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30/2018 Finissage Ortsmuseum

Von adminZoZuBo ‒ 26. Juli 2018

Treu, willig und sehr fleissig

Sie haben in den Häusern der Bürgerlichen gearbeitet und gewohnt, da durfte nichts über die Intimsphäre der Familie nach aussen dringen. Den jungen Mädchen und Frauen sowie Butlern und Dienstboten, die sich oft ein ganzes Leben lang in deren Dienste stellten, war die soeben zu Ende ge­gangene Ausstellung im Orts­museum Zollikon gewidmet.

Gesucht wurden im vorletzten Jahrhundert fleissige, tüchtige, reinliche, verschwiegene, ja sogar keusche jungen Frauen, die den bürgerlichen Frauen die beschwerliche körperliche Haushaltarbeit abnehmen sollten. Die bürgerliche Frau sollte ihren Mann unterstützen und dessen Erfolg repräsentieren. Es gehörte zum guten Ton, mindestens eine Angestellte zu haben. Ebenfalls jungen Männern wurde für Dienstbotenarbeit, Gartenpflege oder als Butler viel abverlangt.

Die Finissage im Ortsmuseum lockte eine beachtliche Besucherschar zur letzten Führung durch die Ausstellung «Dienstmädchen, Nanny & Dogsitter – Hausdienstleistungen im Wandel». Kuratorin Mirjam Bernegger und Historikerin Andrea Althaus verstanden es, die Besucher in die Vergangenheit zu versetzen und zeigten anhand von Dokumenten und Interviews, wie damals Bedienstete in den Familien gearbeitet und gelebt haben, aber auch, wie das Image dieser Berufe, Fantasien und Vorstellungen darüber in Literatur und Film dargestellt wurden.

Diskretion und Intimität

Eingesehen werden konnte auch der Bauplan der Villa Meier-Severini in Zollikon, auf dem bereits vor Baubeginn zwei Mädchenzimmer vorgesehen waren. Im Dachgeschoss wohlverstanden, etwas abgesondert von der Familie. Separate Eingänge oder sogar Treppenhäuser für Dienst­boten und Hauspersonal wurden ­damals in vielen Villen eingebaut. Ebenso Dienstbotenklingelsysteme, über die von jedem Zimmer aus separat die Dienste per Knopfdruck abgerufen werden konnten. In einem gelungenen Rundgang zeigte sich bis zum Schluss, dass diese «Dienstmädchen»-Bedürfnisse bis heute aktuell sind. Was vor 150 Jahren «Marie» oder «James» gerufen wurde, ist heute mit neuester Technologie per Mausklick beispielsweise «Alexa» oder «Siri». Heute kümmern sich Raumpflegerinnen, Nannies, Dogsitter, Mietbutler und Seniorenbetreuerinnen um die Haushaltsangelegenheiten anderer.

Von den Bergen in die Stadt

Ein besonderer Moment während der Führung war jedoch das Beisein einer Protagonistin, Maria Caduff, Haushälterin seit 40 Jahren in Zolli­kon. Sie erzählte über ihren Einstieg in die Arbeitswelt ausserhalb ihres Geburtsorts Disentis und die erste selbstbestimmende Entscheidung die Eltern und Geschwister zu verlassen, um im für sie modernen ­Zürich zu arbeiten. Sie hatte damals ein Inserat aufgegeben und mehr als 50 Rückmeldungen erhalten. In den 70er-Jahren war es immer noch ein Bedürfnis, Hilfen für Haushaltungen anzustellen. Maria Caduff entschied sich für Zollikon und arbeitet bis heute und über das Pensionsalter hinaus in derselben Familie. Dabei erlebte sie eine lehrreiche und interessante Zeit und wird von allen bis heute sehr geschätzt. (cef)

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