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02/2018 Eine Dernière im Zeichen des Neuanfangs

Von adminZoZuBo ‒ 11. Januar 2018

Eine Dernière im Zeichen des Neuanfangs

In seinem letzten Salz-und-Pfeffer-Gottesdienst legte der Zolliker Pfarrer Simon Gebs den Fokus auf einen Neuanfang. Gemeinsam mit den Besuchern schaute er aber auch zum Ursprung vor zehn Jahren zurück, als er noch nicht gewusst hatte, ob sein modernes Format überhaupt Anklang finden würde. Ab Februar 2018 startet die Kooperation 5+ mit einer neuen Reihe moderner Gottesdienste.

Die Kerzen brennen. Beleuchten die Stille während des Gebets und auch danach, als die Besucher des Salz-und-Pfeffer-Gottesdienstes erneut zum Singen anstimmen. Gerade haben sie das Ritual zum letzten Mal vollzogen. Haben nacheinander eine Kerze an der Flamme entfacht und sie, einen stillen Dank oder Wunsch aussprechend, im Sand aus Salz und Pfeffer vergraben. Danach spricht der evangelisch-reformierte Pfarrer Simon Gebs seinen Segen aus und erinnert die Besucher an das Grundvertrauen, dass «Gott immer mit uns auf dem Weg ist» und wir «den Mut haben dürfen, diesen Weg zu gehen.»

Denn auch er selbst hätte es vor zehn Jahren als grosses Wagnis empfunden, einen Gottesdienst zu gestalten, der anders, modern und «losgelöst von der DRS-2-Kultur» sein sollte, in der sich die meisten Gottesdienste noch immer bewegen würden. Der Frust ob dieser Monokultur bewegte ihn dazu, etwas Neues auszuprobieren. «Denn nichts ist so beständig wie der Wandel», erinnert er. Es gehöre zum menschlichen Wesen, die Zeit zu rhythmisieren. Etwas zu beenden, um Raum für Neues zu schaffen. Deshalb würde die Dernière des Gottesdienstes ganz gut in den Januar, den Neuanfang eines Jahres, passen. «1995 lebten in Zollikon noch 6000 Reformierte. Heute sind es noch rund 4000», verrät der 52-Jährige, der seit 21 Jahren als Pfarrer in Zollikon tätig ist.

Modern und musikalisch

Hinter den Bankreihen sind an drei Wäscheleinen farbige Zettel aufgehängt. Auf den weissen haben die rund 100 Besucher ihre schönsten Erinnerungen aus den letzten zehn Jahren festgehalten, auf den gelben Zetteln, was sie am Gottesdienst besonders mochten und auf den roten, was hätte besser sein können. Der Erfolg seines Formats über die Jahre habe den Pfarrer erneut gelehrt, «dass auch hier die zu Beginn aufgekommenen Zweifel unbegründet waren.» Nun auf die gemeinsame Zeit zurückzuschauen, löse in ihm neben der Vorfreude auf etwas Neues aber doch auch Wehmut aus.

Und bald wird auch für den neutralen Zuschauer klar, weshalb: Die Anzahl gelber Zettel überragt die der roten am Schluss um das Vierfache. Besonders haben dem Publikum die lebensnahen Themen gefallen, die moderne Offenheit und der Humor des jungen Teams. Das gemeinsame Singen, die vielen Interaktionen, Momente aus dem Ritual mit den Kerzen, der Gottesdienst mit den Flüchtlingen oder der Moment, als Simon Gebs sein eigenes Facebook-Profil live eröffnete, sind nicht nur dem Pfarrer, sondern auch vielen Zollikerinnen und Zollikern in spezieller Erinnerung geblieben. Die gemeinsame Nostalgie hat in diesem Moment eine Kraft, die auch diejenigen zu verstehen beginnen, welche nicht von Beginn weg zum Stammpublikum gehörten.

Es ist aber nicht nur die Art und Weise, wie Simon Gebs und sein Team die kirchlichen Botschaften interpretierten und gemeinsam
mit dem Publikum inszenierten, die für die Besucher den Unterschied machte. Auch die Musik spielte eine wichtige Rolle. Die Band b-sides unter Chorleiter Beat Dähler lockte die Besucher mit ihrer Mischung aus Rock und Pop am Samstagabend regelmässig in die Kirche und überzeugte die
Gäste auch mit ihrem Repertoire aus Gospel, Jazz oder Countryrock. Für Sängerin Natalie Gozzi ist der letzte Auftritt der dritte beim Zolliker Pop-Gottesdienst. «Der lockere Rahmen und der Austausch mit dem Publikum waren für mich das Spezielle», wird auch sie am Schluss über den Anlass sagen, als die Besucher bereits beim Apéro sind und nur noch der Rauch der ausgepusteten Kerzen an das finale Ritual erinnert.

Kooperation 5+ bringt neue Formate

Dass der Salz-und-Pfeffer-Gottesdienst nun in dieser Form nicht mehr existieren wird, sieht Simon Gebs – ganz im Zeichen des Neuanfangs – als Chance zu gemeinsamer Stärke: «Dank der verstärkten Kooperation mit den Kirchgemeinden Zumikon, Küsnacht-Erlenbach und Herrliberg können nun verschiedene neue Formate kreiert werden.» Ab Sonntag, 4. Februar 2018, startet in der reformierten Kirche im Zollikerberg die Reihe mit dem Namen «Pop-Up». Der neue Gottesdienst wird von Simon Gebs zusammen mit der Küsnachter Pfarrerin Judith Wyss geführt und soll einige Elemente aus dem bisherigen Format in sich weiterleben lassen. «Wir wollen sogar noch einen Zacken zulegen», verrät Simon Gebs. Und er sagt es in einer Selbstverständlichkeit, die die Kraft der Botschaft widerspiegelt, die durch den ganzen Abend trägt: «Denn nichts ist so beständig wie der Wandel.» Und das ist gut so. (vk)

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