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Zumiker nehmen das Budget an

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 6. Dezember 2019

Das Zumiker Stimmvolk folgt dem Antrag des Gemeinderats und lehnt fünf Streichungsanträge ab.

Neben den Alterswohnungen am Thesenacher sollen zusätzlich hinter dem Gemeindehaus barrierefreie Wohnungen entstehen. (Bild: bms)

Eigentlich war man sich ja einig an der letzten Gemeindeversammlung in Zumikon in ­diesem Jahr. Das Budget 2020 wurde mit einer schwarzen Null angenommen, der Steuerfuss verbleibt bei 85 Prozent.

Zunächst freute sich Gemeinde­präsident Jürg Eberhard nach vielen positiven Rückmeldungen nach der Premiere im letzten Jahr, wieder eine Gemeindeversammlung an einem Samstagmorgen eröffnen zu können. Ebenso begrüsse er es sehr, dass am 17. November der Kreditantrag für das neue Feuerwehrgebäude mit Werkhof und Wertstoffsammelstelle mit mehr als 90 Prozent Zustimmung an der Urne angenommen worden war. «Wir werden schon im kommenden Jahr mit dem Bau anfangen», kündigte er an So einig wie an der Urne war die Versammlung mit 159 Stimmberechtigten im Zumiker Gemeindesaal auch – aber erst nach intensiver Diskussion, die zuweil emotional geführt wurde.

Im Mittelpunkt standen dabei der Landkauf am Schützenhaus, eine Studie zur Planung von Alterswohnungen am Farlifang, eine Projektstudie zur Erneuerung des Gemeinschaftszentrums und die Planung einer Asylunterkunft.

Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) hatte nach der Präsentation des Budgets durch Finanzvorsteher André Hartmann lediglich zwei Streichungen angeregt. Christoph Born, Präsident der RPK, plädierte für die Streichung des Landkaufs (200’000 Franken) und der Projektstudie «Wohnen im Alter» (260’000 Franken). Zunächst begrüsste aber auch er den Neubau am Schwäntemos mit der Nachfinanzierung durch den Verkauf des Feuerwehrgebäudes im Dorfzentrum. Die Alterswohnungen am Farlifang seien geplant worden mit der Bedingung, dass die altersgerechten Wohnungen im Thesenacher veräussert werden sollten – auch zur Nachfinanzierung für das Grundstück am Farlifang. Zurzeit sei ein Verkauf der Wohnungen aber nicht geplant. «Wir haben keinen zeitlichen Druck und können diesen Studienauftrag nach hinten schieben.» Geschmunzelt wurde bei der Erläuterung zum Landkauf. Die RPK sieht keine Notwendigkeit, das Land zwischen Schützenhaus und Zeigerstand zu erwerben, das zurzeit einer Stiftung gehört. Schliesslich bestehe für das Stück ein unkündbares Überschiessungsrecht. Das konnte auch Jürg Eberhard bestätigen. Anderseits will sich die Stiftung auflösen und bietet deswegen das Land zum Verkauf an. «Der jetzige Pächter hat angedeutet, das Land auch weiter pachten zu wollen», führte der Gemeindepräsident aus. Somit könne noch ein Mietzins erwirtschaftet werden.

Bedarf an Alterswohnungen

Mit Blick auf die Alterswohnungen erläuterte Christian Dietsche, Vorsteher Abteilung Gesellschaft, dass eine Projektgruppe ermittelt habe, dass es einen hohen Bedarf an Alterswohnungen gebe. «Die Wohnungen am Farlifang werden nicht zu einem so tiefen Preis wie am Thesenachter angeboten werden können. Die Genossenschaft für Alterswohnungen in Zumikon hat seine absolute Berechtigung», unterstrich er. Zurzeit lebten 1331 Personen im Pensionsalter in Zumikon. 434 davon seien über 80 Jahre alt. Kurz: Er möchte beide Projekte verfolgen: günstige Alterswohnungen und seniorengerechte, zentrale Wohnungen. «Die Zumiker sollen im Alter nicht das Dorf verlassen müssen.» Zudem würde der zu bewilligende Kredit später an den potentiellen Investor übertragen. «Und wir haben schon jetzt Investoren.»

Dann schlug die Stunde der SVP in Person von Christian Matthys. Er stellte gleich drei weitere Streichungsanträge, und zwar für die Planungskosten von 240’000 Franken rund um das Bistro. «Die Kompetenz für einen solchen Bau liegt nicht beim Gemeinderat.» Er sprach sich auch gegen den Studienauftrag für die Gesamterneuerung des Gemeinschaftszentrums (235’000 Franken) aus. Zu streichen seien auch 150’000 Franken für die Planungskosten eines Asylheims. Die Kontingente für Flüchtlinge und Asylsuchende seien rückläufig. Es brauche damit keine neue Unterkunft. «Wir haben immer situativ erfolgreich gehandelt, wenn es notwendig war. Da brauchen wir keinen vorauseilenden Gehorsam.»

«Nicht vor dem Ziel aufgeben»

Dem widersprach Jürg Eberhard. So sei kein Bau in Planung, sondern es gehe darum, im Zweifelsfall Pläne zur Hand zu haben. «Wir wollen eine Situation wie 2015 vermeiden, als wir drei Familien im Bunker unterbringen mussten», erläuterte Christian Dietsche. Mit Blick auf die Planungen rund um Bistro und Gemeinschaftszentrum befand Jürg Eberhard: «Natürlich könnten wir warten, bis alles nach und nach kaputt geht. Dann haben wir bald einen Flickenteppich.»

Urs Häfliger, Präsident der Katholischen Kirchengemeinde Zollikon Zumikon, unterstützte ebenfalls den Planungskredit. «Es kostet Geld, aber es wird sich lohnen.» Thomas Epprecht, Vorsteher Abteilung Liegenschaften, widersprach den Argumenten der SVP ebenfalls vehement. «Wir haben im Jahr 2015 mit der Standortanalyse angefangen, haben 2017 Bedürfnisse und Schwachstellen ermittelt und sind nun im Masterplan bei der Umsetzung von zehn Handlungsgrundsätzen.» Der Studienauftrag sei der nächste logische Schritt für eine gelungene Umsetzung. «Wenn Sie dem SVP-Antrag zustimmen, heisst das, dass wir einmal mehr kurz vor dem Ziel aufgeben.»

Aus dem Plenum dann ein ebenfalls klares Votum: Es sei endlich Zeit, die destruktive Politik der SVP zu beenden. Und dazu folgte noch die überraschende Unterstützung von Alt-Gemeindepräsident Heinrich Zangger: «Ich hatte mir vorgenommen, hier nicht zum Mikro zu greifen. Aber jetzt kann ich nicht anders. Ich bin auch in der SVP und bitte euch trotzdem, die Streichungsanträge abzulehnen.»

Diesem folgte der Souverän: Die drei Streichungsanträge wurden mit grosser Mehrheit abgelehnt. Auch die Streichungsanträge der RPK hatten schlussendlich keine Chance. Das Budget wurde somit genauso wie vorgestellt angenommen, und zwar mit nur einer Gegenstimme.

Im Anschluss befasste sich die Versammlung mit der Aldi-Filiale, die im Frühjahr am Dorfplatz eröffnet wird. Beim Gemeinderat war eine Anfrage rund um Verkehrsaufkommen, Parkplätze und möglichen Abfall eingegangen. «Es ist wahrscheinlich, dass der Aldi ein grösseres Einzugsgebiet haben wird als der Coop vorher. Wir werden aber erst einmal beobachten, wie sich der Verkehr entwickelt, um dann angemessen reagieren zu können», sagte Jürg Eberhard. Grundsätzlich freue der Gemeinderat sich aber, dass die Filiale komme und den Dorfplatz beleben werde.

50 Wohnungen in 5 Jahren

Im Nachgang an die Gemeindeversammlung informierte das Gremium über die konkrete Entwicklung rund um die Dorfplatzgestaltung, den Wettbewerb Chirchbüel und die Testplanung Gemeinschaftszentrum. Hochbauvorsteher Marc Bohnenblust berichtete, dass ein Entscheid für ein Projekt getroffen worden sei und nun der Auftrag für den Bereich Chirchbüel vergeben werde. «In fünf Jahren werden wir unterhalb des Gemeinschaftszentrums ungefähr 50 Genossenschaftswohnungen zu erschwinglichen Mieten präsentieren können.» Im Anschluss erläuterte Thomas Epprecht den zuvor erwähnten Masterplan für den Dorfplatz. Mit diesem Instrument könne für alle Liegenschaften die Entwicklung skizziert werden. Anhand eines Aspektes stellte er die Handlungsgrundsätze vor. So müsse bei der Neugestaltung des Platzes auf Belag, Bepflanzung und Beleuchtung geachtet werden. Parallel seien die Ausblicke auf die Kirche und in die Landschaft gegen Westen nicht zu verbauen. Mit Blick auf das neue Zentrum seien die grundsätzlichen Anforderungen, Gemeindesaal, Kirchgemeindesaal und Kapelle zu erhalten, dringend notwendig sei unter anderem eine Sanierung der technischen Ausstattung dieser Räumlichkeiten.

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