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41/2017 Wine and Crime

Von adminZoZuBo ‒ 12. Oktober 2017

Kulinarisches Morden in Luxemburg

Im Mövenpick-Weinkeller trug sich Schauerliches zu. Der deutsche Autor und Journalist Tom Hillenbrand las aus seinem kulinarischen Krimi «Gefährliche Empfehlungen», in dem der Sternekoch Xavier Kiefer in seinem Milieu ermittelt.Der Weinkeller war bis auf den letzten Platz besetzt.

Hermann Suren vom Kulturkreis Zollikon strahlt über das ganze Gesicht. Auch die siebte Austragung von «Wine and Crime» ist ein voller Erfolg. Der Weinkeller der Mövenpick-Kellerei quillt beinahe über. «Wir mussten die Türen schliessen und durften wegen feuerpolizeilichen Vorschriften niemanden mehr einlassen», erklärt er. Es hätten noch mehr Besucher kommen wollen, freut er sich. Das Format der Lesung durch einen Krimiautoren verbunden mit Weindegustation sei wirklich ein Renner, praktisch jedes Mal hätten sie «full house».

Nun, das Konzept ist auch bestechend. Und damit der nötige Boden für den Wein vorhanden ist, werden auch Häppchen angeboten. Diesmal stand das Publikum für ein Risotto mit Pilzen an, eine gute Wahl, wenn über das Morden im Sternekoch-Milieu erzählt wird.  Zum Erfolg trägt auch der Autor bei. Der deutsche Tom Hillenbrand, der optisch eher wie ein Lehrer wirkt als wie ein mordender Schriftsteller, erzählt witzig und lebhaft die Geschichte von den Irrungen und Wirrungen, die um das Verschwinden einer antiken Ausgabe des berühmten französischen Gastroführers »Guide Bleu« entstehen. Und das in Luxemburg, das doch eigentlich so klein und überschaubar ist.

Wahre Küchenschlachten

Was auffällt, ist, wie präzise Tom Hillenbrand die einzelnen Szenen schildert. Sein Streifzug durch verschiedene Küchen und deren Gerätschaften, sei es nun eine Sterneküche oder ein Fastfood-Lokal, zeugt von hoher Fachkompetenz und ist auch für Laien lehrreich. Als der Sternekoch in seinem Restaurant von drei Killern angegriffen wird, entwickelt sich die Geschichte zur grotesken Küchenschlacht. Mit massiven Kasserollen-Deckeln als Kugelschutz und einem Profi-Grill als Waffe. Alles ist so lebhaft beschrieben, dass man die Bilder vor sich sieht.

Unter den Zuhörern ist auch der Zolliker Gemeinderat Urs Fellmann, der den Abend geniesst. «Das ist eine spannende Geschichte, die der Autor erzählt», lobt er. Dass so viele Leute anwesend sind, freue ihn auch für den Kulturkreis. «Trotz der Nähe zu Zürich gelingt es dem Kulturkreis immer wieder, vielen Zollikern einen spannenden Abend zu bescheren.»

Wo ist der «Guide Bleu»?

Frankreichs legendärer Gastroführer »Guide Gabin« lädt zu einem rauschenden Fest in seinem neuen Firmenmuseum in Paris und der Luxemburger Koch Xavier Kieffer ist mittendrin. Während der Feier verschwindet eines der Exponate – die extrem seltene Ausgabe des »Guide Bleu« von 1939, von der nur wenige Exemplare existieren. Kieffer beginnt, Nachforschungen anzustellen. Bald erfährt er, dass wegen der Sternebibel bereits mehrere Menschen sterben mussten. Aber was ist so gefährlich an einem über siebzig Jahre alten Restaurantführer? Auf der Jagd nach diesem Werk erfährt der Leser viel über den Wandel der französischen Haute Cuisine und die Küchenutensilien in einer Profi-Küche. Und er lernt exotische Begriffe kennen – zum Beispiel, dass mit «Bounenschlupp» ein luxemburgischer Bohneneintopf gemeint ist.

Begeistertes Publikum

Silvia Wicki aus Erlenbach hat von einer Freundin vom Anlass gehört und sofort beschlossen, hinzugehen. Sie hat alle Bücher von Tom Hillenbrand gelesen und ist ein Fan. «Von der Lesung bin ich nicht so begeistert», meint sie. Seine Bücher seien spannend, unterhaltsam und witzig, das sei bei der Lesung nicht so herausgekommen, aber beim Lesen mache man sich halt ein Bild. Den Organisatoren windet sie ein Kränzlein und der Risotto sei ausgezeichnet gewesen. Auch die Dame an der Eingangskasse ist begeistert. Sie hat alle Bücher von Tom Hillenbrand gelesen. Sie sei in ihrer Kindheit oft bei einem Onkel in Luxemburg gewesen und der habe in einem der Häuser gewohnt, das der Autor beschreibe. Die Gegend und die Leute würden ihr bekannt vorkommen, es sei wie eine Reise in die Kindheit.

Bleibt zum Schluss noch der Autor. Thomas Hillenbrand hat schon mehrmals in der Schweiz gelesen. Das Publikum sei toll, das Ambiente im Weinkeller einzigartig. Und er schreibe noch, bis er umfalle. Seine Fans werden das gerne hören. (wn)

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