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39/2019 Persönlich Fabian Lang

Von adminZoZuBo ‒ 27. September 2019

Ein Forum für die Kunst

Fabian Lang hat in der Zürcher Altstadt seine eigene Galerie eröffnet. (Bild: zvg)

Fabian Lang hat nach Stationen in London und Venedig nun eine Galerie in Zürich eröffnet.

Wer solche Wurzeln hat, kann gut wachsen. Beim Gespräch mit Fabian Lang fällt häufiger das Wort «Zuhause». Und vielleicht weil er dieses Zuhause so schätzt, kann er viel unterwegs sein, Neues ausprobieren. Doch nun scheint der Jung-­Galerist angekommen. Mit seiner eigenen Galerie in Zürich hat er sich eine «Basis» geschaffen. Die Wanderjahre scheinen vorbei, er möchte ein bisschen sesshaft werden – und denkt dabei wieder gross. Vielleicht, vielleicht kommen ja irgendwann Dependancen.

Angefangen hat es idyllisch. «Ich war in der Kirchhof-Primarschule mitten im Zolliker Dorf. Das war einfach heimelig. Wir hatten nicht nur den Schulplatz, sondern auch noch einen eigenen Garten», erinnert sich der 37-Jährige. Er überlegt kurz. «Ich habe wirklich nur gute Erinnerungen.» Als die Zolliker Kinder später in die Primarschule in den Zollikerberg mussten, habe sie das noch mehr zusammengeschweisst. «Wir waren eine richtige Clique.» Noch heute habe er Freundschaften aus dieser Zeit. Neben der Schule stand der Sport. Er hat von klein auf Fussball, Tennis, Squash und Eishockey gespielt.

Der Rest habe am See stattgefunden. «Ich war wirklich ein Seekind», sagt er. Die Schullaufbahn ging im Freien Gymnasium im Seefeld weiter. Neue Sportarten wie Basketball und Skateboarden kamen dazu. Und plötzlich auch eine gesteigerte Leidenschaft für das Kreative. Er besuchte früh einen Zirkussommerkurs, interessierte sich nun plötzlich auch fürs Theaterspielen. Doch als er sich im dritten Gymi-Jahr entscheiden musste, sei das Schweizerische in ihm hochgekommen. Fabian Lang wählte Wirtschaft als Schwerpunkt – und liess das Theaterspielen nicht sein. «Ich habe gespürt, dass ich mich darin sehr wohl fühle, mir das auch ein Zuhause gibt.»

Leidenschaft und Sicherheit

Da ist er auch familiär «vorbelastet». Seine Mutter ist Österreicherin und war Solistin am Theater an der Wien. «Von jeher war Kunst und Kultur bei uns auch Alltag.» Schon früh ging er mit in Ausstellungen, in Konzerte und ins Theater. Doch da war auch der Vater, der als Anwalt eher die bürgerliche Seite bevorzugte. Also verband Fabian Lang das Sicherheitsstreben mit der Leidenschaft und studierte – neben seiner Arbeit in einem alten Theater in Wien – Kunstmanagement. «Das war damals noch ein ganz neuer Berufszweig. Eine neue Idee, dass sich Kunst und Geld erstens nicht gegenseitig negieren müssen und zweitens wirtschaftliches Denken mit im Fokus steht.» Beide Bereiche waren in dem neuen Angebot gleichwertig. «Der Zeitgeist, Kunst und Kulturangebote wurden für die Städte als Merkmale immer wichtiger. Die Kombination von Kunst und Karriere war vorher nicht gängig. Dahingehend wollten die Hochschulen und Universitäten ihr Angebot anpassen.» Und so lernte er Kunstgeschichte, BWL und VWL mit Blick auf Galerien und Ausstellungen. «Ich habe während meiner Zeit am Theater ganz tolle Talente kennengelernt, die noch im hohen Alter von Spielzeit zu Spielzeit aus dem Koffer gelebt haben. Diese Aussicht fühlte sich unsicher an.»

Fabian Lang wollte die Zügel selber in der Hand halten. Er ging nach London, wo er sein Studium abschloss. In seiner Bachelorarbeit ging er der Frage nach, wie ein Museum oder Theater geführt werden muss. Er erinnerte sich an den Skandal am Schauspielhaus Zürich, als Christoph Marthaler nach grossen Defiziten gehen musste. «Inhaltlich hatte er eine tolle Arbeit gemacht. Aber die Finanzen sind aus dem Ruder gelaufen. Ich wollte der Frage nachgehen, wie sich beides vereinbaren lässt.» Fabian Lang machte danach seinen Master am renommierten King’s College in London und recherchierte weiter. «Im englischsprachigen Raum kann man von einer Kunstindustrie sprechen. In der deutschen Sprache gibt es so etwas nicht.» Die Verquickung von beidem – Rentabilität, nachhaltige Führung und künstlerischer Anspruch – faszinierte ihn.

Erste Galerie mit 27

Erstmals in der Praxis konnte er das in einer Londoner Dependance der Pariser Galerie Yvon Lambert anwenden. Das war genau die Zeit der Lehman Brothers. «Plötzlich ging Angst um», erinnert sich der Schweizer. Die Dependance musste schliessen und Fabian Lang bekam mit nur 27 Jahren die Chance, in Zürich eine Galerie zu leiten. «Es waren intensive drei Jahre, aber ich merkte, dass ich mit London noch nicht fertig war und ging wieder zurück.» Er durfte in der Galerie Victoria Miro anfangen. «Als Student bin ich immer an dem faszinierenden Gebäude vorbei gegangen und habe mir vorgestellt, da mal arbeiten zu können», erinnert er sich. Es sei seine vielleicht bedeutendste Zeit gewesen. Er sei gefördert und gefordert worden, fühlte sich angespornt. Messebesuche führten ihn nach Hong Kong, Dubai, Miami, Berlin, Paris und mehrmals im Jahr nach New York. «Ich konnte ein internationales Netz spannen, von dem ich heute noch profitiere.» Er lernte viele spannende Künstler kennen, konnte sich selber einen Namen machen.

Immer noch ein Seekind

Als es in seinen Schuhen wieder kribbelte, ging er für zwei Jahre nach Venedig. Dort bot sich ihm die Möglichkeit, Partner einer renommierten Galerie zu werden und ein Unternehmen aufzubauen und zu leiten, in einer der kunsthistorisch bedeutendsten Städte der Welt. Und plötzlich – mit 36 Jahren – war das Kribbeln weg. Er wollte sich seinen lang gehegten Wunsch einer eigenen Galerie erfüllen – mit einem eigenen Programm, mit Ausstellungen und Künstlern seiner Generation. Und er wollte nicht mehr andauernd unterwegs sein, aus dem Koffer leben. «Ich hatte gute Freunde, die ich nie sah.» Für Fabian Lang war die Zeit der Wanderschaft vorbei. «Ausserdem war meine Schwester gerade schwanger, und ich wollte wieder näher bei der Familie sein», sagt er.

Zudem nahm er Zürich anders wahr. «Die Stadt war viel internationaler geworden. Es gab viele Start-ups und eine ganz junge Dynamik.» In der Zürcher Altstadt, in der Nähe des Niederdorfs, fand er eine passende Immobilie. «Ich habe hier nicht nur zwei Räume, sondern auch eine Terrasse, auf der bildende Künstler ausstellen können», freut er sich. In der eng bebauten Zürcher Innenstadt eine Rarität. Den ganzen Sommer über hat er an dem aktuellen Programm gearbeitet, unter anderem für die Vernissage heute Abend mit Werken von Elena Alonso, Svenja Deininger und Artur Lescher.

Und wenn zwischendurch doch noch ein bisschen Zeit ist, dann geht Fabian Lang hinunter an den See und springt rein. «Ich bin eben immer noch ein Seekind», lacht er.

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