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20/2018 Persönlich Metzgerfamilie Schweizer

Von adminZoZuBo ‒ 17. Mai 2018

Mit Beständigkeit durch den Wandel

Die Zumiker Metzgerfamilie Schweizer führt ihren Betrieb am Dorfplatz in dritter Generation. Ein Blick zurück auf die Zeit, als Grossvater Heinrich Schweizer die Metzgerei zusammen mit dem Restaurant Freihof eröffnete und durch sein bestrebtes Handeln eine hundertjährige Dorfgeschichte schuf.

2018 ist für die Familie Schweizer aus Zumikon gleich in mehrerlei Hinsicht ein ganz besonderes Jahr. Das Familienunternehmen feiert sein hundertjähriges Bestehen und gleichzeitig darf sich Robert Schweizer Ende Mai mit runden neunzig Jahren immer noch bester Gesundheit erfreuen. Um diesen erfreulichen Umständen Rechnung zu tragen, lädt die Metzgerfamilie am Samstag, 26. Mai zu einem feierlichen Imbiss vor der Metzgerei am Dorfplatz 13 ein. Wie auch schon vor 25 und vor 50 Jahren möchte die Metzgerfamilie ihr Bestehen gemeinsam mit der Bevölkerung feierlich unterstreichen. In dritter Generation bereits führt aktuell Robert Schweizers Sohn Martin die Geschäfte der Metzgerei. Und dies schon wieder seit über dreissig Jahren. Ob seit dem ersten Dorfmärt in Zumikon am Grill, in der Metzgerei hinter der Auslage oder für einen Grossanlass im Catering, Familie Schweizer beliefert Zumikon und Umgebung seit hundert Jahren mit Fleisch und Wurst in allen Variationen.

Eine drei Generationen übergreifende Familie vorzustellen, bedarf der Aufarbeitung langer Vergangenheit sowie der Rückbesinnung auf die Ursprünge des Betriebs. Zurück ins Jahr 1918, als der in der Gemeinde heute noch bekannte Heinrich Schweizer mit 21 Jahren die Wirtschaft zum Freihof mit angebauter Metzgerei eröffnete. Das Restaurant Freihof, damals bekannt für sein währschaftes Zvieri, war ein hübsches, zweistöckiges Haus an der Gössikerstrasse. Gleichzeitig betrieb die Familie an der Dorfstrasse eine weitere Verkaufsstelle. Der Ortskern des Bauerndorfs Zumikon lag damals beim heutigen Volg. Heinrich Schweizer, Vater von Robert Schweizer und Grossvater von Martin Schweizer, war mit seiner imposanten Statur ein äusserst engagierter und tatkräftiger Gemeindebürger. Während des Zweiten Weltkriegs leistete er als Feldweibel in einer Verpflegungskompanie Aktivdienst. Massgebend in der Zumiker Politik, der Feuerwehr und Kirchenpflege setzte er sich weiter für die Schaffung einer Schlachtviehordnung in der Schweiz ein. Geschäftlich hatte er schon von Beginn an einen schweren Stand. In einem Bauerndorf wie Zumikon mit mehr Rindviechern als Menschen brauchte es den Umsatz von Metzgerei und Restaurant, um eine Existenz zu garantieren.

Aufschwung in Zumikon

1950 erwarb Robert Schweizer sein Metzgermeisterdiplom und bediente fortan zusammen mit seinem älteren Bruder Heinrich, ebenfalls Metzgermeister, seine Kundschaft. Sein athletisches Aussehen hatte Robert Schweizer wohl dank seiner Freizeitaktivitäten im Turnverein. Gemeinsam führten die Brüder die Metzgerei mit einem ausgesprochenen Berufsstolz über die nächsten Jahrzehnte. In den Nachkriegsjahren bereits plante die Familie den Neubau der Metzgerei. Die Zeit des Restaurants Freihof war vorbei und der gesamte Metzgereibetrieb wurde 1963 am jetzigen Standort errichtet, so wie er heute noch existiert. Auf den Schlachthof mitten im Dorf wurde ebenso verzichtet. Für die Metzgerfamilie wartete die Blütezeit ihres Betriebs. Zumikon wurde zunehmend als attraktiver Wohnort entdeckt und die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Fleisch war jahrelang spürbar: «Wir hatten eine derart grosse Nachfrage nach Filetstücken, dass wir bei den Metzgen auf dem Lande anfragen mussten», erinnert sich Robert Schweizer.

1977 verstarb Grossvater Heinrich Schweizer im Alter von 80 Jahren. Damals bereits ein junger Mann war Enkelsohn Martin bereits in der Metzgerlehre, wo er während dreier Jahre in der Metzgerei Würmli in Elgg ausgebildet wurde. Der leidenschaftliche Biker begann sich mit achtzehn Jahren für schwere Yamaha Motorräder zu interessieren und tourte mit seinem Motorradclub, dem Venture Royal Club Schweiz, quer durch Europa.

Das neue, alte Dorfzentrum

Im Jahre 1980 wurde in Zumikon der Dorfplatz mit umliegenden Gebäuden gebaut. Mit offen angebotenem Fleisch vermochte die Coop-Filiale am Dorfplatz der Familie Schweizer jedoch keine Angst einzujagen: «Der Coop am Dorfplatz sorgte dafür, dass mehr Kunden nach ihrem Einkauf auch noch bei uns vorbeischauten», sagt sich Martin Schweizer. Roberts Schweizers Bruder Heinrich verkaufte 1984 ­seine Metzgereianteile an seinen Neffen Martin, sodass fortan Vater Robert und Sohn Martin die Fäden der Metzgerei in den Händen hielten. 1993 blühte das Geschäft und die beiden konnten sich über Rekordumsätze freuen. Auf keine Begeisterung stiess bei Martin Schweizer der Bau der Migros beim Kreisel im Jahr 2001. Nicht nur dass sich dies stark auf den Umsatz niederschlug, Martin Schweizer kritisiert noch heute die Dorfzentrumsverschiebung, die der Bau der Migros mit sich brachte: «Was mich am meisten beschäftigt, ist die Frage, wieso ein Dorfzentrum derart auseinandergerissen werden musste.» Wacker konterte die Metzgerei die neue Marktlage in den 2000er-Jahren und blieb fester Bestandteil des Gewerbes um den Zumiker Dorfplatz.

Starker familiärer Zusammenhalt

Gesundheitlich stand Martin Schweizer 2016 Schweres bevor. Damals ereilte den Metzgermeister eine schwere Lungenentzündung, die ihn zu einem langen und schwerwiegenden Spitalaufenthalt zwang. Die Ärzte wussten nicht, wie lange Martin Schweizer noch am Leben geblieben wäre, hätte er sich nicht in ihre Obhut begeben. Noch heute spürt er die gesundheitlichen Auswirkungen. Schwere Motorräder zu fahren, kommt heute nicht mehr in Frage und generell machen ihm die Folgen von damals zu schaffen. In der Metzgerei nimmt er sich seither vorwiegend der Büroarbeiten an und ist nur noch selten im Verkauf anzutreffen. So lange es ihm möglich ist, wird Martin Schweizer seinen Familienbetrieb in der dritten Generation führen, so wie sein Grossvater Heinrich es vor hundert Jahren schon zu tun pflegte. Doch der Zumiker Metzger und sein Vater wissen , dass nichts auf der Welt so beständig ist wie der Wandel. Einzige Konstante im Leben der Metzgerfamilie Schweizer ist all die Jahre hindurch der familiäre Zusammenhalt. Und ihr Ziel, die beruflichen Werte in der Hoffnung weiterzugeben, dass selbst die Zeit ihnen nichts anhaben kann. (lvm)

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