüfen, was wir überhaupt brauchen, was saniert, was umgebaut werden soll.

Ein weiteres wichtiges Thema sind natürlich die Finanzen. Wir prüfen und überlegen ständig, was besser gemacht werden kann. Das Thema Finanzen hat bei jedem Geschäft an Wichtigkeit gewonnen.

Was hat sich seit Ihrer Schulzeit in Zumikon geändert?

In der Schule sind die Eltern viel mehr involviert und engagieren sich stärker. Ich habe einige Schulbesuche gemacht und festgestellt, dass viel mehr in Gruppen gearbeitet wird. Die einzelnen Schüler halten auch immer wieder Vorträge vor der Klasse. Das finde ich positiv, weil das den Gegebenheiten des heutigen Berufslebens entspricht.

Was macht am Amt des Gemeindepräsidenten Spass, was weniger?

Ich empfinde es als Privileg, dass ich mich mit so vielen Themen beschäftigen kann, vom Spielplatz über das Hallenbad bis zum Altersheim. Und dass ich mit so vielen verschiedenen Menschen in Kontakt komme. Mit Kantonsräten, Regierungsräten oder Bürgern mit den verschiedensten Ansichten. Das erweitert den Horizont.

Vor Amtsantritt befürchtete ich, dass ich häufig Telefone von Leuten erhalten werde, die sich über etwas beschweren. Das ist aber nicht der Fall. Natürlich höre ich auch Kritik, das ist aber in Ordnung, solange man kultiviert über ein Thema diskutieren kann.

Wie sieht der Investitionsbedarf in Zumikon aus?

Wie gesagt, die Gebäude der Gemeinde am Dorfplatz und die Dorfplatzgastronomie sind sanierungsbedürftig. Wir sind laufend daran, den Investitionsbedarf zu verfeinern. Dazu muss man sich jeweils überlegen, was man überhaupt noch braucht und was man in welchem Umfang sanieren soll.

Was die Alterssiedlung Thesenacher betrifft, wird ja der Souverän an der Gemeindeversammlung beschliessen, ob das Grundstück hinter dem Gemeindehaus gekauft werden soll. (Das Gespräch fand vor der Versammlung vom 30. Mai statt. Anm. d. Red.) Dieser Standort wäre zentraler gelegen.

Wie sieht die Situation mit den Flüchtlingen aus?

Von einer weiteren Erhöhung der Quote wissen wir nichts. Das Problem bei der letzten Erhöhung war, dass die Zeit vom Beschluss auf Kantonsebene bis zum Eintreffen der zusätzlichen Asylsuchenden sehr kurz war. Deshalb mussten wir auch dieses Jahr die Zivilschutzanlage für die Asylsuchenden in Betrieb nehmen. Momentan sind wir auf gutem Weg mit der Bereitstellung des Wohnraums im Schwäntenmos.

Wie beurteilt man die Bevölkerungsentwicklung?

Zumikon hat im Vergleich zu den Nachbargemeinden seit Längerem ein schwaches Wachstum. Das sollte sich bessern, wenn das Ankenbüel bezogen werden kann. Die Quote der Wechsel durch Weg- und Zuzüge ist zwar hoch, die Gründe dafür sind jedoch wohl hauptsächlich persönlicher Natur, wie Stellenwechsel, Zivilstandswechsel etc. Gemäss einer Untersuchung der Hochschule Luzern kommt der Steurfuss als Umzugsgrund erst ungefähr an siebter Stelle. Ein Pluspunkt für Zumikon ist die gute Verkehrsanbindung an die Stadt und den Flughafen.

A propos Verkehr – welche Entwicklung bringt der neue Coop?

Wir erwarten keine Verkehrslawine deswegen. In letzter Zeit sind überall in der Region neue, grosse Zentren entstanden. Es ist nicht so wie bei der Migros, als die Leute von weit her kamen. Ob und wie lange der Coop am Dorfplatz bestehen bleibt, wissen wir auch nicht. Coop kommunizierte einmal, dass das Geschäft nach der Eröffnung am neuen Standort noch ungefähr ein Jahr am Dorfplatz bleiben wird.

Was bleibt positiv in Erinnerung von den ersten zwei Jahren als Gemeindepräsident?

Dass die Entwicklungsstudie vom Souverän so gut aufgenommen wurde. Wir werden jetzt mit den drei definierten Zentrumslagen Waltikon, Dorfzentrum und Maiacher weiterplanen und die Entwicklung konkretisieren. Das wird dann dem Souverän vorgelegt werden. So können wir in der zweiten Hälfte der Amtsperiode die Bau- und Zonenordnung (BZO) verbindlich ausarbeiten. Das ist für Zumikon ein wichtiger Punkt für die Zukunft.

Sie wirken sehr locker bei Anlässen und sind schnell angekommen bei den Bürgern.

Ich wusste, was auf mich zukommt. In Hombrechtikon beispielweise hatte der neu gewählte Gemeindepräsident keine Erfahrung als Gemeinderat. Das hätte ich mir nicht zugetraut. So gesehen, habe ich das Amt gut vorbereitet angetreten. Trotzdem: An Gemeindeversammlungen zum Beispiel bin ich schon angespannt und hoch konzentriert. Aber ich versuche, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren, auch wenn es mich bei einem Votum vielleicht manchmal juckt. Aber meist ist das ja nicht gegen mich persönlich gerichtet.

Der zeitliche Aufwand beträgt ca. 30 Prozent eines Arbeitspensums, aber das verteilt sich auf sieben Tage. Und ich arbeite nicht mehr 100 Prozent. Das ist gut so, denn wenn man die gesamte Freizeit für das Amt braucht, brennt man über kurz oder lang aus. (wn)

 

* Jürg Eberhard, Dr. sc. nat. ETH, Jahrgang 1964, ist verheiratet mit Denise Eberhard und arbeitet als Unternehmensentwickler bei einem Stromversorger.

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