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Ausbau der Kinderbe­treuung für Spitalpersonal

Von Tobias Chi ‒ 27. März 2020

Die Schliessung der Schulen stellt viele Eltern vor grosse Herausforderungen – auch Mitarbeitende im Gesundheitswesen, die momentan beruflich schon am stärksten gefordert sind. Um das Personal mit Kindern zu entlasten, wurde am Spital Zollikerberg eine zusätzliche Betreuung eingerichtet.

Seit dem 13. März gilt am Spital Zollikerberg ein Besuchsverbot. 
Seit dem 13. März gilt am Spital Zollikerberg ein Besuchsverbot.

Die gegenwärtige Krise nimmt uns alle mit. Angesichts der steigenden Anzahl von an Covid-19-Erkrankten ist das Gesundheitswesen besonders stark gefordert. Dass die Schulen geschlossen sind, erschwert die Situation für Spitalmitarbeitende mit Kindern zusätzlich. Das Personal des Spitals Zollikerberg nutzt derzeit das Krippenangebot der Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule. Diese Kita namens Strampolino befindet sich im Hasenbart, unweit des Spitals, und bietet ein flexibles Betreuungs­modell auch für Eltern mit unregelmässigen Arbeitszeiten an.

Es ist zu erwarten, dass Mitarbeitende bald Mehrarbeit und ausserordentliche Einsätze zu leisten haben. Für diese Fälle bittet die Spitalleitung das Personal mit Kindern darum, zunächst nach Lösungen mit ihren Kindertagesstätten zu suchen. Auch wird dringend empfohlen, keine Verwandten, die zur Risikogruppe zählen, in die Betreuung der Kinder zu involvieren. Die Organisation einer neuen Betreuung stellt für viele Eltern eine grosse Herausforderung dar. Deshalb bietet das Spital Zollikerberg seit dem 19. März eine lokale Betreuung für Kleinkinder und Schulkinder von Mitarbeitenden auf dem Spitalareal an.

Flexibles Zusatzangebot

Diese erweiterte Betreuungsmöglichkeit ist zurzeit möglich von Montag bis Freitag von 6.30 Uhr bis 18 Uhr. Das Angebot wird laufend überprüft und allenfalls angepasst. Die Betreuung eines Kindes kostet zehn Franken pro Tag. Bis 15 Uhr am Vortag kann das Kind für den Folgetag angemeldet werden. Die Betreuungspersonen sind Mütter oder Jugendliche (Studenten, Gymnasiasten, Sekundarschüler), die Erfahrung mit Kleinkindern oder Schulkindern haben und die zum Bekanntenkreis der Mitarbeitenden gehören. Rekrutiert wurden sie über das interne Netzwerk, zusätzlich gab es einen Aufruf auf Facebook. «Wir haben im Moment keinen weiteren Bedarf an Helfenden», sagt Anke Schramm, Verantwortliche für Marketing und Kommunikation des Spitals.

Säuglinge oder Kinder bis 36 Monate können je nach Bedarf in der Kita Strampolino betreut werden. Ausserdem sei man in Kontakt mit dem Schulhaus Rüterwis im Zollikerberg für eine mögliche Betreuung von Schulkindern, sagt Anke Schramm. Auf die angebotene Zusammen­arbeit greife man bei Bedarf gerne zurück. Katja Baur, Leiterin des Betreuungshauses Rüterwis, ist auf die Situation vorbereitet: «Wir haben noch Kapazität. Selbstverständlich werden wir gerne auch Kinder von Spitalmitarbeitenden aufnehmen, sofern das nötig ist.»


Nachgefragt bei Anke Schramm, Verantwortliche für Marketing und Kommunikation, Spital Zollikerberg

«Noch ist die zu erwartende Welle nicht eingetroffen»

Wie sieht die aktuelle Situation im Spital Zollikerberg aus?

Im Moment sind von insgesamt 162 Betten im Spital 104 belegt.* Die Intensivstation umfasst sieben Betten mit Beatmungsmöglichkeit, davon sind drei belegt, allerdings nicht mit Covid-19-Patienten. Vier Patienten mit einer bestätigten ­Covid-19-Erkrankung wurden aktuell stationär aufgenommen. Kein Patient braucht momentan eine intensivmedizinische Behandlung. Dazu gekommen sind zwei Verdachtsfälle. Eine an Covid-19 erkrankte Person konnte inzwischen als geheilt entlassen werden. Noch ist die zu erwartende Welle aber nicht eingetroffen.

Wurde eine eigene Station für ­Corona-Patienten eingerichtet?

Ja, Patienten, die über den Notfall mit Verdacht auf Covid-19 stationär zu uns kommen, legen wir in eines der 36 Betten der speziell eingerichteten Isolationsstation.

Wie sieht das Szenario aus, falls sich die Lage verschlimmern sollte?

Wir gehen davon aus, dass die vielen zusätzlich installierten Betten ausreichen. Zur Not könnten wir an Covid-19 erkrankte Patienten isoliert in anderen Abteilungen unterbringen.

Muss das Personal Zusatzschichten absolvieren?

Im Moment haben wir genug freie Kapazitäten, sowohl bei den Betten als auch beim Personal. Dies auch aufgrund der Verordnungen, derzeit keine nicht dringlichen Operationen durchzuführen. Dasselbe gilt für Sprechstunden und ambulante Therapien.

Wie steht es um das medizinische Equipment?

Bei Materialengpässen unterstützt uns teils die Kantonsapotheke. Zusätzlich haben wir ein Hilfsbegehren an die Armee gerichtet.

Führen Sie viele Tests durch?

Insgesamt haben wir bislang rund 170 Covid-19-Tests durchgeführt. Die Anzahl pro Tag variiert sehr stark, verglichen mit den Tagen Mitte März ist ein Rückgang zu verzeichnen.

Bekommen Sie auch externe Hilfe?

Personen vom Zivilschutz unterstützen uns bei den extra eingerichteten Infopoints im Spital.

Seit dem 13. März gilt am Spital Zollikerberg ein Besuchsverbot. Gibt es Ausnahmen?

Ja. Besuche für Patienten in sogenannt ausserordentlichen Situationen sind davon ausgenommen. Dazu gehören die Partner von Gebärenden, allerdings ausschliesslich während der Geburt. Ebenso gilt das Verbot nicht für Eltern von Kindern auf der Neonatologie und für Angehörige von Palliativ-Patien­ten. Auf unserer Webseite informieren wir gegebenenfalls über Anpassungen des Besuchsverbots.

*Die Zahlen repräsentieren den Stand vom Mittwoch, 25. März 2020

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