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29/2017 Ein kleines Juwel, ein grosser Geheimtipp

Von adminZoZuBo ‒ 20. Juli 2017

Ein kleines Juwel, ein grosser Geheimtipp

Das Kusenbad in Küsnacht lässt einen schnell vergessen, dass man in einer Badi speist. Eine Liebeserklärung.

Zugegeben: Als Küsnachterin ist das Kusenbad für mich ein Heimspiel. Im Dorf aufgewachsen, verbrachte ich unzählige meiner Jugendtage hier. Die Kindheit gehörte dem «Sträme», die Teenagertage dem «Chuese». Das Essen war damals aber kaum ein Grund, weshalb es mich ins kleine, familiäre Bad zog. Ganz anders als heute, das Baden wird fast schon zur Nebensache, aber beginnen wir – und selbstverständlich ohne jegliche persönliche Verbundenheit – von vorne. Das Kusen punktet bereits mit dem Standort des «Ristorante». Denn so klein die Seebadi ist, so nah müssen auch die Tische beim Wasser sein. Keine fünf Meter vom See entfernt, lässt sich das Essen gemütlich und mit herrlichem Blick auf das Zürcher Seebecken einnehmen, das Rauschen des Wassers sorgt für angenehmste Hintergrundmusik. Einen kleinen Wermutstropfen gibt’s: Da ist nämlich dieses Floss, das längst in die Jahre gekommen ist und gerne ersetzt werden dürfte. Abhilfe schafft zum Glück das den Namen des Pächters tragende Surfbrett, das die Coolness der „Badi-Bar“ perfekt unterstreicht.

Badi ohne Kinderklassiker …

Die Anzahl Sitzplätze ist mit gerade mal 38 beschränkt, an schönen Abenden der Andrang gross, aber unkompliziert wie es in Küsnacht ist, kann auch auf die Wiese oder auf die Steine ausgewichen werden. Die Einrichtung kommt schlicht daher, die Plastiktische und -stühle sind in unaufdringlichem Weiss gehalten, ganz badimässig halt. Damit hat es sich aber auch schon mit dem einfachen Standard, denn was Pächter Enzo Gentile mit seiner Partnerin Angela auftischt, könnte mit einem gehobenen Restaurant locker mithalten. Bestellt wird am kleinen Kiosk unmittelbar bei den Tischen, wo das Speiseangebot auf einer Tafel angepriesen wird, die täglich wechselnden Tagesangebote sind separat ausgeschrieben. Besonders angenehm ist, dass alles auf eine Rechnung geschrieben und das Zahlungsprozedere im Anschluss erfolgen kann – wenn alle hungrigen Mäuler gestillt sind und der grösste Andrang vorüber ist.Pasta gibt’s beim gebürtigen Italiener natürlich täglich – und wie alles andere auch, stets frisch zubereitet. Der Hit im Kusen sind aber – und das weiss natürlich, wer die Badi kennt – Spareribs, und die dürfen denn bei unserem Testessen nicht fehlen. Im Weiteren entscheiden wir uns für ein Thunfisch-Carpaccio, Felchenfilets sowie eine Focaccia mit Schinken und Käse. Im Angebot hätte es nebst der erwähnten Pasta (an unserem Abend Spaghetti allo scoglio) noch Dorade – ebenfalls eine Spezialität der Badi – und Kalbskotelette gehabt. Salat gibt’in Selbstbedienung beim Buffet.
Für die Kinder gibt’s Hot Dog, denn Pommes sucht man hier doch tatsächlich vergebens. Das Kusen ist der beste Beweis dafür, dass eine Badi ohne den Kinderklassiker schlechthin bestens bestehen kann. Nicht nur werden die Gäste vom unangenehmen Fettgeruch beim Frittieren verschont und die sportliche Badi-Figur geschont, auch die Dreikäsehochs scheinen dem vermeintlichen Lieblingsessen nicht lange nachzutrauern. Kaum einen Bissen genommen, scheint die Welt mehr als nur in Ordnung zu sein: das Brot wunderbar knusprig, das Wienerli knackig und warm, das Ketchup ausreichend. Was will Kind mehr?

… dafür mit der Freundlichkeit eines Chefkochs

Derweil verkürzen wir die Wartezeit auf unser Essen, das vom Pächter am Grill persönlich zubereitet wird, mit einem Bellini, der wunderbar fruchtig und süss daherkommt. Und schon bald befindet sich das köstliche Essen auf unserem Tisch: die saftig – und bereits vorgeschnittenen Spareribs, das mit Sellerie und Orange hübsch dekorierte und sehr fein geschnittene Tatar vom Thunfisch und die frischen Felchenfilets, angereichert und perfekt abgeschmeckt mit Tomatenwürfeln, Oliven, Kräutern und Olivenöl. Einen kleinen Abstrich gibt’s bei der Focaccia, kommt diese doch nicht im Fladenbrot aus Hefeteig daher, sondern im Paninibrot. Dafür besticht sie durch ihre Knusprigkeit. Auch erhalten wir anstelle der bestellten Variante mit Schinken und Käse eine mit Tomaten und Mozzarella, doch auch darüber können wir getrost hinwegsehen, denn das belegte Brötchen mit der feinen Pestosauce schmeckt vorzüglich. Wie wir später erfahren sollen, hat unser Besuch nur einen Tag nach dem diesjährigen Rekordsonntag von beinahe 1000 Badigästen stattgefunden, was dem Pächterpaar der kleinen Badi natürlich einiges abverlangt und einen langen Arbeitstag beschert hatte. Umso erstaunlicher – und doppelt erfreulich – wie freundlich und aufmerksam uns Enzo Gentile bei unserem Besuch bedient. Den Vortag sicher noch in den Knochen, lässt er sich seine Müdigkeit nicht anmerken, erkundigt sich, wie es sich für einen Chefkoch gehört, ob das Essen geschmeckt habe, und reicht uns zum Schluss einen Mandelkuchen zum Probieren. Auch die Süssspeisen werden täglich frisch zubereitet, hin und wieder gar vom Pächterpaar selbst. Fazit unseres Besuches: So klein und familiär die Badi Kusen ist, so frisch und liebevoll kommt auch das Essen daher. Die Speisen sind zwar nicht allzu üppig, doch wer möchte seine Bikini-Figur schon verlieren? Aber genug des Lobes, soll das Kusen bitte bleiben, was es ist: ein kleines Juwel in Küsnacht, ein grosser Geheimtipp am Zürichsee. (mmw)

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