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14/2018 Hase, Zahnfee und Manager

Von adminZoZuBo ‒ 5. April 2018

Hase, Zahnfee und Manager

Er hat wirklich stressige Tage hinter sich und Erholung ist so schnell auch keine in Sicht: Warum der Osterhase auch nach den Feiertagen noch alle Pfoten voll zu tun hat und wie die digitale Welt auch bei ihm Einzug hält, verrät er im exklusiven Interview.Mit Meister Osterlampe sprach Birgit Müller-Schlieper

Lieber Osterhase, Sie haben bestimmt eine anstrengende Zeit hinter sich.

Das kann man wohl sagen. Und es wird immer anstrengender. Früher habe ich ein paar Schoggi-Eier in die Nestli gelegt und fertig. Jetzt gibt es ja plötzlich Veganer. Da muss ich dann darauf achten, dass in deren Nester keine Milchschokoladeneier landen. Ich arbeite da viel mit Sojaprodukten. Ehrlich gesagt, warte ich ja nur auf die erste Bestellung von einem Frutarier. Da kann ich im Herbst dann Nüsse sammeln, um die im Frühling bunt anmalen zu lassen.

Das klingt wirklich stressig.

Wenn es nur das wäre! Am allerschlimmsten sind ja die Eltern. Da nehmen die sich vor, in der Fastenzeit auf Süssigkeiten zu verzichten. Kaum habe ich die Nester bestückt, kommen sie schon im Nachthemd raus, um die zu plündern. Ich habe eine Mutter gesehen, deren Finger so zitterten, dass sie die Folie fast nicht abbekam. Schlimm sowas.

Aber dafür haben Sie ja jetzt viel Zeit. Geht es in die Ferien? Vielleicht auf die Osterinseln?

Von wegen viel Zeit! Ich gönne mir einen kurzen Wellness-Urlaub mit Pfotenreflexzonenmassage und neuem Lack für die Krallen. Dann aber ruft ja schon die nächste Pflicht. Im Sommer arbeite ich nebenbei nämlich auch noch als Zahnfee.

Klar, im Sommer, wenn die Kinder Fussball spielen und auf Bäume klettern, fällt so ein Wackelzahn schon mal schneller raus.

Fussball spielen? Auf Bäume klettern? Sagen Sie mal, in welcher Zeit leben Sie denn? Im Winter werden die Buben und Mädchen mit dem SUV zur Schule und zum Sport gefahren. Im Sommer müssen sie dann laufen. Und weil sie dann permanent auf ihre Smartphones gucken, geht’s zackbum und schon fallen sie auf, ach Sie wissen schon worauf. So fallen heute all die Wackelzähne raus.

Man sagt Hasen ja einen gewissen Hang zur Vermehrung nach. Sind Sie Single?

Natürlich nicht. Meine Frau arbeitet halbtags in der Häschenschule. Sie wissen schon: «Seht, wie ihre Augen strahlen, wenn sie lernen Eier malen.»

Und Ihre Kinder malen dann wirklich die Eier bunt an.

So war das früher. Kinderarbeit ist ja aber mittlerweile verboten. Ausserdem haben die lieben Kleinen genug damit zu tun, sich auf die digitale Welt vorzubereiten. Wir haben den kompletten Prozess des Lackierens outgesourct. An den Lege-Stellen stehen mobile Färbestationen. Wir setzen da gerne Hasen aus dem osteuropäischen Raum ein.

Aber es gibt ja auch viele Eier von freilaufenden Hühnern. Wie werden die bemalt?

Da haben wir einige talentierte Graffiti-Sprayer im Einsatz. Die machen supercoole Sachen. Wir hatten mal einen, der hat die braunen Eier einfach weiss angesprüht. Total crazy. Kam aber irgendwie auf dem Markt nicht so gut an, fragen Sie mich bitte nicht warum.

Was macht denn ein Osterhase wie Sie eigentlich im Winter?

Ich habe vor einigen Jahren das Backoffice des Christkinds übernommen als Manager quasi. Die Wunschzettel werden ja immer länger und komplizierter. Ich mache ihm genaue Excel-Tabellen, welches Geschenk in welchen Schornstein gesteckt werden muss. Dazu gehört aber auch, dass ich mich intensiv fortbilde.

Um Excel-Tabellen zu erstellen?

Natürlich nicht. Das kann doch ­jedes Kind. Nein, nein, um die Wunschzettel zu verstehen natürlich! Oder wissen Sie, was eine Xbox One Wireless Controller Combat Tech Special Edition ist? Da muss man up-to-date sein. So. Jetzt muss ich aber auch los. Dem Fuchs noch gute Nacht sagen. Der kann sonst nicht schlafen.

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