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Vom Drang, zu erschaffen

Von ‒ 5. Juni 2020

Der junge Zolliker Pablo Haas würde sich selber nicht als Künstler bezeichnen. Es ist lediglich sein Bedürfnis, etwas zu kreieren, dem er sich jeden Tag aufs Neue hingibt. Und sein Versuch, das Leben durch sein eigenes Sein und Tun zu begreifen.

Der junge Zolliker Pablo Haas würde sich selber nicht als Künstler bezeichnen. Es ist lediglich sein Bedürfnis, etwas zu kreieren, dem er sich jeden Tag aufs Neue hingibt. Und sein Versuch, das Leben durch sein eigenes Sein und Tun zu begreifen.

Etwas Glück braucht es natürlich. Doch wer im Zolliker Wald spazieren geht und einmal versucht, bewusst durch das Rauschen der Blätter zu lauschen, hört sie vielleicht. Die sanften Klänge der violetten Zungentrommel von Pablo Haas. Fast täglich sucht der junge Künstler oberhalb der Zolliker Allmend seinen ganz eigenen Ort der Inspiration auf. Hier in der Natur, speziell im Wald, kann er abschalten, für sich sein, seinen Gedanken freien Lauf lassen. Hier spürt er die Kraft des Lebens, die ihn in seinem Schaffen täglich aufs Neue inspiriert. Die Musik, die er auch elektronisch kreiert und mit selbst gefilmten Naturaufnahmen kombiniert, ist dabei nur eine der vielen Sphären, in die sich Pablo Haas begibt. Auch die meisten seiner abstrakten Zeichnungen, die er mit dem Pinselstift in eines seiner kleinen Notizbücher malt, entstehen hier. Immer dann, wenn er sich an seinen Lieblingsbaum lehnt, kurz die Augen schliesst – und dann seinem Schaffensdrang freien Lauf lässt. Denn dieser ist verantwortlich dafür, dass er zeichnet, malt, filmt, musiziert oder auch kleine 3D-Animationen programmiert. Sein Interesse gilt, wie er sagt, dem Leben selbst und umfasst, solange er etwas erschaffen kann, praktisch jeden kreativen Bereich.

Kunst ist nur ein Wort

Sich selber würde der 24-Jährige aber gar nicht als Künstler bezeichnen. «Das ist wohl die Definition, die jenen Menschen zugeschrieben wird, die etwas erschaffen, was auf den ersten Blick keinen eigentlichen Zweck erfüllt», vermutet er. Einen geeigneten Künstlernamen musste Pablo Lux Imua Haas, wie der Zolliker mit vollem Namen heisst, irgendwann dennoch festlegen. Und beschloss, sich dafür seines eigenen Namens zu bedienen. «Das tongaische Wort ‹Imua› bedeutet so viel wie ‹geradeaus›», erklärt er. Zusammen mit der lateinischen Bezeichnung «Lux» könnte sein Mittelname in etwa die Bedeutung «ins Licht treten» haben.

Langsam ins Licht zu treten, das ist für ihn mit seinem Erschaffen gleichzusetzen. Seine kunstvollen Kreationen seien schlicht seine Art, sich auszudrücken. Sein Tun beschreibt er als simple Folge seines Seins: «Ich mache einfach.» Das war für Pablo Haas schon in der Schule so und hat auch lange gut funktioniert. Nach der Primarschule in Zollikon zog es ihn direkt ins Gymnasium, wo er anfangs ebenfalls gut mithalten konnte. Mit der Zeit zeigte sich der freie Geist des jungen Kreativschaffenden allerdings immer stärker. «Ich war damals extrem stur, hatte viel Wut in mir und wusste teils nicht, wie ich diese kanalisieren soll», erinnert er sich zurück.

So entschied er sich, nach diversen Eskapaden und wiederkehrenden Uneinigkeiten mit Lehrpersonen, an die Kunstschule Luzern zu wechseln und eine Ausbildung im gestalterischen Bereich zu beginnen. Und selbst dort stiess Pablo Haas mit seinen ausgefallenen Ideen, seinen eigenen Interpretationen und seinem Denken regelmässig auf Widerstand. «Auftrag nicht erfüllt», hiess es des Öfteren, wenn seine Dozenten seine ganz persönliche Umsetzung der Aufgabenstellung nicht nachvollziehen konnten. Das Abschlussjahr bestand Pablo Haas somit erst im zweiten Anlauf, schon damals zeigte sich allerdings sein kreatives Potenzial. Sein Portfolio wurde als einziges des Jahrgangs mit der Höchstnote bewertet.

Sehen heisst hören

«Die Zeit in Luzern war auf eine positive Art und Weise verrückt», erinnert sich Pablo Haas, während er sich die dichten dunklen Locken aus dem Gesicht wischt. Bereits mit 16 Jahren weg vom Elternhaus, wohnte er dort während seiner Ausbildung zum Grafiker EFZ zusammen mit drei Kollegen in einem ­abrissreifen Haus, das die vier Freunde gleich in ein grosses Atelier verwandelten. «Die Wände dienten uns als Kreativfläche, auf welcher wir uns nach Lust und Laune austoben konnten. Wir lebten sozusagen in einer selbstgestalteten Galerie. Ein Kunstverein hat dann sogar eine Ausstellung in unseren Räumen gemacht.»

Ein halbes Jahr seiner Ausbildung verbrachte der Kunststudent zudem in Berlin, wo er sich bei einem Kultur­magazin auch im ge­zielten Formen der ­Sprache versuchte. «Das Schreiben spricht mich ebenfalls an, allerdings finde ich es enorm schwierig, etwas mit blossen Worten gezielt zu erfassen», schildert er ­seine Erfahrung und zugleich seinen ­eigenen Anspruch. «Mit Bildern und Klängen gelingt mir das besser.» So ist für ihn das Verbinden der verschiedenen Sinne, wo immer möglich, Teil seines Schaffens. «Was ich sehe, klingt für mich auch.»

Stets in Bewegung

Seine atmosphärischen Videos zeigen dieses Empfinden auf eindrücklichste Weise. Auf seiner Webseite wie auch auf Instagram und YouTube veröffentlicht er regelmässig kurze «Journeys», wie er sie nennt – audiovisuelle Reisen durch Landschaften und Welten, die ihn inspirieren. Dafür geht er mit seiner Smartphone-Kamera oft ins Detail und nimmt den Betrachter so auf eine Makroebene seiner Umwelt mit, die auf den ersten Blick nicht immer sofort erkennbar wird. Oder er führt, wie beispielsweise in den Clips «Mento» oder «Xeno », seine Kameralinse durch die Natur Zollikons, über Baumkronen im Himmel, entlang eines Bachs, vorbei an Pflanzen und Tieren. Und untermalt diese Bilder dann mit zuvor aufgenommenen atmosphärischen Klängen, die seinem visuellen Erlebnis jene akustische Stimmung verleihen, die er persönlich empfindet. Selber beschreibt er seine Kurzvideos auf seinem YouTube-Kanal so: «Oszillierende Schallwellen bewegen sich durch den Raum. Jeder kleine Lichtpunkt wird beobachtet und in etwas verwandelt, nach dem niemand gefragt hat, das aber dennoch einigen Geistern gefällt.»

Pablo Haas sagt, seine Kreationen hätten kein eigentliches Ziel. Und dennoch scheinen sie alle eines gemeinsam zu haben – sie sind nie still, sondern stets in Bewegung oder versuchen zumindest, diese auszudrücken. Sein Schaffen sei schlicht eine Abbildung des Lebens, das er als eine alles umfassende Energie empfindet. «Wenn ich etwas zeichne, ist das also bloss Energie, die ich in diesem Moment und auf eine bestimmte Art und Weise weiterfliessen lasse.»

www.luximua.com | Instagram: lux.imua | YouTube: Lux Imua

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