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35/2019 Aussstellung «Perspektive»

Von adminZoZuBo ‒ 29. August 2019

Schmunzeln und Staunen

Die Galerie Milchhütte zeigt unter dem Begriff «Perspektive» die unterschiedlichsten Werke und Interpretationen.

Wie unterschiedlich der Begriff der Perspektive zu interpretieren ist, zeigt die aktuelle Ausstellung in der Zumiker Galerie, die zur Vernissage auf ein reges Besucherinteresse stiess. «Das Thema hat extrem viele Bedeutungen. Aber klar wird auch: Eine Perspektive hat man immer», führte Galerieleiterin Bea Herzog zur Einführung aus. «Wir leben immer in Relationen und sozialen Umständen.» Dabei gebe es die optischen Phänomene, die zeitlichen Umstände und auch die virtuellen Welten. Mit der Gruppenausstellung von insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstlern startete die Galerie damit erfolgversprechend in das zweite Ausstellungshalbjahr.

Da sind die farbintensiven Werke von Carol Ferrari, die Gegensatzpaare zeigt und mit ihren Werken den Blick fast in den Abgrund gleiten lässt. Eins ihrer Bilder konnte sich als erstes über einen roten «Verkaufspunkt» freuen. Esther Angst dagegen kommt aus dem Comic­bereich. Sie widmet sich seit mehr als zehn Jahren schon der manuellen Grafik und verfügt über eine eigene Druckerei. Dabei arbeitet sie aber nach wie vor mit Bleistift, Kugelschreiber oder Filzstift. Während der Ausstellung wird auch ein Buch der Künstlerin verkauft, in dem sie ihre Erfahrungen niederschrieb, die sie auf zwei Velo­touren von Glarus nach China machte.

Leuchtende Kakteen

Irene Christen-Dürig überzeugt mit Fotos von Hochhäusern, die den städtebaulichen Wandel dokumentieren und eine sehr kritische Perspektive einnehmen. Gleichzeitig werden ihre Bilder aber zu dokumentierten Erinnerungen. Beim Betrachter können sie eine gewisse Form der Platzangst angesichts der Enge auslösen.

Mit Eisenskulpturen bereichert die Zumiker Künstlerin Corinne Käch die Ausstellung. Wie mahnende Scherenschnitte scheinen sie die Besucher anzusehen. Wie vielseitig Corinne Käch ist, zeigt sie zudem mit gemalten Werken, die ebenfalls zu sehen sind. Vitoria Pinto und Simone Dehmelt verunsichern dagegen die vertrauten Wahrnehmungen mit ihren Werken. Durch die Form der Collage entfremden sie bekannte Bilder, reissen sie aus ihrem Kontext und erfinden eine ganz neue Perspektive. Das trifft auch auf die Holzarbeiten des Zumikers André Becchio zu. Die knallgrünen Kakteen leuchten schon von weitem und vermitteln südliche Atmosphäre. Den besonderen Clou bilden die Zitronenpressen als Hut auf den Skulpturen. «Bei André Becchio liegt eben auch immer ein Schmunzeln in der Luft», wusste Bea Herzog. Kühl und gleichzeitig heiter zeigt sich die Installation von Madeleine Steiner. 

Komplexes, Träumerisches, Vergängliches 

Um weisse Bilder herum sind farbige Elemente gruppiert. Je nach Position im Raum verändert sich die Stimmung. «Doris Kummer arbeitet dagegen mit der Perspektive der Phantasie», erklärte die Galerieleiterin weiter. Sie ist mit den Bildern «Stadtgeflüster und -geschichten» in der Milchhütte vertreten. Rita Kaufmann zeigt dagegen bei ihren Arbeiten sehr viel Geduld. Schicht für Schicht für Schicht trägt sie auf und erzählt damit auch ihre Geschichten. Ganz zart wird es bei Nina Kroll, die mit Bildern, Skulpturen und kleineren Objekten vertreten ist und deren Komplexität unterstreicht. «Träumen heisst, über den Horizont zu fliegen», sagt sie und spricht damit auch den eigenen Horizont an. Die Vergänglichkeit des Lebens nimmt Beatrice Münger ins Visier, wenn sie Huflattichblätter zeigt.

Besonders gewürdigt wurden die Werke von Tibor Franascek. Der Künstler, der unerwartet im Frühjahr verstarb, hätte eigentlich im September eine Einzelausstellung in Zumikon haben sollen. «Neben der Trauer steht aber auch das Glück, dass er zumindest in dieser Gruppenausstellung zu sehen ist», unterstrich Bea Herzog. Möglich sei dies nur durch die Unterstützung seiner Frau Christa gewesen.

Bei fast zu warmen Temperaturen zogen die Besucher und Besucherinnen an den Werken vorbei, verweilten, staunten oder schwiegen. Nicht alles, was zu sehen ist, muss verstanden werden. Erst recht nicht gutgeheissen. Aber ein Perspektivenwechsel lohnt sich immer – für Künstlerinnen und Betrachter. (bms)

Galerie Milchhütte, Dorfstrasse 31, Zumikon. Finissage und Abholen 
der angekauften Werke: Samstag, 31. August, von 17 bis 20 Uhr.
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