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41/2019 Büchertipp Nadia Gietz

Von adminZoZuBo ‒ 11. Oktober 2019

«Die geliehene Schuld» von Claire Winter

Buchtipp von Nadia Gietz, Bibliothekarin Zollikon

1949, Deutschland ist im Umsturz. Die zukünftige Bundesrepublik hat noch keine Verfassung und die Menschen sind verunsichert. Viele Teile des Landes sind von Alliierten besetzt und nicht wenige Kriegsverbrecher noch immer auf freiem Fuss. Jonathan möchte als Journalist Geschehnisse aufarbeiten und erklären. Vera, seine Jugendfreundin und Arbeitskollegin, will einfach nur einen Neuanfang und das Trauma des Krieges vergessen.

Kurz bevor Jonathan auf unerklärliche Weise verunglückt, gelingt es ihm, ein Paket mit seinen Rechercheunterlagen über Kriegsverbrecher an Vera zu schicken. Obwohl sie für die kulturelle Berichterstattung bei der Zeitung zuständig ist, fühlt sie sich nun verpflichtet, die politisch brisante Arbeit von Jonathan fortzuführen. Dabei begibt sie sich auf eine gefährliche Reise.

Marie arbeitet als Sekretärin für den Stab Adenauers. Über Politik hat sie sich nicht allzu viele Gedanken gemacht, bis sie eines Tages aus der Zeitung erfährt, dass ein alter Kollege und Freund ihres Vaters in den Nürnberger Prozessen unter Anklage steht. Marie plagen zunehmend Zweifel und Fragen über die frühere Tätigkeit ihres verstorbenen Vaters und so wendet sie sich an Jonathan und bittet ihn um Hilfe. Als Marie dann bei den Nürnberger Prozessen Lina Löwy kennenlernt, eine junge Jüdin, die beinahe ihre komplette Familie im Holocaust verloren hat, will sie unbedingt die Wahrheit herausfinden und ist nicht mehr gewillt wegzusehen.

Dieses Buch schildert aufwühlend ein Stück Zeitgeschichte und die Problematik des «Kalten Krieges», die Blockade von Berlin, sowie die Rolle der Alliierten und der Kirche im Deutschland der Nachkriegszeit. Claire Winters historischer Roman «Die geliehene Schuld» ist ein aussergewöhnlich spannendes und mitreissendes Buch, das sich mit den Schattenseiten der Anfangszeit der Bundesrepublik beschäftigt. Es glänzt mit einer grossartig durchstrukturierten Romanhandlung und lädt zum Nachdenken ein.

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