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«Ein bisschen Chaos da und kleine Katastrophen dort»

Von Melanie Marday-Wettstein ‒ 30. Januar 2020

Bald ist Sandra Studer wieder im Fernsehen zu sehen, wenn sie zum vierten Mal die SRF-Tanzshow «Darf ich bitten?» moderiert. Heute Abend tritt sie zusammen mit Jazz­Pianist Raphael Jost als Duo in der reformierten Kirche in Küsnacht auf. Die beliebte TV-­Lady über Glück im Leben, weshalb Boden­haftung für sie wichtig ist und ihren Herzensort im Zollikerberg, wo sie aufgewachsen ist.

Sie brennt für ihren Job und liebt ihre Familie: die im Zollikerberg ­aufgewachsene TV-Moderatorin Sandra Studer. (Bild: Ellin Anderegg)
Sie brennt für ihren Job und liebt ihre Familie: die im Zollikerberg ­aufgewachsene TV-Moderatorin Sandra Studer. (Bild: Ellin Anderegg)

Frau Studer, Sie sind heute vor allem als Moderatorin im Fernsehen sowie in Musicals und im Theater zu sehen. Wie kam es zum Duo mit Raphael Jost, mit dem Sie ­heute Abend in Küsnacht auftreten werden?

Raphael und ich haben uns in einer musikalischen Produktion am Theater Rigiblick kennengelernt. Das war ein Frank-­Sinatra-­Tribute mit dem Zurich Jazz Orchestra und wir beide haben da gesungen. Mich hat es umgehauen, als ich seine Stimme hörte. Aber er ist eben auch ein grossartiger Pianist und ich habe ihm schon lange in den Ohren gelegen, dass wir mal etwas zusammen machen sollten. Jetzt ist die Gelegenheit da.

Angekündigt sind Ihre Lieblingslieder von Jazz bis Pop. Wenn Sie Ihr Leben mit einem Lied beschreiben müssten, welches wäre es?

Mhm … gar nicht so einfach. Sagen wir «If I Ain’t Got You» von Alicia Keys. Da geht’s ums Wesentliche. Das müsste ich eigentlich am Konzert singen.

Und was ist für Sie das Wesent­liche im Leben?

Wie es der Song so schön beschreibt: Dass kein Reichtum, Besitz und Status von Wert ist, wenn man sein Glück nicht teilen kann. Mit Menschen, die man liebt und achtet.

Eine grosse Rolle in Ihrem Leben dürfte auch Ihr Lied «Canzone Per Te» spielen, mit dem Sie 1991 die Schweiz beim Eurovision Song Contest vertreten haben und Ihre Karriere richtig begann.

Ja, das war der Anfang eines Weges, der mich zum Fernsehen gebracht hat. Ohne Eurovision Song Contest wäre absurderweise aus mir wohl nie eine Moderatorin geworden. Man lud mich ins Fernsehen ein, um mein Lied vorzustellen, und behielt mich gleich da, weil man fand, ich «chöngi guet schnure». Ich hätte mich von alleine nie drum beworben. Also mein Glück.

Mittlerweile haben Sie sich längst auch als Moderatorin und Schauspielerin einen Namen gemacht und zurzeit bringt man Sie vor allem mit Tanzen in Verbindung, da Sie für die SRF­Sendung «Darf ich bitten?» Promis aufs Parkett führen. Wie gerne schwingen Sie selber das Tanzbein?

Ich habe meine ganze Kindheit bei Andrea Schillig im Zollikerberg Ballett getanzt und bis fast 20 weiter gemacht. Danach schlug mein Herz für Flamenco. Heute habe ich leider nur noch in Bühnenproduktionen ab und zu Gelegenheit, ein bisschen zu tanzen. Aber letztes Jahr habe ich mir zu meinem 50. Geburtstag immerhin einen kleinen Traum erfüllt und mir Salsa-­Stunden geschenkt.

Ihr Tanz durchs Leben scheint ein leichtfüssiger zu sein: Mit 50 stehen Sie noch immer häufig im Rampenlicht, Ihr Lachen strahlt von vielen Bühnen und in viele Schweizer Stuben. Und auch privat scheinen Sie sehr glücklich, 22 Jahre sind Sie verheiratet und haben vier Kinder. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsrezept?

Wenn es das gäbe, würde ich das in Buchform zum Bestseller machen und mich zur Ruhe setzen (lacht). Ich habe viel Glück gehabt, viel Liebe bekommen in meinem Leben und es damit verdankt, dass ich mir auf nichts etwas einbilde und mit beiden Füssen am Boden haften bleibe. Zudem ist im Fall nicht immer alles so «glänzig poliert», wie das vielleicht in den Medien den Anschein macht. Wir sind eine normale Familie mit ein bisschen Chaos da und kleinen Katastrophen dort.

War es für Sie schon immer klar, dass Sie Kinder und Karriere vereinen möchten?

Karriere ist für mich noch immer ein sehr fremder Begriff. Ich wollte einfach einen Beruf haben, für den ich brenne. Und dass ich gerne Kinder haben würde, war für mich auch klar. Als wir dann eine Familie gegründet haben, war es für mich und meinen Mann logisch, dass das eine das andere nicht ausschliesst.

Für was im Leben sind Sie besonders dankbar?

Für meine Familie und dass ich in einem sicheren, prosperierenden, demokratischen Land leben darf.

Aufgewachsen sind Sie im Zollikerberg. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit?

Ich bin an der Rietholzstrasse direkt am Waldrand in einem Mehrfamilienhaus aufgewachsen und habe gefühlt meine ganze Kindheit draussen verbracht. Im Innenhof hat es vor lauter Kindern «gräblet» und ich war selig. Das Haus war ein Herzensort für mich, wird jetzt aber altershalber abgerissen. Doch es bleibt uns immerhin ein bisschen erhalten. Man kann es aktuell im Kino sehen: Es diente als Schauplatz im Film «Platzspitzbaby».

Und wenn Sie zum Schluss nochmals in die Gegenwart schauen. Was wäre Ihr grösster Wunsch fürs noch junge Jahr 2020?

Dass meine Familie gesund ist, dass sich die Welt ein bisschen langsamer dreht und wir alle etwas mehr zum Ruhen und Atmen kommen. Und für mich persönlich: viel Zeit für Musik und Bücher.


Zur Person

Mit Sendungen wie «Takito» oder «Traumziel» wurde Sandra Studer, 50, eine der beliebtesten TV-Moderatorinnen der Schweiz. Heute tritt sie regelmässig mit Musical-Programmen auf, im März moderiert sie für SRF zum vierten Mal die Tanzshow «Darf ich bitten?». Die Tochter eines Schweizers und einer Spanierin ist im Zollikerberg aufgewachsen, sie studierte Germanistik und Musikwissenschaften an der Uni Zürich. Als 17-Jährige machte sie ihre ersten Erfahrungen als Sängerin, 1991 vertrat sie die Schweiz am Eurovision Song Contest und erreichte mit ihrem italienisch gesungenen Lied «Canzone Per Te» den 5. Rang. Heute lebt Sandra Studer mit ihrem Mann und den gemeinsamen vier Kindern in Meilen.

Freitag, 31. Januar, 20 Uhr, ref. Kirche Küsnacht. Sandra Studer tritt zusammen mit Raphael Jost bei «Jazz and more» auf, wo auch die Zolliker Pfarrerin Anne-­Käthi Rüegg-­Schweizer mitwirkt.

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