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6/2018 Ein Buch wie ein Gedicht

Von adminZoZuBo ‒ 8. Februar 2018

Ein Buch wie ein Gedicht


Vom Bratschenbogen zum Stift: Verena Guran-Fierz legt mit «Pino und sein Wolf» ein emotionales Werk mit einfühlsamen Zeichnungen vor.

Das Buch kommt ganz unaufdringlich daher. Da sitzt ein gezeichneter Junge. Die Striche sind zart, mit spitzem Stift zu Papier gebracht. Etwas verschnörkelt der Titel: Pino und sein Wolf. Doch was so schüchtern des Weges kommt, ist voller Kraft. Mit «Pino und sein Wolf» hat Verena Guran-Fierz ein ganz dichtes Buch voller Emotionen geschaffen. Die Sprache ist klar, fast kühl. Muss sie wohl auch, weil das Beschriebene schon aufwühlend genug ist. Die Autorin geht keine Nebenwege, macht kaum Nebensätze. Sie ist beschreibende Beobachterin des Jungen, dem viel Leid passiert. Der von einem Zuhause, das eigentlich keines ist, wegläuft. Der in einem Wolf endlich einen Freund, einen Verbündeten findet. Der Junge geht einen schwierigen, steinigen Weg und verliert seinen einzigen Freund. Doch es gibt ein glückliches Ende – für Pino zumindest. Verena Guran-Fierz zeigt mit ihrem neuen Buch, dass es wohl stimmt: Lang schreiben kann jeder. Aber die Essenz einer Geschichte zu Papier zu bringen, das ist die Herausforderung. Wie bei einem Gedicht muss jedes einzelne Wort genau da stehen, wo es jetzt steht.

Lange den Wolf studiert

Die geschriebene Geschichte aus Italien ist das eine. Das andere sind die wunderschönen Zeichnungen, die die Story begleiten. Da ist der Junge mit den feinen Gesichtszügen, der starke Wolf, ein Hof, eine Kirche. «Ich war an vielen Orten in Italien, habe Fotos gemacht und gezeichnet», erinnert sich die 74-Jährige. Jede Zeichnung in dem Büchlein hat einen realen Hintergrund. «Ich habe auch lange Wölfe studiert. Mir genau angesehen, wie sie sich bewegen. Das können einem Fotos nicht vermitteln», erzählt die Zumikerin weiter. Nun legt sie ein intensives Buch vor, das wohl eher ein Märchen für Erwachsene ist, denn für Kinder. «Es war ein Problem für den Verlag, meine Zielgruppe zu orten. Eigentlich schreibe ich doch für Menschen», lächelt sie. Verena Guran-Fierz liebt Märchen, und so hat sie schon zuvor «Der schwarze Vogel und andere Märchen» publiziert. Dabei sind die Malerei und das Schreiben gar nicht ihre erste Leidenschaft. Das war jahrelang die Bratsche. Nach ihrer Matura am Freien Gymnasium Zürich ging sie nach Wien, studierte dort kurz Geschichte und begeisterte sich schnell für das Instrument. Sie spielte in Orchestern, machte Kammermusik und musste feststellen, dass die Bratsche ein schönes, aber auch ungesundes Instrument ist. Der Rücken machte nicht mehr mit. Also tauschte sie den Bogen mit dem Bleistift und begann zu zeichnen.

Engagement für die Umwelt

Es ist wohl nicht erstaunlich, dass in ihren Geschichten immer wieder Tiere auftauchen, ist sie selber ein Tiernarr. Noch jetzt hat sie zwei Pferde, die sie reitet oder voltigiert. Oder die sie mit ihrer Enkeltochter besucht. «Tiere gehörten einfach immer zu meinem Leben», erzählt sie. Zu ihrem Leben zählt aber auch, sich zu engagieren für die Umwelt. So kümmert sie sich um Aufforstungsprojekte weltweit, rief das Projekt «From Desert to Paradise» ins Leben und auch die Aktion «1000 Bäume für die Zukunft». Verena Guran-Fierz ist nicht streitlustig um der Lust willen, sie fühlt sich eher verpflichtet. «Das ganze Land wird zugebaut. Mit Strassen, Häusern, Plätzen.» Also lässt sie ihre Gedanken gerne schweifen in die Höhe und denkt sich eben so wunderschöne Geschichten wie die von Pino aus. Ist die Story im Kopf fertig, wird sie blitzschnell aufgeschrieben und inhaltlich werde dann im Anschluss gar nichts mehr verändert. Das stimmt zumindest für ihre eigenen Geschichten. Wenn sie sich aber gemeinsam mit der fünfjährigen Enkelin Geschichten ausdenkt, darf da immer etwas Neues passieren. Und durch das Kind selber passiert auch etwas Neues. Wenn sie mit ihm im Dorf oder auf Spielplätzen unterwegs ist, lerne sie – die lange woanders lebte – Zumikon und Zumiker kennen. «Und das ist wirklich schön.» Und vielleicht der Schauplatz für die nächste Geschichte und das nächste Buch. (bms)

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