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42/2017 «Die perfekte Stelle für mich»

Von adminZoZuBo ‒ 19. Oktober 2017

«Die perfekte Stelle für mich»

Ende September wurde Adelheid Jewanski zur neuen Pfarrerin der reformierten Kirche in Zumikon gewählt. Obwohl die 56-Jährige nun alleine ein Amt übernommen hat, das früher drei Personen geteilt hatten, ist die Pfarrerin mit deutschen Wurzeln zuversichtlich: «Diese Stelle war ein absoluter Glücksfall.»

Im September 2016 haben Sie die Vertretung des Pfarramts der evangelisch-reformierten Kirche in Zumikon übernommen. Nun wurden Sie diesen September offiziell als neue Pfarrerin gewählt. Was war das für ein Gefühl für Sie?

Ein wunderbares. Ich habe mich sehr über meine Wahl gefreut, vor allem, da ich von über der Hälfte der Gemeindebewohner als neue Pfarrerin gutgeheissen wurde. Diese Stelle hier war ein absoluter Glücksfall für mich. Als ich vergangenen Herbst von der Kirchgemeinde in Hombrechtikon wegging und mich nach einem neuen Arbeitsplatz umsah, verliessen hier in Zumikon auch zufälligerweise gleich alle drei Pfarrpersonen die Gemeinde – das traf sich deshalb zeitlich bestens.

Also haben Sie alleine eine Pfarramtsstelle übernommen, die sich zuvor drei Personen gemeinsam geteilt haben?

Ja, zuvor haben sich das Ehepaar Harms und Rico Barfuss das Pfarramt mit einem Gesamtpensum von 200 Stellenprozenten geteilt. Dieses wurde um die Hälfte gekürzt und ich bin nun alleine für das Pfarramt zuständig. Anfangs habe ich mich gefragt, wie ich das schaffen soll. Früher konnten sich die Drei mit den Gottesdiensten abwechseln, falls jemand verhindert war – für mich kann nun niemand einspringen, da ich die einzige Pfarrperson bin. Deshalb müssen wir ehemalige Pfarrpersonen für jene Sonntage, an denen ich nicht anwesend sein kann, als Vertretungen anfragen.

War es ein Problem, dass Sie ein neues Pfarramt innerhalb desselben Bezirks angenommen haben?

Mehrheitlich nicht. Es gab zwar kritische Stimmen, die meinen Wechsel nicht nachvollziehen konnten, doch die meisten hatten auch Verständnis für meine Entscheidung. Vor allem jetzt, wo sie sehen, wie wohl ich mich hier fühle, leuchtet es ihnen ein, dass ich besser nach Zumikon passe. Hier kann ich gut wirken, ich habe die perfekte Stelle für mich gefunden.

Weshalb sagt Ihnen Zumikon so zu?

Ich mag die Kleinheit der Gemeinde. Das Erste was mir damals zu Zumikon durch den Kopf ging, war: klein, aber fein. Auch das Dorfzentrum mit dem Gebäudekomplex, wo sich die Räume der reformierten, der katholischen und der politischen Gemeinde in einem Haus befinden, hat mir sehr zugesagt.

Was möchten Sie in Ihrem Amt als Pfarrerin bewirken?

Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die Kirche als Anlaufstelle gilt und wir unseren Teil zur Beziehungspflege mit der Bevölkerung beitragen können. Die Vernetzung im Dorf ist mir wichtig. Zudem liegt es mir am Herzen, dem Vertrauen, das mir die Bewohner von Zumikon durch ihr Ja an der Urne gegeben haben, gerecht zu werden. Ich möchte die volle Verantwortung für das Pfarramt übernehmen, jederzeit als Ansprechperson für Jung und Alt zur Verfügung stehen und mich engagiert für die Bedürfnisse der Kirchenmitglieder einsetzen.

Welche Herausforderungen kommen in Ihrer neuen Pfarrgemeinde auf Sie zu?

Eine mögliche Herausforderung sehe ich in den vielen Abdankungen. Dabei empfinde ich es als Schwierigkeit, trotz dieser unzähligen Abschiede im Fokus zu behalten, wie man das Gemeindeleben möglichst lebendig gestalten kann.

Ein weiteres Problem vieler Kirchen stellt der Nachwuchsschwund dar. Viele Junge treten kurz nach ihrer Konfirmation wieder aus der Glaubensgemeinschaft aus, da sie mit einigen Ansichten dieser nicht einverstanden sind. Gibt es auch für Sie Aspekte, in denen Sie uneinig mit der Kirche sind?

Beim katholischen Glauben könnte man vielleicht eher sagen, dass man mit gewissen Ansichten nicht einverstanden ist. Die reformierte Kirche dagegen ist in dieser Hinsicht meiner Meinung nach freier. Ich kann jedoch verstehen, dass einem der Gottesdienst – so wie er traditionell gefeiert wird – fremd vorkommen kann. Deshalb haben wir im Rahmen des Projektes «Kooperation 5+», bei welchem sich die reformierten Kirchgemeinden Zollikon, Zumikon, Küsnacht, Erlenbach und Herrliberg für eine gemeinsame Entwicklung einsetzen, sogenannte Profil-Gottesdienste entwickelt. Dabei handelt es sich um formal unterschiedliche Gottesdienste, wo es für jeden Geschmack etwas dabei haben soll. So können die Besucher zwischen einer Pop-, Jazz-, Kultur- oder einer traditionellen kirchlichen Feier wählen. Das Projekt startet nächstes Jahr.

Sie üben bereits seit über 20 Jahren das Métier der Pfarrerin aus. Wie kamen Sie zu diesem Berufswunsch?

Ich bin bereits in einem christlich-geprägten Elternhaus aufgewachsen, deshalb konnte ich mich, seit ich mich erinnern kann, mit der christlichen Tradition und Praxis identifizieren. Konkret wurde der Berufswunsch jedoch erst während meines Abiturs. Ich hatte damals einen genialen Religionsunterricht, in welchem die Lehrerin mit uns Inhalte behandelte, die ich dann im Studium wieder antraf. Zu dieser Zeit erkannte ich, wie vielfältig theologische Themen und Zusammenhänge sein können. Hinter dem Wort Religion verbergen sich nicht nur Glaube oder Nicht-Glaube, sondern auch gesellschaftliche, psychologische, pädagogische sowie philosophische Fragen stecken dahinter. Diese breite Palette an Themen und die verschiedenen Facetten begeistern mich jeden Tag aufs Neue in meinem Beruf.

Wer ist Adelheid Jewanski privat?

Ist das denn so getrennt? (lacht). Ich bin die, die ich bin und die Werte, die ich als Pfarrerin habe, sind auch in meinem Privatleben von grosser Bedeutung. Den Ausgleich zu meinem Berufsalltag suche ich jedoch im Rudern oder Meditieren. Seit einigen Jahren bin ich Mitglied im Ruderclub Stäfa, wo ich jeden Montag trainiere. Meine Leidenschaft zum Meditieren entdeckte ich bereits mit 20 Jahren. Die Meditation hilft mir dabei, abschalten zu können. Besonders faszinierend finde ich dabei die Stille. Zudem sind mir Freundschaften sehr wichtig. Da ich beruflich sehr eingespannt bin und weder einen Partner noch Kinder habe, schaue ich, dass ich regelmässig meine Freunde sehe. Beziehungen sollte man pflegen, um sich austauschen zu können und füreinander da zu sein. (cvd)

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