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51/2017 «Gemeinsame Vorfreude und Nervosität»

Von adminZoZuBo ‒ 21. Dezember 2017

«Gemeinsame Vorfreude und Nervosität»

Zwischen Krippenspiel und Blumenrain: Prisca Wachter weiss, wie alte und ganz junge Menschen die Adventszeit erleben.

Die vergangenen Wochen waren für viele von uns hektisch und stressig. Es galt Geschenke zu kaufen, Guetsli zu backen, Geschenke einzupacken, die Familienlogistik zu klären. Wer feiert wann wo mit wem? Je grösser die Familie, um so komplizierter der Plan. Es galt auch, den Jahresabschluss fertig zu bekommen, die letzten Rechnungen zu schreiben und die jährliche Frage zu klären: Wo feiern wir Silvester? Und natürlich wollte man auch noch auf den Weihnachtsmarkt, um Freunde zu treffen – die man nicht selten zuletzt letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt getroffen hat. Und die Weihnachtskarten wollten ja auch noch verschickt werden. Für zwei Gruppen gilt dies alles nicht: für Kinder und für Senioren. Eine, die weiss, wie sich die Vorweihnachtszeit für diese anfühlt, ist Prisca Wachter aus Zumikon. Mehr als zehn Jahre lang hat sie das Krippenspiel in Zumikon mitorganisiert und das «Fiire mit de Chliine» mitgestaltet. Hauptberuflich arbeitet die gebürtige Zollikerberglerin in der Administration und am Empfang des Wohn- und Pflegezentrums Blumenrain und ist Ansprechperson für alle möglichen Fragen, die die Bewohner haben.

«Was aber Kinder und alte Menschen gemein haben, ist die Vorfreude und die damit verbundene Nervosität», erklärt sie. «Die stieg damals, je näher das Krippenspiel kam, und die steigt auch hier im Haus bei den Bewohnern.» Viele wollten vorher auf jeden Fall noch zum Coiffeur. Andere fragten öfters nach, wann die Feier jetzt anfange, wo das Essen stattfinde oder neben wem sie denn nun sässen. Alle ziehen sich festlich an für die Weihnachtsfeier im WPZ.

Freude pur

Aber natürlich gebe es dennoch grosse Unterschiede. Das weiss Prisca Wachter, der die Liebe im Umgang mit Menschen – ob jung, ob alt – anzusehen ist, ganz genau. Bei den Kindern kommt zu der Anspannung und Nervosität einfach Freude pur hinzu. Das sei bei den Bewohnern im Blumenrain nicht immer so. «Da kommt manchmal auch die Trauer oder eine gewisse Melancholie hoch.» Gerade Bewohner, die im vergangenen Jahr einen Menschen verloren hätten, würden das Fest mit gemischten Gefühlen begehen. «Es gibt auch diejenigen, die sich ganz zurückziehen, für sich sein wollen. Das respektieren wir natürlich.» Für Kinder ist naturgemäss das Essen an Weihnachten nicht so wichtig. Viele wären mit einer Portion Pommes wahrscheinlich schon zufrieden. Hauptsache, es gibt die richtigen Geschenke. Der Spass am guten Essen, am kulinarischen Genuss, der kommt mit dem Alter. «So gab es an unserer Weihnachtsfeier im Blumenrain ein wunderbares Festessen», erzählt Prisca Wachter. Überhaupt: Niemand werde allein gelassen. Alle Mitarbeitenden des WPZ gestalten den Anlass besinnlich und festlich. «Jeder Bewohner darf zum Beispiel zwei Angehörige mit zur Weihnachtsfeier bringen, mit denen sie dann auch im weihnachtlich geschmückten Blumenrain essen. Manche werden aber über die Festtage auch von ihren Angehörigen abgeholt.»  Die Weihnachtsfeier im WPZ gestalten Vertreter der Kirchen mit, ein Chor singt altbekannte Weihnachtslieder und regt zum Mitsingen an. Dann gibt es die Kutschenfahrten. Und am Samichlaustag waren gleich zwei Samichläuse und ein Schmutzli im Haus auf allen Etagen unterwegs und haben die Bewohner mit einem traditionellen Chlaussäckli beschenkt. Prisca Wachter erinnert sich noch gut daran, wie sie selber als Kind vor Samichlaus und Schmutzli gestanden hat. Angst habe sie vielleicht schon ein bisschen gehabt, vor allem aber Respekt und sich aber doch immer gefragt, woher der Mann das alles über sie wusste.
 

Alle wollten Maria sein

Sie selber wird am Heiligabend im Kreise der Familie – Ehemann, Söhne, Eltern und Schwester mit Begleitung – feiern. Dann gibt es auch gutes Essen, einen echten Baum und eventuell auch etwas Musik. Die Söhne spielen Trompete und Saxophon. «Aber ich müsste die wirklich innig bitten, dass sie etwas vorspielen.» Früher war das adventliche Engagement der Jungs grösser. Jahr für Jahr haben sie als Hirten beim Krippenspiel mitgespielt. «Bis das Hirtenkostüm wirklich nicht mehr gepasst hat», lacht die Mutter. Sie wird froh gewesen sein, dass sie zwei Jungs hatten. «Die Mädchen wollten jedes Jahr beim Krippenspiel immer alle Maria sein», weiss sie noch. «Dabei steht die da nur rum und hat kaum Text zum Aufsagen. Vielleicht deswegen.»

Im Laufe der Jahre sei sie auch beim Krippenspiel in eine richtige Mami-Rolle hineingewachsen. Ob die Kinder während der Proben zur Toilette mussten, Bauchweh be­kamen, ihr Mami vermissten oder einen Ohrring verloren, für alle Sörgeli war Prisca Wachter Ansprechpartnerin. «Das war eine schöne und unvergessliche Zeit. Wir haben immer versucht, etwas Neues zu bringen, auch wenn man die Weihnachtsgeschichte nicht umschreiben kann. Dazu gehören eben der Stall, die Hirten und Engel, Maria und Josef. »Auch im Blumenrain ist sie Ansprechpartnerin, versucht jedem zu helfen. Es ist ein grosser logistischer Akt, für alle schön zu decken, zu dekorieren, eine schöne Weihnachtsfeier zu organisieren. Damit dies alles klappt, leisten alle Mitarbeitenden im Blumenrain einen grossen Beitrag. «Wir möchten, dass jeder hier im Haus das Weihnachtsfest so feiern kann, wie es für ihn schön ist. Das ist uns auch dieses Jahr bestimmt gelungen!» (bms)

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