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Benno Müller ist aber nicht nur Gastwirt, sondern auch Laden­besitzer, Kassier im Schützenverein und vieles mehr

Von adminZoZuBo ‒ 15. November 2019

2700 Panettoni, vier Zimmer und ein Zumiker

Weihnachten auf Italienisch: Benno Müller inmitten seiner einzigartig verpackten Panettoni. (Bild: chi)

Als Kontrastpunkt zu den üblichen Feriendestinationen steht in Zumikon die Sunnmatt-­Lodge. Ihr Betreiber Benno Müller ist aber nicht nur Gastwirt, sondern auch Laden­besitzer, Kassier im Schützenverein und vieles mehr.

Ursprünglich hat Benno Müller eine Banklehre in Zürich gemacht. Doch diese Karriere war nur von kurzer Dauer. Schon früh liebäugelte er mit dem Gastgewerbe, weshalb er noch die Hotelfachschule im Belvoirpark Zürich absolvierte. In den frühen 70er-Jahren gründete er die «Gloria»-Kaffeehäuser, von denen sich das erste im Niederdorf an der Schoffelgasse befand. Das zweite eröffnete er an der Dörflistrasse in Oerlikon, und das dritte, das übrigens immer noch unter diesem Namen besteht, an der Josefstrasse im Kreis 5. Nach 25 Jahren, Mitte der 90er-Jahre, wurde es dann Zeit für etwas ­Neues. Eine der neuen Aufgaben, die Benno Müller in Angriff nahm, war das Präsidium des Rolls-Royce Clubs Schweiz oder, wie er offiziell heisst, des «Rolls-Royce Enthusiasts’ Club». Dieses Amt hatte der umtriebige Zumiker, der selbst zwei Rolls-Royce-Oldtimer besitzt, während 22 Jahren ehrenamtlich inne. Er hat diese Arbeit sehr gerne gemacht, doch war sie auch mit dem Besuch diverser ­Anlässe, vor allem an den Wochenenden verbunden. «Jetzt habe ich 52 freie Wochenenden im Jahr», freut sich Benno Müller. Obwohl er auch noch als Kassier im Schützenverein in Zumikon aktiv ist, und das seit 31 Jahren. Doch auch hier denkt der 73-Jährige langsam ans Aufhören. 

Seit 1995, nach dem Verkauf der Kaffeehäuser, führt Benno Müller einen Buchhaltungsbetrieb mit vier Angestellten. Dieses Geschäft hat im Untergeschoss seines Elternhauses an der Sunnmatt 4 in Zumikon seinen Sitz. Damals kam auch die Idee eines eigenen Ladens auf. Schon lange davor hatte Benno Müller italienische Lebensmittel am Zumiker Dorfmarkt vertrieben. Sein Bruder war in die Toskana ausgewandert und belieferte ihn mit selbstgemachtem Olivenöl aus biologischem Anbau. Weil der Markt damals nur einmal im Monat stattfand, kamen die Leute manchmal auch zu ihm nach Hause, um das einzigartige Oliven­öl zu kaufen. Und so entstand aus einem anfänglichen Hobby ein neues Geschäft. Das Haus wurde um einen Anbau, das «Türmli», erweitert, in dessen unterem Raum ein kleines Ladenlokal für Lebensmittel entstand. 

Im oberen Stock richtete Benno Müller ein Zimmer ein, ohne anfänglich genau zu wissen, wofür: «Bei mir kommt immer alles ein bisschen vom Bauch aus.» Als er anfing, das Zimmer sporadisch zu vermieten, wuchs die Idee für ein Bed & Breakfast. 

Vom Liebhaberprojekt zum Hauptgeschäft

Inzwischen verfügt das Haus, das mittlerweile in Benno Müllers Besitz ist, über vier geräumige, ansprechend eingerichtete Gästezimmer, die unter dem Namen «Sunnmatt-­Lodge» vermietet werden. Da Zumikon nicht gerade als bevorzugte Feriendestination bekannt ist, drängt sich die Frage auf, was für Gäste denn in der Sunnmatt-Lodge ein Zimmer mieten. «Häufig kommen Angehörige von Leuten, die nach Zumikon gezogen sind und hier eine Familie gegründet haben», sagt Benno Müller. Anfangs seien es vor allem Deutsche gewesen, mittlerweile würden auch viele Schweizer kommen. Manchmal sind es auch Angehörige von Patienten der Klinik Hirslanden. Oder dann Leute, die nur eine Aufführung im Opernhaus Zürich besuchen möchten und einen Ort zum Übernachten brauchten. Jedenfalls seien rund 70 Prozent mittlerweile Stammgäste. «Jemand, der einmal hier war, kommt in der Regel ­wieder», sagt der Gastronom nicht ohne Stolz. Was auch am moderaten Preis liegen könnte: Ein Einzelzimmer kostet 128 Franken pro Nacht. Oder auch am Frühstück, das inbegriffen und ausserdem Chefsache ist: «Der Müller steht jeden Morgen um halb sechs Uhr auf, um das Frühstück vorzubereiten.» Dazu gehören auch ein Früchteteller sowie selbstgebackenes Brot und Gipfeli. 

50 Prozent des Umsatzes in der Vorweihnachtszeit

Was als Liebhaberprojekt neben der Buchhaltung angefangen hat, ist nun zum florierenden Haupt­geschäft herangewachsen. Auch der Laden, in dem Benno Müller anfänglich nur Lebensmittel aus Italien und England verkaufte, hat sich über das ganze Stockwerk ­ausgedehnt. Die ehemaligen Club-Shop-Räumlichkeiten dienen nun als neue Ladenfläche. Benno Müller nennt diesen neuen Bereich, wo die Kunden vor allem Weihnachtsartikel aus England erwartet, in Anlehnung an das berühmte Londoner Warenhaus «Little Harrod’s». Ein anderer Bereich heisst «Little Mall». 

Im Lauf der Jahre hat sich Benno Müller vermehrt auf das Weihnachtsgeschäft spezialisiert. «50 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschafte ich in den sechs Wochen vor Weihnachten», sagt der Ladenbesitzer. Das bedeutet auch, dass die Hochsaison nun angelaufen ist und Benno Müller alle Hände voll zu tun hat. Trotzdem erscheint er sehr gelassen, wenn er von seiner Arbeit erzählt – was bestimmt auch damit zu tun hat, dass ihm die Freude daran jederzeit anzumerken ist. 

Und schliesslich kamen die Panettoni

Wegen seines Bruders pflegte Benno Müller schon lange eine enge Verbindung nach Italien. Zum Olivenöl kamen immer neue Spezialitäten wie Teigwaren, Saucen, Aceto balsamico oder Grappa hinzu. Was an Weihnachten in Italien nicht fehlen darf, ist der Panettone. Die Mailänder Kuchenspezialität gehört mittlerweile zu Benno Müllers Kerngeschäft. Dieses Jahr hat er stolze 2700 Stück in fast 70 verschiedenen Sorten kommen lassen, die nun in der kühlen Unterniveaugarage gelagert sind und darauf warten, gekauft und dann gegessen zu werden. 400 Panettoni sind ­bereits bestellt, vorwiegend von Firmen, die sie an ihre Kunden ­verschenken. Die restlichen 2300 Stück verkauft Benno Müller bis Weihnachten. Denn was seine Panettoni von denen der Konkurrenz unterscheidet, ist nicht nur die Qualität, sondern auch die Ver­packung. Diese werden exklusiv für den Laden an der Sunnmatt in Italien hergestellt. 

Benno Müller hat die Erfahrung gemacht, dass Schweizer Kunden italienische Produkte lieben: «An Weihnachten wollen alle Panettone, Panettone, Panettone.» Im Gegensatz dazu haben sich speziell weihnächtliche Lebensmittel aus England, die der England-Fan ebenfalls vertreibt, nie so richtig durch­gesetzt. Er selbst mag auch die englischen Kuchenspezialitäten, «doch die Schweizer gehören nicht unbedingt zu denen, die als erstes einen englischen Weihnachtskuchen aus dem Regal nehmen.» Deshalb ist das Angebot an englischen Lebensmitteln etwas kleiner als das an italienischen. So gibt es im «Little Harrod’s» vor allem weihnächtliche Dekoartikel zu kaufen.

Für die Weihnachtssaison wird jeweils ein grosses Zelt ans Haus angebaut, in dem rund 100 Personen Platz finden. Hier empfängt Benno Müller an vier Freitagen im November seine Kunden zum Raclette. «Auch sonst ist jeder willkommen, der kommen möchte», sagt der Gastgeber und macht sich wieder an die Arbeit. (chi)

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