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12/2017 Zuerst denken, dann ziehen

Von adminZoZuBo ‒ 23. März 2017

Zuerst denken, dann ziehen»

Am Sonntag findet ein Kinder-Schachturnier in der Aula der Schule Oescher statt. Dafür konnten die erfahrenen Schachtrainer Markus Regez und Peter Hug gewonnen ­werden. Der Zolliker Zumiker Bote sprach mit den Brüdern Tiziano (11) und Michele (9) Isenegger, die auch mit von der Partie sein werden und im Schulhaus Oescher zur Schule gehen.

Wann hast du mit dem Schach spielen angefangen?

Tiziano: «Im Kindergarten mit fünf Jahren bei Markus Regez.»

Michele: «Ich habe auch im Kindergarten angefangen, auch bei Markus, aber ich war sechs Jahre alt.»

Was fasziniert dich besonders an dem Spiel?

Tiziano: «Fürs Schachspiel braucht man Köpfchen und nicht Muskeln. Nur wer gut überlegt, kann siegen. Schnell sein, bedeutet hier nicht zwingend, auch gut zu sein. Mich faszinieren auch die unvorstellbaren Züge der Schachweltmeister, die mit scheinbar einfachen Zügen eine Partie gewinnen. Dies hängt aber von der Stärke des Gegners ab.»

Michele: «Früher fand ich Schach toll, weil man viele Figuren des Gegners einsacken konnte, aber damals habe ich meistens verloren. Heute ist es die Kopfarbeit. Es macht mir Spass, mich mit anderen Spielern zu messen. Sie einzuschätzen und zu überlisten.»

Gibt es besondere Strategien?

Tiziano: «Ich liebe die verschiedenen Eröffnungen und die unterschiedlichen Arten, den Gegner schachmatt zu setzen, z.B. das Schäfermatt, dies ist eine Eröffnungsfalle (die schnelle Überrumpelung eines schlechteren Gegners). Oder das Narrenmatt (das Schachmattsetzen in wenigen Zügen, z.B. Schachmatt in zwei Zügen). Häufig kommt es aber zum Grundreihenmatt.»

Michele: «Meine Strategie ist es, alle Figuren möglichst schnell raus zu stellen und diese zu schützen. Auch sollte man versuchen, so bald als möglich eine Rochade zu machen. Die kleine Rochade eignet sich besser, finde ich. Und natürlich das Zentrum als Erster besetzen. Denn wer im Zentrum ist, schränkt die Möglichkeiten des Gegners ein und stärkt die eigene Position für den weiteren Spielverlauf.»

Spielst du gerne gegen deinen Bruder?

Tiziano: «Jein. Er zieht schnell und wirft mir vor, zu lange zu überlegen, und das nervt. Grundsätzlich komme ich aber mit jedem Gegner klar, solange er die Spielregeln einhält.»

Michele: «Ja, denn wir sind fast gleich stark. Aber er überlegt manchmal zu lange. Wenn wir mit der Uhr spielen, dann geht’s, denn die Zeit ist beschränkt.»

Hast du schon mal geschummelt?

Tiziano: «Nein! Wenn in einer Partie geschummelt wird, dann geht es meistens um die ‹Berührt-ist-geführt›-Regel. Es kann passieren, dass man gerade eine Figur ziehen möchte und plötzlich einen anderen, besseren Zug entdeckt. Da man aber die erste Figur bereits berührt oder gar schon verschoben hat, kann man nicht mehr zurück. Darüber kann man sich schon mal aufregen, dass man nicht besser aufgepasst hat. Obschon es in dem Moment nervt, weiss man schlussendlich nie, wie sich der Zug auf die Partie auswirken und wie der Gegner darauf reagieren wird.»

Michele: «Nein! Die ‹Berührt-geführt›-Regel ist manchmal schon blöd. Da berührt man eine Figur, um einen Zug zu machen, da fällt einem auf, dass es eine bessere Lösung gibt. Am liebsten möchte man dann unauffällig eine andere Figur ziehen. Auch wenn es nervt, fair bleiben und den «schlechten» Zug machen.»

Schaltet man nicht ab, wenn der Gegner so lange überlegt, ehe er zieht?

Tiziano: «Nein. Meistens bin ich derjenige, der lange überlegt. Ich durchdenke fast alle Züge, damit ich meine Figuren nicht unnötig in Gefahr bringe und sie leichtsinnig verliere. Diejenigen, die schnell ziehen, machen häufig ‹dumme› Fehler und davon kann man profitieren. Es bringt häufig viele Figurenopfer mit sich, weil man nicht aufpasst. Sich etwas Zeit nehmen, ist nicht immer schlecht.»

Michele: «Ja, manchmal. Aber wenn man zu schnell zieht, opfert man häufig eigene Figuren unnötigerweise. Und das kann sich schnell rächen.»

Hast du ein besonderes Vorbild?

Tiziano: «Den jetzigen Schachweltmeister Magnus Carlsen und den Ex-Weltmeister Garri Kasparow. Markus Regez spielt auch sehr gut. Von all denen schaue ich mir gerne Züge ab.»

Michele: «Da gibt es ein paar Kinder im Schachclub, die spielen besser als ich. Ich versuche, mir Tricks von denen abzugucken. Und die Schachtrainer, die ich kenne, die finde ich auch cool! Von denen lerne ich sehr viel.»

Spielst du auch mal gegen Mama oder Papa?

Tiziano: «Gegen Papa nein. Gegen Mama ja, aber am meisten gegen Michele.»

Michele: «Gegen Papa eher selten. Er hat fast nie Zeit. Gegen meine Mutter schon. Unterdessen schlage ich sie auch häufig im Schach. Aber wenn ich nicht aufpasse, gewinnt sie manchmal.»

Was glaubst du, braucht man, um ein guter Schachspieler zu sein?

Tiziano: «Ein guter Schachspieler gibt niemals auf, ausser er wurde schachmatt gesetzt. Konzentrieren muss er sich können, diverse Taktiken drauf haben und improvisieren können. Ein guter Schachspieler macht sich auch über seinen Gegner schlau und versucht, dessen Spielweise im Vorfeld zu verstehen – herauszufinden, ob er immer die gleiche Eröffnung macht oder so –, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Gegen stärkere Gegner spielen, hilft sich zu verbessern. Übung macht schliesslich den Meister!»

Michele: «Ein guter Schachspieler muss mehrere Taktiken und Strategien kennen und anwenden können. Dann braucht er Geduld. Gute Schachzüge von anderen Spielern abschauen. Weinen sollte er nicht, denn es ist nur ein Spiel. Und natürlich üben und fair bleiben!»

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