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48/2017 Die morgendliche Muntermacherin vom «Eggä»

Von adminZoZuBo ‒ 30. November 2017

Die morgendliche Muntermacherin vom «EggÄ»

Ihr Lachen ist unverwechselbar. Es erfreut jeden Handwerker und Kantinenbesucher. Die Frau für alle Fälle, wenn es um das frühmorgendliche Wohlbefinden geht, heisst Priska Linsi.

Sie steht jeden Tag unter der Woche hinter der Theke der «Kantine im EggÄ», erfüllt beim Znüni im Gewerbezentrum fast jeden Wunsch. Sie macht ihre Arbeit mit Leidenschaft und das spüren alle Gäste. Bereits um 5.45 Uhr streicht sie in der kleinen Küche frische Brote, rüstet die ersten Gemüse fürs Mittagessen oder füllt die Kaffeebohnen nach. Denn wenn die ersten Handwerker ab 6.30 in die Znüni-Pause kommen, müssen die Gipfeli und Snacks bereitstehen. Generalstabsmässig wird die Kundschaft bedient, aber immer charmant und mit einem aufmunternden Lachen. Die attraktive Anfangsvierzigerin wirtet seit zwei Jahren in der Kantine des Gewerbezentrums Zollikon. Keine einfache Aufgabe, aber eine, die auf Priska Linsi zugeschnitten ist. Ihren Wirkungskreis sieht sie als wichtig und erfüllend an. Sie hört und sieht es den Gästen an, wie deren Stimmung und Wohlbefinden ist. Ein wohlwollender, humorvoller Schwatz oder einfach nur hinhören und die Sorgen und Freuden der Stammkundschaft mitempfinden, das ist das, was ihr besonders gefällt.

Muttersein ist das beste

In Fehraltorf aufgewachsen, zog Priska Linsi infolge der Scheidung ihrer Eltern nach Hinwil, wo sie die letzten Schuljahre absolvierte. Anschliessend an ihren Lehrabschluss zur Coiffeuse reiste sie ein halbes Jahr durch Thailand und Malaysia. Ein richtiger Befreiungsschlag, sie genoss es, unterwegs zu sein, ohne dass jemand ihr Vorschriften machte oder Anweisungen erteilte. Kurz nach ihrer Rückkehr lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen. Schon bald läuteten die Hochzeitsglocken und ein Jahr später gebar sie ihre Tochter Naomi und nach weiteren zwei Jahren freuten sie sich über die Geburt von Leila. Was für eine Zeit als Mami und Ehepartnerin: «Es war eine wunderschöne Zeit, ich bin als Mutter geboren. Bereits als Kind habe ich meinen Bruder im Stubenwagen umhergeschoben.» Mutter sein war ihr Wunsch seit ihrer Kindheit. Mit Hund und Kindern zog sie gerne ausgiebig durch den Wald, ihren Lieblingsspielplatz. Nachdem «Lothar» das grosse Orkantief vom November 1999, gewütet hatte, gab es genug Holz und Baumstämme, um Tipis und Hütten zu bauen. Nach vorne offen, sodass man im Trockenen sass und die Wurst am Feuer grillieren konnte bei grösstem Regenfall. Dabei fehlten die Zwergenhäuser ebenso wenig wie im Rucksack die drei Blockflöten – «Spöizchnebel» wie sie lachend präzisiert.

Wie ihr Mann arbeitete sie einzelne Tage in einem Durchgangszentrum für Asylbewerber in erster ­Phase. Sie betreute Familien und auch Einzelpersonen, die gleich von der Grenze her ins Zentrum Inselhof in Bauma eingewiesen wurden. Doch nach nur fünf Jahren ihrer Mitarbeit wurde die Lokalität für andere Zwecke verwendet und das Durchgangszentrum wurde geschlossen. Was nun? Das Ehepaar verlor den Job gleichzeitig. Das war der Moment, da sie zwei Stellenangebote erhielt und ihr Mann, der länger auf der Suche nach einer neuen Arbeit war, sowieso das eigene Haus umbauen wollte. So fassten sie einen Rollentausch ins Auge. Priska Linsi liebt die Arbeit, den Kontakt mit Menschen und sie fand eine neue Stelle bei einem Industriebetrieb in der Produktion für Brandmelder. Nicht nur ihre Arbeit, auch ihre Ideen fanden Anklang bei ihrem Vorgesetzten und sie bekam die Chance sich weiterzubilden. Ihr Ehemann hingegen übernahm es, daheim mit den beiden Töchtern den Alltag zu bestreiten und sie zu betreuen.

Bis zum unerwarteten Tod ihres Chefs blieb Priska Linsi ihrem Arbeitgeber in Volketswil treu. Dann wechselte sie in die Personalplanung eines anderen Industriebetriebs für Lebensmittel. Das Zeitmanagement der Einsatzpläne und der Maschinendisposition wurde ihr anvertraut und diese Aufgabe erfüllte sie zehn Jahre lang mit grossem Engagement. Dazu kamen die Organisation und Bewirtschaftung von Packmaterial und Rohmaterial für die Arbeits­plätze. Während dieser Zeit lebten sie und ihr Mann sich auseinander und beschlossen getrennte Wege zu gehen. «In sehr gutem Einvernehmen, wir waren uns einig und begossen nach der Gerichtsverhandlung unsere Scheidung mit einem Glas Champagner.»

Dem Herzen gefolgt

Priska Linsi lächelt. Sie ist eine positiv denkende Persönlichkeit. Aus einer lockeren Freundschaft mit einem Zolliker wurde eine Liebesbeziehung. Kurz bevor ihre Töchter in die Berufslehre kamen, waren es gerade sie, die Priska bestärkten, mit ihrem neuen Partner zusammenzuziehen. Und so folgte sie ihrem Herzen. Als die Töchter vor zwei Jahren ihre eigenen Wege gingen, zog sie mit ihrem Partner von Dürnten nach Zollikon und das war der Moment, in dem sie sich einmal mehr beruflich neu orientieren wollte.

Ein Traum wird wahr

Als Kind hatte sie von ihrem eigenen Haus geträumt, und das kurz vor Weihnachten, als sie mit den Vorstellungen ihres Mamis mal nicht einverstanden war. Für die Fünf­jährige war klar, dass das ausgediente Hühnerhaus die perfekte Lösung war, um dem Konflikt aus dem Wege zu gehen. Sie wollte eine Heizung einbauen, um die winterliche Kälte besser aushalten zu können. Auf Anfrage bei der Mutter, ob sie das machen dürfe, meinte diese nur, dafür brauche es eine Baubewilligung von der Gemeinde. Das war eine Antwort, die es ernst zu nehmen galt. Schnurstracks marschierte sie ins Gemeindehaus, wo sie sich nach einer Baubewilligung erkundigte. Der Gemeindeschreiber, ein alter Freund der Familie, schrieb ihr sodann die «Bewilligung», es war ein freundlicher Brief an ihre Mutter, für die Heizung im Haus. Zur Umsetzung kam es leider nie, da fehlte die Unterstützung der Erwachsenen, die mit hätten anpacken müssen.

Die Rolle, die sie sich für das Hühnerhaus zugedacht hatte, kann sie jetzt endlich ausfüllen: Sie lebt auf als Gastgeberin in ihrem eigenen Betrieb, der «Kantine im EggÄ» was soviel heisst wie «Eifach günschtigs, guäts Ässä». Diese ist so beliebt, dass täglich auch Gäste von ausserhalb des Gewerbezentrums bei Priska Linsi einkehren. Mit Aktivitäten und speziellen Abendveranstaltungen, wie beispielsweise dem Launch der Fussball-WM dem «Donnerstagstamm» immer am ersten Donnerstag im Monat, möchte sie ihre Kunden zusätzlich verwöhnen. Ein Platz an der Feuerschale, bei einem Bier oder Glas Wein, soll ihnen zu einem gemütlichen Ausklang der Woche verhelfen.

Die Kreativität, die sie als Coiffeuse lernte, kommt Priska Linsi jetzt
zu gute, wenn sie die Menues kreiert. Mit ihren Mitarbeitenden, einer Teilzeitköchin und einem Koch, hat sie ein perfektes Team für alle kulinarischen Belange. Sie strahlt: «Wenn aus Berufung Beruf wird, wenn dein Talent am richtigen Ort ‹werkelt›, dann bist du glücklich. Das fühlt sich grossartig an. Ich bin daran, das Kochen zu verbessern und dabei von all meinen Mitarbeitenden etwas dazuzulernen.» (cef)

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