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50/2016 Langeweile war gestern

Von adminZoZuBo ‒ 15. Dezember 2016

Langeweile war gestern

Für ihr digitales Kreativmagazin lässt Annette Gröbly-Frei die Ideen von Kindern testen.

Kreativität klingt nach Bastelarbeiten, nach Dekoration, nach «Schöner Wohnen». Für Annette Gröbly-Frei ist Kreativität mehr. Sie hat mehr als zwanzig Jahre lang im Marketing beispielsweise für Banken gearbeitet und erlebt, dass auch dort Kreativität gefragt ist. Und so hat sie sich neben ihrem Bürojob auch immer ein Atelier gegönnt, in dem sie ihre Kunst ausleben konnte. Vor drei Jahren hat sie ein eigenes Unternehmen gegründet. Das heisst ­Kiludo und ist ein digitales Kreativmagazin für Kinder zwischen 3 und 10 Jahren. Damit ist sie mit ihrem Kreativmagazin für Kinder die einzige auf dem Markt und damit extrem erfolgreich. Schweizweit hagelt es Lob. Das kommt nicht von ungefähr. «Das war harte Arbeit», erinnert sich Annette Gröbly-Frei.

Ein bisschen ist sie natürlich über ihren eigenen Sohn zu der Idee ­gekommen. Als sie nach Zumikon zog, arbeitete sie noch in der Stadt, kam eigentlich nur zum Schlafen hierher. Mit dem Sohn änderte sich das. Sie selber erzählt von einer traumhaften Kindheit. Kein Fernsehen (was Kinder vielleicht nicht so traumhaft finden), vom Rumstreifen im Wald, vom Bäche Stauen. Sie fand heraus, dass Zumikon viele Angebote für Kinder oder ­Eltern und Kinder hat. Da gibt es die Holzi, die Töpfi, Spielgruppen. Und jetzt eben auch Kiludo, ein breit gefächertes Angebot, das sich an der Realität orientiert. Der Freitzeitspass ist garantiert.

In jedem Heft gibt es Bastelangebote. Aber für diese muss man nicht in den Baumarkt, um für 70 Franken Material zu erstehen. Und die Angebote sind getestet. «Ich habe 15 Eltern, die vorher alles mit ihren Kindern ausprobieren. Findet es das Kind cool? Braucht das Kind Hilfe dabei?», sind dabei Fragen. Was Annette Gröbly-Frei auch wichtig ist: Im Anschluss muss mit dem Gebastelten auch gespielt werden können. Es soll nicht einfach ins Gestell oder auf den Schrank wandern, wo es verstaubt. Doch das Magazin hat noch mehr Rubriken: So gibt es in jeder Ausgabe ein einfaches Kochrezept, ein Kinderlied zum Runterladen, Veranstaltungstipps, Experimente und Spiele. Symbole vereinfachen die Suche: Die Zeichen zeigen auf den ersten Blick, wieviel Zeit für was ein­kalkuliert werden muss und welche Zielgruppe angesprochen wird. Doch die Zumikerin arbeitet für das Magazin, das fünf Mal im Jahr erscheint, nicht nur mit anderen Eltern zusammen. Sie holt sich auch «Rückendeckung» bei Pädagogen und Ingenieuren, um die Bereiche wie Experimentieren, Gestalten und Entdecken abzudecken.

Was ihr vielleicht noch wichtiger ist: Dass Kinder etwas zusammen mit Vater oder Mutter unternehmen oder erleben. Dass sich die Eltern die Zeit nehmen und gemeinsam mit dem Kind überlegen, wie etwas gebaut oder gebastelt werden kann. «Diese Aufmerksamkeit ist enorm wichtig für das Kind. Es ist Wertschätzung.» Der Tischfussball, der zusammen mit Papa gebaut wurde, ist doch viel wertvoller als der vom Online-Händler.

Schatztruhe für Gross und Klein

Dass es für einen glücklichen Kindernachmittag kein iPad, kein Spielzeug mit enormem Batterieverschleiss braucht, zeigte beispielsweise die Ausgabe, die gemeinsam mit dem Kindermuseum Baden ­entstanden ist und die deshalb ­ausnahmsweise auch gedruckt daherkommt. Mit Karton, Farbe, Stoffresten und einem Foto können die Kinder eine Ankleidepuppe erstellen. Oder die Kinder lernen selber Bälle herzustellen, dafür gibt es auch gleich noch Vorschläge für verschiedene Ballspiele. Oder wie wäre es, ein Kleintheater zu bauen? Das Kind kann hinterher zum Regisseur werden und kleine Szenen spielen. Im aktuellen Wintermagazin dagegen können die kleineren Kinder lernen, wie Indoor-Schnee entsteht oder wie man für Rollenspiele ein Rössligeschirr ganz einfach selber bastelt. Für die grösseren Kinder gibt es einen Beatbox Kurs. Die Anleitung dazu gibt der Beatboxer Miguel Camero.
«Kreativen Eltern bieten wir neue Inspirationen und Inputs und den anderen konkrete Anleitungen und Vorlagen zum Herunterladen an», erklärt Annette Gröbly-Frei ihren Ansatz. Es geht nicht darum, das Kind zu bespielen, vier Stunden an der Werkbank zu stehen. Weder Mütter noch Kinder haben noch diese Zeit. Schon Mädchen und Buben im Chindsgi haben ihre Agenda. Doch daneben gibt es auch noch Zeit für Langeweile. «Und aus Langeweile können wundervolle Dinge entstehen», weiss die Zumikerin.

Ihr Magazin ist kein Heft zum «Abarbeiten». Es ist vielmehr eine Schatztruhe, die man öffnen kann, um seinen persönlichen Schatz zu finden.
Natürlich hat Annette Gröbly-Frei weitere Ziele. Gerne würde sie Kiludo auch immer als gedruckte Version auflegen können. Doch Papier zu bedrucken kostet. Noch ist das Budget klein. Noch arbeiten viele im Team ehrenamtlich oder zu einem kleinen Lohn. Aber Annette Gröbly-Frei sieht so aus, als wäre sie auf langen Strecken zuhause. Gut möglich, dass Kiludo irgendwann neben «Wir Eltern» am Kiosk liegt. (bms)

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