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«Solange sie tanzen» von Barbara Leciejewski

Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 20. Februar 2020

Buchtipp von Barbara Hugi-Jung, Bibliothekarin Zumikon

Die nette alte Dame Ada Friedberg lässt sich von nichts und niemandem unterkriegen, nicht einmal vom plötzlichen Tod ihres über alles geliebten Mannes Hans. Sie vermisst ihn sehr, aber schliesslich muss sie sich um ihren alten Boxer Hemingway kümmern. Der treue Weggefährte verleiht ihrem Alltag nicht nur Freude, sondern auch Struktur und Orientierung, was dringend nötig ist, denn Ada wird allmählich vergesslich und bringt immer mehr durcheinander, was sie verwirrt und auch ängstigt.

Sie wird von ihrer resoluten Haushälterin Karola und ihren beiden Kindern liebevoll betreut und umsorgt. An den einsamen Abenden setzt sie sich in ihren gemütlichen Sessel, greift zum Fernglas und beobachtet durch die hell erleuchteten Fenster die Menschen in ihrer Nachbarschaft. Das gibt ihr das Gefühl, das eigene Leben noch einmal richtig zu spüren und am Leben anderer Menschen teilhaben zu können. Als sie eines Abends beim Fernsehen in ihrem Lieblingshaus ein tanzendes Paar entdeckt, erinnert sie dieser Anblick an die erste Zeit ihrer grossen Liebe zu Hans, als sie beide ebenso glückselig über das Tanzparkett geschwebt waren und es als Tanzpaar zu grossem Können gebracht hatten. Dem jungen Liebespaar war es in den 50er-Jahren nämlich nur beim Tanzen möglich gewesen, sich unverfänglich zu treffen und zu berühren.

Abend für Abend kehrt Ada nun zu den beiden Tanzenden zurück. Während ihre Vergangenheit und damit ihre Erinnerungen an früher erwachen, verschwimmt die Gegenwart mehr und mehr, doch das tanzende Paar gibt Ada Halt. Solange sie tanzen.

Die Autorin Barbara Leciejewski nimmt uns mit auf eine Reise durch sechs Jahrzehnte. Wir bewegen uns auf zwei Zeitachsen – heute und im München der Nachkriegszeit. Wir begleiten Hans und Ada zu den Anfängen ihrer nicht immer einfachen Beziehung, erleben ihre tiefen Gefühle füreinander, ihre Träume, von denen sich manche nie erfüllen sollten, Enttäuschungen, Entbehrungen, grosse und kleine Glücksmomente. Obwohl das Thema Demenz eine wichtige Rolle spielt, ist es eine wunderschöne, berührende Geschichte über ein erfülltes Leben und die ganz grosse Liebe.

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