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13/2018 Ein Haus – zum ersten, zum zweiten und zum dritten

Von adminZoZuBo ‒ 29. März 2018

Ein Haus – zum ersten, zum zweiten und zum dritten

In einer spannenden Versteigerung wechselt eine Immobilie in Zollikon für 3,02 Millionen Franken den Besitzer.

Nach 90 Minuten war der Zuschlag für das Haus Oescherstrasse 25 erfolgt. Als der Anwalt und Liquidator Peter Ruggle den Auftrag erhalte n hatte, die Immobilie in Zollikon auf einer freiwilligen Versteigerung an den Mann (oder die Frau) zu bringen, hatte er nicht mit einem solchen Interesse gerechnet. Doch dann musste die Versteigerung vergangene Woche vom Bodmersaal im Gemeinde haus in den Gemeindesaal verlegt werden. Denn im Bodmersaal hätten nur 50 Personen Platz gefunden. Gekommen waren aber rund 120. Zu Zwangsversteigerungen kämen jeweils um die 30 Bieter.  Im Januar hatte der Liquidator aus Zürich das Anwesen erstmals auf der Immobilienplattform Homegate angeboten. In den ersten Tagen  danach gingen bei ihm dutzende Anrufe ein. Täglich. «Das Interesse war enorm», erinnert er sich. Bei den zwei angebotenen Besichtigungsterminen interessierten sich rund 250 Interessenten für die Immobilie. Diese bietet neben einer 6-Zimmer-Wohnung, eine kleine Einliegerwohnung und einen Garten mit Teich und Sitzplatz. Jeder, der sich schon mal für ein Eigenheim an der Goldküste interessiert hat, weiss, wie rar diese sind. Bezahlbar für Normalverdiener ist keins.Und so hatten sich offenbar einige Hoffnungen gemacht, über den Weg der Versteigerung den Hauch einer Chance für ein eigenes Haus zu bekommen. Die beiden Besitzerinnen hatten diesen Weg des Verkaufs gewählt, weil Uneinigkeit über den anzusetzenden Kaufpreis herrschte. «Die Versteigerung ist der transparenteste Weg, um einen korrekten Preis zu ermitteln», erläutert Peter Ruggle.Vor einiger Zeit wurde die Liegenschaft bei 2,65 Millionen Schweizer Franken bewertet. Die Verstei­gerung passierte diese Summe schnell.

Polizei am Ausgang

Eine ungewöhnliche Mischung an Menschen hatte sich am Vormittag im Zolliker Gemeindesaal eingefunden. Da gab es Mütter, die dabei getrost ihre Kinder stillten, grössere Kinder an Mamas Smartphone am Gamen, Geschäftsleute (meist ebenfalls am Smartphone). Etwas Ungemütlichkeit zog erst auf, als zwei Polizisten in vollen Monturen am Ausgang Stellung bezogen. Immerhin war eine Bedingung der Versteigerung: Es mussten vom Höchstbietenden sofort 100 000 Franken Sicherheit vor Ort geleistet werden. Dies kann in Bargeld oder in Form eines Checks passieren. Wer weiss, in wie vielen Hand- oder Akten­taschen an diesem Vormittag also runde 100 000 Franken schlummerten? Aus diesem Grund wurde für die Polizeipräsenz gesorgt. Unter Leitung von Rolf Leuenberger ging die Auktion dann los. Sofort wurden die als Untergrenze festgelegten 1,2 Millionen geboten. Danach musste es in Schritten von mindestens 20 000 Franken nach oben gehen. Und da zeigte sich ein Unterschied: Während die einen – frei nach dem Motto «ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss» – sich immer exakt an diesen Sprung hielten, legten andere schon mal um 50 000 oder 60 000 Franken vor. Schon nach zwanzig Minuten war die 2-Millionen-Grenze geknackt.

Nur wenige boten mit

Unter den Bietenden war auch eine Familie aus Zollikon, die ganz ruhig und stetig immer nachbesserte. Von Anfang war der Kreis der Mitsteigernden klein. Viele im Publikum waren vielleicht nur aus Neugier gekommen oder merkten rasch, dass ihr Kreditrahmen zu eng war. «Vielleicht haben sich auch einige durch die grosse Öffentlichkeit abschrecken lassen und erst gar nicht mitgeboten. Wichtig bei einer solchen Versteigerung ist auf jeden Fall, dass man sich selbst ein klares Limit setzt», weiss Peter Ruggle.

Es ging in kleineren Schritten weiter. Bei 2,9 Millionen war dann auch ein Bieter aus Küsnacht aus dem Rennen. Schon zuvor hatte eine Bieterin aus dem deutschen Wiesbaden aufgegeben. Jedem im Saal war klar, dass er jetzt besser keine auffällige Handbewegung machen sollte. Ein leises Raunen ging durch die Reihen, als 3 Millionen Franken geboten wurden. «Ich hatte im Vorfeld nicht gedacht, dass diese Grenze überschritten wird», staunte der Anwalt und Mediator. Im Rennen waren da nur noch zwei Zolliker Bieter – eben auch die Familie, die von Anfang an konstant mitgeboten hatte.

Bei dem Gebot von 3,02 Millionen Franken hiess es erneut: «Zum ersten – und zum zweiten.» Das hatte Rolf Leuenberger schon einige Male gesagt. Er liess sich viel Zeit. Für den Höchstbietenden muss es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Und dann war es zu hören: «Und zum dritten.» Spontan erklang Beifall. Vielleicht, weil das Haus weiter im Besitz von Zollikern sein wird. Vielleicht aber auch nur für die spannende Show, die es sogar ganz ohne Eintritt gegeben hatte. (bms)

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