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«Die Schüler können das»

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 20. März 2020

Die Schulen sind für sechs Wochen geschlossen – der Unterricht aber soll weiterlaufen. Der Zumiker Schul­präsident Andreas Hugi äussert sich zum Entscheid und zum zukünftigen Unterricht.

Verwaiste Schulzimmer: Anwesend ist nur noch der Lehrer. (Bild: cef)

Herr Hugi, ab wann haben Sie selber konkret mit der Schulschliessung gerechnet?

Anfang letzter Woche haben wir das bei uns als wahrscheinliches Szenario definiert, auch wenn wir nicht mehr wussten als jeder Zeitungsleser. Wir mussten aber die Beschlüsse von Bundesrat und Regierungsrat vom Freitag abwarten, da für uns die Details entscheidend sind: Denn was heisst «Schulschliessung» genau – Ferien oder Weiterbestehen der Schulpflicht? Schliessen Hort, Mittagstisch und Bibliothek auch? Dürfen die Lehrpersonen in die Schule kommen? Was ist mit der Musikschule? Arbeitet die Schulverwaltung weiter? Das meiste wussten wir am Freitag gegen 17 Uhr, einiges wird erst im Verlauf dieser Woche klar werden.

Warum hat der Kanton Zürich die Schliessung bis nach den Frühlingsferien verlängert – im Gegensatz zu anderen Kantonen?

Der Bundesrat hat Präsenzveranstaltungen in Schulen bis zum 4. April verboten. Am Gründonnerstag beginnen im Kanton Zürich die Frühlingsferien, da macht es wenig Sinn, für nur vier Tage den Schulbetrieb wieder zu öffnen.

Es gibt Berechnungen, die gerade für den Zeitraum nach den Ferien einen Peak vorhersagen. Kann es zu Verlängerungen kommen?

Ich weiss es nicht. Wir sind aber gut beraten, diese Option nicht ­auszuschliessen. Vorderhand planen wir bis zu den Frühlingsferien, werden aber eine Eventualplanung für die Zeit danach in der Hinterhand haben. 

Die Schulen sind geschlossen, die Horte aber offen. Hoffen Sie darauf, dass möglichst wenig Kinder kommen?

Wir sind daran, für jene Kinder, die zwingend nicht zu Hause betreut werden können, ein der Situation angepasstes Betreuungsangebot aufzubauen. Wir gehen davon aus, dass dies wenige Kinder sein werden. Wir sprechen hier von einem «Notangebot» für wenige, sonst würden ja die Pandemie-Massnahmen, welche auf mehr Abstand setzen, wenig Sinn machen. Klar ist, dass auch unser Betreuungsangebot die Vorgaben in Bezug auf Hygiene und räumliche Distanz einhalten muss.

Es soll trotzdem unterrichtet werden: Gibt es an der Juch-Schule konkrete Pläne für Unterricht per Mail oder WhatsApp?

Unsere Lehrerinnen und Lehrer sind alle «auf Deck» und seit Montag früh daran, das Fernunterricht-Angebot aufzubauen. Basieren wird es auf dem Wochenarbeitsprogramm, das wir an der Schule Zumikon ja schon seit längerer Zeit kennen. Für den Austausch mit der Schülerschaft können verschiedene Plattformen genutzt werden. Das Volksschulamt und auch private Institutionen bieten hier Unterstützung. Die Eltern werden laufend informiert. Es wird aber ein reduzierter Unterricht sein, der die Eigenverantwortung der Schüler stark fordern wird. Aber ich bin sicher, die können das!

Gibt es besondere Angebote für die Schüler der 5. Klasse? Immerhin steht für einige von ihnen schon nächstes Jahr die Gymi-Prüfung an.

Das haben wir noch nicht auf dem Radar. Priorität hat nun die Umsetzung der Pandemie-Massnahmen von Bund und Kanton. Sobald wir Zeit und Ressourcen für das Thema Gymi-Vorbereitung haben, werden wir uns aber auch dessen annehmen.

Wie sah die Reaktion der Zumiker Elternschaft aus?

Die Eltern waren nicht überrascht, haben positiv auf unsere rasche Kommunikation reagiert und zeigten Verständnis, dass wir noch nicht alle Informationen verfügbar haben. Wir versprechen ihnen aber, dass wir sie regelmässig und zeitnah auf dem Laufenden halten.

Sie sind selber beruflich sehr eingebunden. Ihre Frau ist berufstätig. Wie organisieren Sie selber die ­Betreuung Ihrer vier Söhne?

Ich habe mit meiner Firma weitgehend auf Homeoffice umgestellt, auch meine Frau arbeitet oft von zu Hause und drei unserer Söhne haben künftig Schule via Fernunterricht. Das wird eine Herausforderung, aber wir sind als Familie ein gutes Team. Es wird wichtig sein, trotz dieser ausserordentlichen Lage einen geregelten Tagesablauf zu haben. Und das Wichtigste: Gelassenheit und Zuversicht!


Fernunterricht ab Montag

Am Montagnachmittag kamen in Zumikon Lehrerinnen, Lehrer sowie die Mitarbeitenden der Schulsozialarbeit mit Schulleiter Philipp Apafi und Präsident Andreas Hugi zusammen, um die Vermittlung des ­Unterrichtsstoffs per Fernunterricht zu planen. In den vergangenen Tagen wurde ein Konzept entwickelt, dem der Wochenplan – mit dem die Kinder regulär arbeiten – zugrunde liegt. Beginnen soll der Fernunterricht am Montag. Zudem soll es regelmässige Kontakttage zwischen Lehrpersonen und Schülern geben. Den ersten Termin ­haben alle Kinder bereits genannt bekommen, und zwar um ihre Schulmaterialien abzuholen. Zudem sollen Kinder, die zu Hause nicht über einen Computer verfügen, durch die Schule ausgestattet werden. Um die Betreuung von Mädchen und Buben durch den Hort muss sich die Schule nicht kümmern, da kein Kind dafür angemeldet wurde.

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