Melone, Muscheln und Erinnerungen ans Meer

In der Küsnachter Seebadi ist der Sandstrand gleichzeitig ein Vor- und ein Nachteil. Viel Potenzial bietet die grosse Terrasse.

Die Terrasse ist riesengross. Breit und auch lang. Sie führt direkt auf den See hinaus, durch die Glasbalustraden kann man schön die schaukelnden Wellen und das glitzernde Wasser beobachten. Die grossen Sonnenschirme leuchten rot, eine Schweizerfahne flattert lustig im Wind. Der Rest ist Beton. Und Plastik. Leider. Es wäre genug Platz für Lounge-Ecken mir ein paar chilligen Sofas. Für eine Spielecke und vielleicht für ein paar Stehtische für den eiligen Espresso-Trinker. Aber zwischen Betonboden und -decke stehen schlichte Tische mit schwarzen Plastikstühlen. Wenn diese in der Sonne stehen, werden sie hübsch heiss. Sitzt man zu lange auf den gelochten Sitzflächen sieht mit den Abdrücken einfach jeder hinterher so aus, als habe er Cellulitis im fortgeschrittenen Stadium. Erfahrene Besucher legen praktischerweise ein Tuch über den Stuhl. Über allem liegt eine feine Sandschicht. Kein Wunder, ist der Strand ja direkt nebenan. Hier wird der Vorteil – der Sandstrand – leider zum Nachteil. Kurz: Das Badi-Café der Seebadi Küsnacht hat eindeutig Potenzial nach oben.

Individuelle Auswahl

Das kulinarische Angebot ist gross. Schnell schmerzt der Nacken, weil man so lange auf die Tafeln über der Theke starren muss. Einen Grossteil gibt es als Buffet: den Salat, aber auch warme Speisen wie Calamares, Kartoffelgratin, Thai-Curry, Reis, Broccoli, Frühlingsrollen oder auch Spareribs. Das ermöglicht auf der einen Seite die ganz individuelle Auswahl, weil nach Gewicht bezahlt wird. Allerdings stehen die Platten unter der Wärmelampe. Wie lange schon? Ausserdem war der Schöpflöffel, der nun im Reis liegt, vorher schon eindeutig im Curry. Bekannt ist die Küsnachter Seebeiz vor allem für die Muscheln, die zum Test natürlich mit Pommes bestellt werden. Dazu gibt es noch ein Thunfischsteak vom Grill. Stört es, dass der Koch in der kleinen Küche barfuss ist? Hauptsache, für ihn ist es okay und ihm tropft kein Fett auf die Füsse. Der selbst zusammengestellte Teller ist okay. Broccoli schmeckt halt gesund, die Köttbullar erinnern an ein Billy-Regal (irgendwie immer gleich), die Spareribs sind gut gewürzt. Der Summer auf dem Tisch vibriert und verrät, dass Fisch und Muscheln bereit zum Abholen sind. Die Muscheln sind gut und erinnern an die letzten Ferien am Meer. Der Sud ist fantastisch und kann mit dem frischen Baguette-Brot perfekt getunkt werden.

Wein und Glacé aus der Region

Der Thunfisch war leider etwas zu lang auf dem Grill und ist mit reichlich Sauce getränkt. So sehr, dass auch Menschen, die definitiv keinen Fisch mögen, zulangen könnten. Dazu wird frische Honigmelone serviert. Sehr lecker und saftig. Natürlich gibt es am Küsnachter Ufer auch die Klassiker: Wienerli, Hot Dog, Pommes rot/weiss und Glacé. Auch hier gibt es das kühle Dessert, es stammt aus der Region, ist wunderbar cremig und sehr aromatisch. Auch bei den Getränken gibt es das 08/15-Angebot und die Ausreisser: zum Beispiel einen Wein, der eigens in Küsnacht angebaut wird. Wer auf Alkohol verzichten will, kann sich mit dem selbstgemachten Eistee erfrischen. Wer sich dagegen gesund stärken will, entscheidet sich für das knackige Birchermüesli. Und für Kinder gibt es eine besondere Wand: Mit allerlei Schleckzeug zum Selbermischen. Da dauert das Aussuchen manchmal länger als der Genuss. Zügig geht es beim Personal zu. Ist der Andrang gross, werden mehrere Kassen geöffnet, damit die (guten) Pommes nicht schon kalt sind, wenn man am Tisch angekommen ist. Was aber ganz aussergewöhnlich ist in der Seebadi Küsnacht ist: Picknicken ist erlaubt. Für ganz kleines Geld kann sogar Plastikbesteck an der Kasse erworben werden. (bms)