Von adminZoZuBo ‒ 24. Mai 2019
Selina Weber Gehrig und ihre Schülerinnen und Schüler sind während der lediglich 55-minütigen Singstunde voll bei der Sache. (Bild: mpe)
Der Jugendchor «Cantalino» der Musikschule Zollikon ist einer von 64 Chören, der über das Auffahrtswochenende am Schweizer Kinder- und Jugendchorfestival teilnimmt. Chorleiterin Selina Weber Gehrig äussert sich im Interview zum bevorstehenden Grossereignis in Luzern.
Mit Selina Weber Gehrig sprach Martina Peyer
Es wird für meine Schüler, aber auch für mich selbst ein grosses Abenteuer. Es freut mich riesig, dass sich alle 20 Kinder von «Cantalino» für das SKJF angemeldet haben. Das ist ein schöner Beweis für das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserem Chor. Die Erlebnisse über die Auffahrtstage werden uns sicherlich noch mehr zusammenschweissen. Zudem werden meine Schüler viele andere Kinder und Jugendliche kennenlernen, vielleicht auch neue Freundschaften schliessen und verschiedene Chöre auf unterschiedlichen Niveaus singen hören. Ich selbst freue mich darauf, andere Chorleiter bei der Arbeit sehen zu können, und hoffe, einiges zu sehen und zu hören, das mich für Neues mit meinen Schülern inspiriert.
«Cantalino» besteht erstmals aus 20 Kindern. Als ich vor elf Jahren die Chorleitung übernahm, zählte der Jugendchor lediglich neun Schüler. Über die Jahre haben sich unser Angebot und die Nachfrage weiterentwickelt – von den kleinsten Kindern bis zu jungen Erwachsenen: Kindergartenkinder bis Erstklässler besuchen den Kinderchor «Singsalabim», Zweit- bis Viertklässler den Chor «Ohrewürm» und ab fünfter Klasse können sie in den Jugendchor «Cantalino» übertreten. In diesem haben sie die Möglichkeit, bis ins hohe Teenageralter Singlektionen zu besuchen. So sind wir also stetig gewachsen und konnten uns auch hinsichtlich Qualität steigern. Heute ist es mir daher möglich, mehrstimmige und anspruchsvolle Stücke einzuüben. Kurz: Wir sind für Auftritte an einem Festival bereit.
Singen hat in den vergangenen zehn Jahren durch TV-Castingshows wie «Deutschland sucht den Superstar» oder «The Voice Kids» Auftrieb erhalten. So haben wir nicht nur bei «Cantalino», sondern auch bei den beiden Kinderchören Zuwachs erhalten. Insgesamt singen über 80 Kinder bei uns im Unterricht, was angesichts der Einwohnerzahl von Zollikon viel ist.
Auftrittskompetenz ist immer ein wichtiges Ziel bei uns im Unterricht und dank der vielen erfolgreich absolvierten Konzerte an der Musikschule, sind meine Sänger und Sängerinnen darin auch schon recht geübt. Das Einüben der Lieder gestaltet sich nicht anders als sonst: In unserer wöchentlichen Singstunde am Donnerstagnachmittag stehen uns 55 Minuten zur Verfügung. Das ist natürlich nicht viel Zeit. Die Kinder lernen aber wahnsinnig schnell und saugen Neues auf wie ein Schwamm. Für die bevorstehenden Konzerte am SKJF üben wir Stücke aus unserem ständigen Repertoire. Hinzu kommen einige neue Stücke aus der Jugendchorliteratur, aber auch aus dem SKJF-Songbook. Dieses haben alle 64 teilnehmenden Chöre erhalten; es beinhaltet Schweizer Lieder aus allen Sprachregionen – ganz dem Festivalmotto «Swiss Edition» getreu. Es ist jedoch nicht zwingend, ausschliesslich Schweizer Lieder zu singen. Vorgegeben ist lediglich, mindestens ein Werk eines Schweizer Komponisten oder ein Schweizer Volkslied vorzutragen. Den Schülern wäre es so oder so lieber, möglichst aktuelle englische Popsongs einzustudieren. Es ist daher ein Balanceakt, Songs zu finden, die Spass machen, unserem Chorniveau entsprechen und gleichzeitig das Motto des Festivals einfliessen lassen.
Ich habe in der Tat einige Zeit gebraucht, bis ich mir im Festival-Führer ein Bild über all die Möglichkeiten machen konnte und wusste, zu welchen Konzerten wir uns anmelden. Wir präsentieren uns an insgesamt drei Konzertformaten: Das sogenannte «Begegnungskonzert» findet in der Matthäuskirche statt. Am Klavier wird uns unsere Korrepetitorin Mila Miodragovic begleiten. Bei einem Begegnungskonzert treten jeweils drei Chöre nacheinander auf und am Ende wird noch gemeinsam ein Stück aus dem Songbook vorgetragen. Dann gibt es das «Singen auf Plätzen». Wir werden auf dem Kornmarkt auftreten. Erst nach der Anmeldung habe ich erfahren, dass auf den Plätzen keine Instrumente zur Verfügung stehen. So mussten wir uns in letzter Zeit im A-cappella-Singen üben. Ich bin gespannt, wie wir diese Auftritte meistern. Einen weiteren A-cappella-Auftritt werden wir auf einem Schiff haben. Dort unterhalten wir die Passagiere während einer zehnminütigen Fahrt. Ferner werden wir auch an den «Offenen Singen», die jeweils am Abend stattfinden, teilnehmen und einige der vielen angebotenen Workshops sowie diverse Festivalkonzerte besuchen.
Ich selbst werde sicherlich mit Schlafmangel zu kämpfen haben. Denn fürs Übernachten sind wir in einer Turnhalle untergebracht. Was für die Kinder und Jugendlichen ein Gaudi wird, ist für die Chorleiter und Begleitpersonen sicher weniger lustig. Herausfordernd für die Schüler sind wahrscheinlich die Begegnungen mit den Chören, die auf sehr hohem Niveau singen. Am Festival dabei sind beispielsweise die «Luzerner Sängerknaben», der «Solothurner Mädchenchor» oder der «Schweizerische Jugendchor». Ich hoffe daher, dass meine Schülerinnen und Schüler solche Begegnungen nicht als Stimmungsdämpfer empfinden, sondern als Motivation, selbst weiterzukommen.
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