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41/2019 «Der Grossteil meiner Zuhörer ist parteilos»

Von adminZoZuBo ‒ 11. Oktober 2019

«Der Grossteil meiner Zuhörer ist parteilos»

SVP-Nationalrat Roger Köppel sprach am Montag vor grossem Publikum im Gemeindesaal Zumikon. In seiner einstündigen One-Man-Show ging es um seine Ständeratskandidatur, den «Klima-Hype», die Zuwanderung und den EU-Rahmenvertrag. Nach der anschliessenden Fragerunde gab er dem ZoZuBo ein Interview.

Mit Roger Köppel sprach Tobias Chi

Herr Köppel, Sie sind fast am Ende Ihrer Ochsentour durch alle 162 Zürcher Gemeinden angelangt.

Zumikon war die 146. Gemeinde. Bis am 19. Oktober werde ich die verbleibenden 16 besuchen.

Eine starke Leistung, verbunden mit einem enormen Zeitaufwand. Auf welche anderen Aktivitäten müssen Sie verzichten?

Auf alles. Aber die Leistung hat sich gelohnt. Mir geht es um den Grundsatz «Themen vor Pöstchen», also Themen direkt an die Leute zu bringen und mich nicht auf Posten auszuruhen. Dafür musste ich natürlich zurückstehen. Ich habe zum Beispiel weniger Zeit für meine Familie, für den Sport…»

Und für Ihr Nationalratsmandat?

Sicher auch, ja. Aber hier wird geade ein grosses Tamtam veranstaltet. (Anm. der Red.: Laut «Sonntagsblick» hat Roger Köppel in der laufenden Legislatur bei 1006 Abstimmungen gefehlt). Man muss sehen: Ich verpasse keine einzige wichtige Abstimmung. Dort, wo das Parlament nur mit sich selbst beschäftigt ist, bin ich nicht dabei.

Also entscheiden Sie, was wichtig ist und was nicht?

Natürlich kann ich das entscheiden. In den letzten Monaten habe ich sicher mehr gefehlt als vorher. Ist ja logisch, wenn ich jeden Abend unterwegs bin. So habe ich jeweils die gebündelten Abstimmungen zwischen 18.30 und 19 Uhr verpasst. Bei diesen Vorstössen geht es aber nur darum, dass Parlamentarier sich selbst profilieren können. Dadurch, dass ich daran nicht teilnehme, spart der Steuerzahler Geld, weil ich so kein Sitzungsgeld kassiere.

So kann man es auch sehen. Sie sind seit einem halben Jahr im Kanton Zürich unterwegs. Am 15. April sprachen Sie in Zollikon, die allererste Gemeinde war Adlikon am 12. ­April. Haben Sie bei Ihren Auftritten ein Muster verfolgt?

An manchen Wochenenden hatte ich drei bis fünf Auftritte pro Tag. Da mussten wir darauf achten, dass ich nicht mehrmals hintereinander im selben Gebiet auftrete. Dann waren wir natürlich auf die Verfügbarkeit von Sälen angewiesen. Wissen Sie, ich habe keinen riesigen Stab hinter mir. Es war vor allem meine Sekretärin, die bei der Organisation heroische Arbeit geleistet hat. Ich erinnere mich, dass die Zusammenarbeit mit Zollikon super verlief. Zumikon heute war auch super.

Heute sind rund 160 Leute gekommen. Welche Veranstaltung war bisher am schlechtesten besucht?

Meistens kommen sehr viele Leute. Aber ich habe auch schon vor 20 bis 25 Personen gesprochen. Stimmt, einmal trat ich vor 16 Leuten in einer Beiz auf, in der die SVP anscheinend nicht so geschätzt wurde (lacht). Doch kommen übrigens nicht nur SVP-Anhänger zu meinen Auftritten. Diese machen nur zwischen 30 und 50 Prozent aus. Der Grossteil meiner Zuhörer ist eher parteilos.

Heute Abend schienen Ihnen die meisten Leute wohlgesinnt zu sein.

Natürlich. Die meisten, die zu meinen Veranstaltungen kommen, ­haben sicher eine bürgerliche Gesinnung.

Sie sind ein Politiker, der polarisiert. Gab es schon Proteste?

In Bassersdorf kamen ein paar Klima-Jugendliche zu meiner Veranstaltung. Da sind dann schon ein paar Fetzen geflogen. In einer anderen Gemeinde standen zwei Personen vor dem Saal und trugen ein Transparent: «Keinen Platz für Profilierungsneurotiker wie Köppel.» Ich habe den beiden erklärt, dass sie sich gerade mit meinem Namen auf meine Kosten profilieren. Ich habe sie zur Veranstaltung eingeladen, doch sie sind wieder gegangen. Angepöbelt worden bin ich noch nie.

Heute Abend haben Sie auf der Bühne ein Plakat aufgestellt, das für das «Wahljahr-Abo» Ihrer Zeitung, der «Weltwoche», wirbt. Wie viele Abos haben Sie schon verkauft?

Geschäftsgeheimnis (lacht).

Laut Prognosen sind Ihre Chancen auf einen Ständeratssitz nicht sehr gross. Falls Sie nicht gewählt werden sollten, was würden Sie in vier Jahren anders machen?

Ich wiederhole meinen Grundsatz «Themen vor Pöstchen». Ich hänge mich auf eine Art und Weise rein, wie das andere nicht machen. Meine Kandidatur an sich ist schon ein Erfolg. Denn so kann ich viele Leute erreichen, sie in Diskussionen verstricken und vielleicht den einen oder anderen überzeugen.

Wie geht es weiter, wenn Sie nicht Ständerat werden?

Dann wäre meine Frau sehr happy, und ich würde wieder mehr für die «Weltwoche» arbeiten.

Also sind Sie Zweckoptimist: Wenn Sie gewählt werden, sind Sie zufrieden, weil Sie Ständerat sind, und wenn nicht, können Sie sich mehr um Ihre Familie und Ihre Zeitung kümmern.

Ich möchte natürlich schon gewählt werden. Ich gebe alles und versuche, die wichtigen Themen zu setzen. Am Ende hat der Wähler das Wort. Aber klar, jeder ist enttäuscht, wenn er alles gegeben hat und dann nicht gewählt wird.

Man munkelt, dass Sie bald zum vierten Mal Vater werden.

Das ist richtig. Wenn alles gut geht, wird das Mitte November der Fall sein.

Werden Sie dieses Ereignis zum Anlass nehmen, um beruflich etwas kürzer zu treten?

Das kann ich mir leider nicht erlauben. Zudem gibt es dann ja ein hungriges Maul mehr zu stopfen (lacht). Spass beiseite: Ich bin ein begeisterter Vater und habe einen sehr engen Kontakt zu meinen Kindern. Ich habe Kinder unglaublich gern, deshalb gibt es jetzt noch ein viertes.

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