Suche

Ein Bissen Glück

Von Antje Brechlin ‒ 30. April 2020

Der Corona-Massnahmen wegen musste auch der Zumiker Gastronom Toni Albino sein Restaurant schliessen. Doch wohin mit all den Lebensmitteln, die in seinen Kühlfächern lagerten? Der pfiffige Beizer hatte eine Idee.

Jeden zweiten Tag kocht Toni Albino während der Corona-Krise 200 Menüs für die Zürcher Obdachlosen. (Bild: ab)
Jeden zweiten Tag kocht Toni Albino während der Corona-Krise 200 Menüs für die Zürcher Obdachlosen. (Bild: ab)

Toni Albino erging es wie allen Gastronomen: Von hier auf jetzt musste er sein Restaurant Falken in Küsnacht schliessen. «Die Krise trifft uns hart, aber uns geht es vergleichsweise gut», resümiert er sechs Wochen nach Beginn des Lockdowns. Vor allem habe er etwas tun wollen – seine Vorräte nutzen, feine Gerichte kochen und an Bedürftige verteilen.

Er rief kurzerhand den katholischen Küsnachter Pfarrer Karl Wolf an und fragte, wo er helfen könne. Dieser vermittelte den Kontakt zum christlichen Verein Incontro, der während der Corona-Krise in Zürich Lebensmittelpakete ausgibt. Umso wichtiger ist dieses Engagement jetzt, da viele andere Angebote für sozial Schwache, etwa die Lebensmittelhilfe «Tischlein deck dich», vorübergehend eingestellt sind. Toni Albinos Hilfsangebot kam deshalb zur rechten Zeit. Seit dem 17. März kocht er jeden zweiten Tag 200 Menüs, Suppen und Desserts für Zürcher Obdachlose, Randständige und Bedürftige. Auch Studenten, die ihren Nebenerwerb in der Gastronomie verloren haben und jetzt ohne Geld dastehen, freuen sich über Toni Albinos Kreationen.

Am Morgen einkaufen, mittags kochen, nachmittags verpacken. Am frühen Abend bringt der Koch das Essen in biologisch abbaubarem Einweggeschirr nach Zürich. Der verfügte Mindestabstand und die Begrenzung von Gruppen auf fünf Personen machen das Verteilen des Essens schwierig. Aber Not macht bekanntlich erfinderisch. Incontro-Gründerin Schwester ­Ariane ­Stöcklin verteilt zusammen mit Mitarbeitenden des Vereins die Menüs mit dem Leiterwagen in den Gassen um die Zürcher Langstrasse und den Helvetiaplatz.

«Jetzt kann ich für einmal etwas zurückgeben», sagt Toni Albino. «Ich hatte so viel Glück im Leben.» Neben seinem festen Willen, etwas zu erreichen, seien ihm immer wieder Menschen begegnet, die es gut mit ihm gemeint und ihn gefördert hätten. Inzwischen sind die eigenen Vorräte längst aufgebraucht, doch dank der Hilfe der Bevölkerung kann er weitermachen. Sein Einsatz hat sich mittlerweile herumgesprochen, die Leute bringen Lebensmittel und Geldspenden vorbei. Bäckereien und andere Geschäfte melden sich bei ihm. An jenen Tagen, die er nicht in der Küche verbringt, holt er die Lebensmittel ab.

Mit den Sponsorengeldern kauft er neue Produkte ein. «Frisch und günstig müssen sie sein, dürfen aber auch die eine oder andere Druckstelle haben, schliesslich wird alles schnell verarbeitet», erklärt der erfahrene Gastronom. Die enorme Arbeit, die das Engagement für die Bedürftigen mit sich bringt, könnte er ohne seine Tochter Sarah und den Falken-Küchenchef Lars Schwalenberg nicht stemmen. Sie stehen mit ihm in der Küche und helfen beim Einkaufen, Kochen, Verpacken und Ausliefern.

Toni Albino will weiterhelfen und zwar so lange, bis der Lockdown beendet ist, er sein Restaurant wieder öffnen kann und wieder andere Angebote für Mittellose zur Verfügung stehen. Bis dahin ist er weiterhin auf Geld- und Lebensmittelspenden von Geschäften und der Bevölkerung angewiesen.

Information und Unterstützungsmöglichkeit: 079 610 10 47, ­toni.albino@icloud.com


Mit Mut und Fleiss durchs Leben

Als Sohn portugiesischer Einwanderer wuchs Toni Albino in Deutschland auf. Seine Karriere als Gastronom begann er in der Schweiz, nachdem er als junger Mann am Zürichsee sesshaft geworden war. Er schloss die Hotelfachschule am Belvoirpark in Zürich ab und zog nach New York, um Hotelmanagement an der Cornell University zu studieren. Vor 25 Jahren zog Toni Albino nach Zumikon. Zuerst arbeitete er als Angestellter im Triangel, später führte er das Restaurant zwölf Jahre lang selbstständig. Als er vor vier Jahren den Küsnachter Falken übernahm, zogen nicht nur seine sechsköpfige Crew mit, sondern auch viele seiner Zumiker Gäste. Sie schätzen ihn als unterhaltsamen Gastgeber und seine Küche, die mit 13 Gault-Millau-Punkten bewertet ist. Derzeit ist sein Team in Kurzarbeit und hofft, die Gäste bald wieder bewirten zu dürfen.


Besonders beliebt ist die «Falken»-Blumenkohlsuppe.

Wir veröffentlichen das Rezept exklusiv im Zolliker Zumiker Boten:1kg Blumenkohl
2 Zwiebeln
2 Stangensellerie
0.5 l Gemüsebouillon
0.5 l Milch
2 El Sherry
200 gr Butter
Salz
Pfeffer
Muskat
Petersilie
2 Lorbeerblätter

Das Gemüse waschen und klein schneiden und mit den Zwiebeln in geschmolzener Butter anziehen. Mit Sherry ablöschen und mit Bouillon auffüllen, Gewürze beigeben und weich köcheln lassen. Milch dazugeben, von der Flamme nehmen und 30 Min. abgedeckt ziehen lassen. Lorbeerblätter rausnehmen. Vorsichtig bei 70 Grad mixen. Zum Schluss 2 Eigelb darunter ziehen.

Guten Appetit!

Werbung

Verwandte Artikel

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.