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35/2018 Ein Prinz erwacht

Von adminZoZuBo ‒ 31. August 2018

Ein Prinz erwacht

Die Linien klar, die Räume auf verschiedenen Ebenen kombiniert mit runden Fenstern, schiefen Geraden und Materialien, die zum Berühren ani­mieren: «Le Petit Prince», das neue Kindergarten- und Musikschulgebäude Rüterwis D, sowie der Erweiterungsbau des Traktes A wurde feierlich eingeweiht.

Die Einweihung stand ganz im Zeichen der Jugend. JUMURZ, die Jugendmusik Unterer Rechter Zürichsee, spielte zum Auftakt dieses lang ersehnten Ereignisses. Gingen doch elf lange Jahre ins Land, bis die Schule Zollikerberg ihre neuen, zentral gelegenen Kindergärten und Musikschulräume beziehen konnte. So erwähnte denn auch Jovita Tuor, Leiterin der Musikschule, dass wohl keiner die Provisorien vermissen werde, in welchen im Sommer geschwitzt wurde und Pflanzen durch den Boden wuchsen, dafür in der kalten Jahreszeit ohne Winterausrüstung kaum geübt und geschult werden konnte.

Vertreter der Bauherrschaft mit Schulpflege, Gemeinderäten und Behördenmitglieder sowie geladene Gäste, auch aus der Nachbarschaft, waren der Einladung zur Einweihung gefolgt. Schulpflegepräsidentin Corinne Hoss erwähnte gleich zu ­Beginn, dass ein solcher Bau vergleichbar mit einer Geburt auch von Komplikationen und langen Wehen begleitet sei. Doch wenn das Kind dann geboren sei, sei alles gut. Und dies sei nun auch bei dem Projekt «Le Petit Prince» so gewesen: «Er ist wunderschön.» – «Was vergangen ist, ist vergangen, und du weisst nicht, was die Zukunft dir bringen mag. Aber das Hier und Jetzt, das gehört dir», ­zitierte sie Antoine Saint-Exupéry. Aus ihren Worten des Dankes an eine grosse Runde wurde klar, wieviel Einsatz und Engagement von Projektverantwortlichen, Behörden, Lehrerschaft und Haustechnik in den letzten Jahren erbracht worden ist. Seit dem Spatenstich fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 24. ­August 2016, waren diese Verantwortlichen zusätzlich gefordert. Corinne Hoss erwähnte die vielen Sitzungen mit Feuerpolizei, Behindertenkonferenz und Benutzergruppen und die unzähligen Entscheide über Materialien und Ausführungen, die für das neue ­Gebäude Rüterwis D und für den Erweiterungsbau mit Aufenthalts- und Sitzungszimmer des Traktes A erforderlich gewesen waren. Und so schloss sie ihre Ansprache: «Ein Bau eines Schulhauses kommt mit seiner Komplexität einer Quadratur des Kreises gleich.»

Keine unendliche Geschichte

Einen geschichtlichen Exkurs machte Rolf Nimmrichter, ehemaliger Schulpfleger und Vorsitzender der Objektbaukommission. Er erzählte aus der elfjährigen Vorbereitungs- und Bauzeit. Die Vorbereitungen bis zur Umsetzung hätten zwei Drittel der Zeit erfordert. Aber ein Haus, das von so vielen Anspruchsgruppen genutzt werde, erfordere auch einen demokratischen Weg. Es habe vier Abstimmungshürden nehmen müssen und eine Unmenge von Projektstunden seien investiert worden. Nun erfülle es einen hohen gestalterischen Anspruch, was eine Tradition bei den Zolliker Schulhausbauten sei. Nicht nur die gestalterische Nachhaltigkeit sei dabei erfüllt, auch die ­Nutzungsflexibilität sowie die Vorgaben für Energie-, Betriebs- und Unterhaltskosten.

Projektidee in der Realität

Eine besondere Herausforderung, so Christoph Gschwind vom ausführenden Architekturbüro, habe das Zusammenführen einer Musikschule mit einem Kindergarten, die sich die Räume teilen, an die Planenden gestellt. Das sei aussergewöhnlich, wenn nicht einzigartig. Sechs Kindergärten zu integrieren und eine Form von Zuhause zu entwickeln, sei ihnen ein zentrales Thema gewesen, identitätsstiftende Orte zu schaffen, ja sogar einzelne Häuser. Er zitierte den im Ausland weilenden Projektleiter Pius Aebi, der zur Einweihung schrieb: «Eine meiner ersten räumlichen Erinnerungen ist die meines Kindergartens. Die Vorstellung, dass dem einen oder anderen Kind diese Kindergartenräume in Erinnerung bleiben werden, haben mich stets motiviert, mein Bestes für die Realisierung dieses Projektes zu geben.» Sinnliche Erfahrung für die Kinder, Raumerlebnisse mit verschiedenen Raumhöhen und Proportionen, kleinen, grossen und langen Räumen. Der Boden hat Vorsprünge, die dem vorgegebenen Terrain folgen, und kleine Nischen, um sich zu verstecken. Schräge Ebenen, auf denen man in Schieflage kommen soll, helle und dunkle Orte sowie laute, hallende und gedämpfte Orte. (Be)greifbare Materialien, welche erfahrbar machen, woraus sie bestehen – Holz, Beton, Glas und Stoff – Materialien, die altern dürfen, welche mit der Zeit Geschichten erzählen, so beschreibt Christoph Gschwind das Projekt seines Architekturbüros.

Umsetzung im Alltag

Beat Albonico, Schulleiter Zollikerberg, freute sich über das Zusammenfügen zu einem Schulzentrum, in welchem der Austausch mit den Lehrpersonen der Kindergärten zukünftig mit viel weniger Aufwand möglich sein wird. Die Musikschulleiterin Jovita Tuor lobte im Besonderen, dass den Trommel- und Schlagzeugspielenden ebenso attraktive Räume geboten werden wie allen anderen Musikschülern und dass sie nicht wie an vielen Orten in die Luftschutzanlagen oder dunkle Kellerräume verbannt werden müssen.

Nachdem Beat Albonico, Corinne Hoss und Jovita Tuor gemeinsam feierlich das Band durchschnitten hatten, durften alle Gäste und Anwohner das neue Kindergarten- und Musikschulgebäude Rüterwis D und die neuen Räume im erweiterten Trakt A besichtigen. Mit vielseitigen Musikvorträgen wurde der Rundgang zum Erlebnisparcours mit einer besonderen «Note». Mit einem weiteren passenden Zitat von Antoine ­Saint-Exupéry schloss die Schulpräsidentin: «‹Alle grossen Leute waren einmal Kind, aber nur wenige erinnern sich daran.› Die Kinder, welche am vergangen Dienstag ihren ersten Schultag hier erleben durften, werden sich bestimmt für immer daran erinnern.» (cef)

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