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23/2016 Mit Schweisserbrille und viel Leidenschaft

Von adminZoZuBo ‒ 10. Juni 2016

Mit Schweisserbrille und viel Leidenschaft

In der Brust von Corinne Käch, Künstlerin und Kirchenpflegerin der reformierten Kirche Zumikon, wohnen zwei Seelen.

Überall stehen und liegen Farben. In Tuben, Töpfen, Eimern. Dutzende von Pinseln warten auf ihren nächsten Einsatz, der Boden sieht sehr, sehr bunt aus. An den Wänden zig Nägel, um jederzeit ein Bild aufhängen zu können. Ganz in der Ecke eine kleine Kaffeemaschine, wenige Tassen. Sie werden eher nur geduldet, denn eigentlich ist hier die Kunst zu Hause, verdrängt alles andere. Corinne Käch zieht die Gardine zur Seite, lässt das Licht herein. Hier, in einer alten Fabrik in Wetzikon, hat sie ihr Atelier gefunden, hier fühlte sie sich von Beginn an wohl. Hier schafft sie, verwirft wieder und diskutiert mit ihrer «Sparringpartnerin» Sylvie Porchet. Diese ist ebenfalls freie Künstlerin und «oft meine beste Kritikerin», so Corinne Käch. Seit 2008 teilt sie sich mit der Kollegin das Atelier. Damals sagte sie ihrem Büro Adieu, in dem sie als Juristin gearbeitet hatte. Ein schwerer Schritt, eine Entscheidung, die sich Corinne Käch alles andere als leicht gemacht hat. «Sechs Monate habe ich gebraucht, und dann ging alles ganz schnell», erinnert sie sich. Davor lag eigentlich ein eher gradliniger Weg. Nach der Matura begann Käch, Pädagogik zu studieren, merkte aber schnell, dass das nicht das Richtige für sie war. «Das war alles zu schwammig, zu wenig greifbar.» Somit wechselte sie zur Rechtswissenschaft und absolvierte das Jus-Studium so schnell wie möglich. Sie arbeitete am Gericht, heiratete, und innerhalb von weniger als zwei Jahren kamen Tochter und Sohn zur Welt. Sie blieb erst mal zu Hause. Auch ohne bezahlten Job war das Leben mit zwei Kleinstkindern interessant genug. Die Kinder wurden grösser, kamen in den Chindsgi, und Corinne Käch, die immer der Goldküste treu blieb, begann in Teilzeit wieder in der Rechtsberatung zu arbeiten. Als ihr Chef 2007 plötzlich sein Geschäft aufgab, keimte in Corinne Käch die Frage: «Bleibe ich dabei oder lebe ich doch die Kunst?» Für sie war das kein Bruch. «Ich hatte schon immer beide Seiten in mir. In meiner Brust wohnen einfach zwei Seelen», sagt sie lachend.

«Meine Putzfrau malt auch»

Sechs Monate ging sie in sich, haderte, überlegte, wägte ab. «Ich habe mit meinem Beruf ja auch einen schönen Batzen verdient», erzählt sie ohne jede Reue. Sie sprach mit Freunden, Bekannten und musste sich Sätze wie «ja, meine Putzfrau malt auch» anhören. «Ich bin manchmal wirklich wütend, wie wenig ernst Kunst oft genommen wird», unterstreicht sie. «Doch irgendwann wusste ich einfach, dass ich nicht von dieser Welt gehen möchte, ohne das probiert zu haben», sagt die Künstlerin, die so ungern über sich spricht, sondern lieber einfach schafft. Und dann ging es schnell. Am Heiligabend 2007 kam über eine Bekannte das Angebot, in Wetzikon ein bezahlbares Atelier anzumieten. «Ich brauchte also nur noch einen Job, der die finanzielle Seite bediente, aber nicht meine gesamte Energie aufbrauchte», so Corinne Käch. Der Job kam: Die reformierte Kirche Zumikon war auf der Suche nach einer Kirchenpflegerin. «Das war ideal für mich. Die Arbeit konnte ich am Abend zu Hause erledigen. Ich brauchte noch nicht mal einen Babysitter», erinnert sie sich. Corinne Käch ist nicht der Typ, der einmal losmalt und dann schaut, was daraus wird. Sie absolvierte eine dreijährige Ausbildung, sog alles auf, was ihr an Wissen und Technik beigebracht wurde. Und trotzdem arbeitet sie nicht rational, die Leidenschaft ist ihren Werken anzusehen. Und auch die Zeit, die investiert wurde. «Klar, manchmal gibt es Bilder, die sind ganz schnell fertig. Aber die sind ein Geschenk des Himmels. Für die muss man dankbar sein», erklärt Corinne Käch. Sie verdreht kurz die Augen und lacht wieder. «Und da sind natürlich die Betrachter, die meinen, das könnten sie aber auch. Oder sogar ihr Enkelkind.» Das stört sie nicht mehr so stark wie am Anfang. Sie hat sich ein dickeres Fell zugelegt und weiss einfach, wie viel Arbeit, Können und Erfahrung hinter ihren abstrakten Arbeiten steht.

Mit kindlicher Freude

Corinne Käch ist eine Person, die Gegensätze mit Leichtigkeit vereint. Sie hat die strenge Rechtswissenschaft geliebt und lebt die freie Kreativität. Sie kommt immer wieder zu den gleichen Themen zurück und experimentiert gleichzeitig mit kindlicher Freude. So hat sie auch das Metall für sich entdeckt. Das heisst: Sie setzt die Schweisserbrille auf und schneidet rostige Eisenplatten mit einer Flamme – dabei entstehen filigrane Silhouetten, die lieblicher nicht sein könnten. Diese vereint Corinne Käch mit ihren Bildern, sodass dreidimensionale Werke entstehen, die gleichermassen Bild wie Skulptur sind. Sie liebt dabei beides: das Malen – den langsamen Prozess, bei dem sie immer wieder einen Schritt zurücktreten kann, um die Wirkung zu überprüfen – und das schnelle Schneiden mit der Flamme, die nicht stillstehen darf. Alles muss aus dem Gefühl, vielleicht auch aus der Erfahrung kommen. Sie selbst ist Feuer und Flamme, wenn sie davon erzählt. Aber klar ist auch: Es wird weitere Wege, Arbeiten, Wendungen geben. Und klar ist ebenso: Corinne Käch wird nicht gerne darüber reden. Werbung für sich und ihre Kunst zu machen, das fällt ihr schwer. Sie will eigentlich nur schaffen, erschaffen, die Kunstwerke für sich sprechen lassen. Und wer sich auf die Bilder und Skulpturen von Corinne Käch einlässt, wird ihnen gerne zuhören. (bms)

 

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