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10/2017 „Wir beide sind jetzt das Jugi“

Von adminZoZuBo ‒ 9. März 2017

«Wir beide sind jetzt das Jugi»

Die Jugendarbeit in Zumikon steht vor einem Neu-Anfang. Nun ist auch die Partizipation gefragt.

Seit Februar gibt es zwei neue Gesichter im Zumiker Freizeitzentrum FZZ: Line Kacprzak und Tobias Berndt kümmern sich neu um die Jugendlichen. Sie sprachen über erste Erfahrungen, über Pläne und die so genannte Partizipation.

Wie war Ihr Start?

Line Kacprzak: Sehr spannend und mit sehr vielen Gesprächen. Wir haben alle Mitarbeiter des FZZ und die vielen Räume kennengelernt, natürlich auch schon Jugendliche. Wichtig war zu klären, wie wir konzeptionell die Jugendarbeit aufbauen wollen.
Tobias Berndt: Parallel haben wir den Bestand gesichtet, erstmal geschaut, was schon da ist, was es noch braucht. Die Einrichtung aus dem alten Jugi wurde letztes Jahr in einen Kellerraum verfrachtet. Dort mussten wir zuerst Ordnung schaffen, um einen Überblick über unseren Materialbestand zu bekommen.

Sie haben schon Jugendliche vor Ort getroffen. Sind die anders als Jugendliche, mit denen Sie bislang gearbeitet haben?

T. B.: Absolut. Hier wird alleine schon eine andere Sprache gesprochen. Die Jugendlichen sprechen ein gutes Deutsch. Das hört sich banal an, aber in anderen Regionen wird wirklich oft sehr gebrochen und vereinfacht gesprochen.
L. K.: Was mich absolut beeindruckt hat: Wir haben mit fünf Jugendlichen über ein Projekt diskutiert und alle sind beim Thema geblieben. Wir haben lange konzentriert diskutiert. Das ist absolut selten in dem Alter. Oft hält die Konzentration höchstens 15 Minuten an.

Bei der Jugendarbeit geht es oft um Partizipation. Was genau heisst das?

L. K.: Das Wort «Partizipation» bedeutet nicht «Party» machen. Es geht darum, dass die Jugendlichen herausfinden, was ihre eigenen Bedürfnisse sind, und lernen diese umzusetzen, in dem sie selber aktiv werden. Doch selbst zu erkennen, was man möchte, ist oft gar nicht so einfach und ein langer Weg. Unsere Aufgabe als Jugendarbeitende ist es, sie während diesem Prozess zu begleiten.
T. B.: Langfristig geht es darum, dass die jungen Menschen lernen sich zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und sich zu organisieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dabei geht es zunächst um kleine Projekte wie gemeinsames Kochen. Die Mädchen und Jungs sollen ihre Themen finden und formulieren. Wir können sie hier mit Fragen oder Vorschlägen ein bisschen anstupsen.

Welche Rolle spielen die sozialen Medien in der Jugendarbeit?

L. K.: Eine riesige. Wir haben gerade unser Dienst-Handy bekommen. Das Smartphone ist das Kommunikationsmittel schlechthin für Jugendliche. Ohne WhatsApp geht da gar nichts. Parallel haben wir uns auf Facebook und Instagram angemeldet.
T. B.: Ehrlich gesagt ist es so, dass wir die Aushänge eigentlich nur für die ältere Bevölkerung machen. Selbst Mails lesen die Jugendlichen oft schon nicht mehr. Dass wir mobil erreichbar sind, heisst aber auch, dass wir einen Zettel an die Tür machen können, wenn wir unterwegs sind. Wer etwas möchte, erreicht uns sofort.

Ist es ein Vorteil oder Nachteil, dass es kein festes Jugi gibt?

T. B.: Wir beide sind halt jetzt das Jugi. Nein, im Ernst: Es wird eine Umstellung für die Jugendlichen,sein, die eine feste Anlaufstelle gewohnt sind. Nun aber kann das Jugi überall im Freizeitzentrum sein.
L. K.: Und das ist eine Chance. Die Jugendlichen werden merken, wie cool die Räume im Zumiker Treff sind, welche Möglichkeiten sich bieten. Ich denke, die Umgewöhnung geht schnell.

Es war zu hören, dass ein Raum im alten Freizeitzentrum ganz den Jugendlichen gehören soll.

T. B.: Das ist Zukunftsmusik. Aber geplant ist, dass es irgendwann einen selbstverwalteten Raum geben soll. Das bedeutet aber viel Verantwortung.

Schon Mädchen und Buben ab der Mittelstufe gehören zu Ihrer Zielgruppe. Das sind doch eigentlich noch Kinder.

L. K.: Wenn die aber erstmal in die Sek oder ins Gymi gehen, orientieren sie sich stärker nach Zürich. Wir möchten sie deshalb schon früher in das Freizeitzentrum einbinden. Dadurch, dass sie sich ihre Räume von klein auf aneignen können, wird der Zumiker Treff ein Stück Zuhause für sie.

Die Jugendarbeit in Zumikon lag zuvor absolut brach. Ist das eine Chance oder ein Hindernis?

T. B.: Eine grosse Chance. Wir wollen ein neues Konzept umsetzen. Das wäre im laufenden Betrieb schwierig geworden.
L. K.: Für mich ist das so, als wären wir ein ganz weisses Blatt, das wir beschreiben dürfen. Darauf freue ich mich total.

Kannten Sie Zumikon vorher?

L. K.: Ich komme aus Erlenbach und bin früher immer ins Schwimmbad gekommen. Hier kann man wunderbar seine Bahnen schwimmen.
T. B.: Ich kannte das Dorf auch schon. Vor ungefähr 15 Jahren habe ich in Zumikon bei einem Internet-TV-Sender gearbeitet.

Und was machen Jugendarbeitende in ihrer Freizeit?

L. K.: Ich mache noch eine Ausbildung zur Erlebnispädagogin, engagiere mich in einem Naturschutzverein und als Sexualpädagogin für Mädchen und junge Frauen.
T.B.: Ich fotografiere und wandere gerne und sammele alte Leuchtbuchstaben. Mindestens einmal im Jahr geht es mit meinen Kindern zu einer Hüttenübernachtung. (bms)

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