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Initiative fordert Lärmschutz

Von Tobias Chi ‒ 19. Juni 2020

Am 4. Juli soll das Zolliker Stimmvolk über Lärmschutzwände entlang des Skateparks Riet befinden. Lanciert wurde das Begehren von einem Ehepaar, das in einer Alterswohnung über dem Wohn- und Pflege­zentrum Blumenrain wohnt.

An der Gemeindeversammlung soll über eine Lärmschutzwand in der Freizeitanlage Riet abgestimmt werden. (Bild: cef)
An der Gemeindeversammlung soll über eine Lärmschutzwand in der Freizeitanlage Riet abgestimmt werden. (Bild: cef)

Seit vielen Jahren ist die Skateboard-Rampe in der Freizeitanlage Riet ein Anziehungspunkt für Kinder und Jugendliche aus Zollikon und Umgebung. Schon um die Jahrtausendwende stand dort eine Minirampe, 2014 wurde die Anlage erneuert und mit modernen Skate- und BMX-Rampen ausgestattet. Damals war das Wohn- und Pflegezentrum (WPZ) Blumenrain, das sich der gegenüberliegenden Strassenseite befindet, noch im Bau. Nachdem es zwei Jahre später bezogen werden konnte, fühlten sich einige Bewohnende bald vom Lärm der Skateboards gestört.

Das Ehepaar Sager, das seit 2016 im Attikageschoss des Wohn- und Pflegezentrums bewohnt, verlangte im Frühling 2017 vom zuständigen Gemeinderat eine Lösung. In seinem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, forderte Otto Sager eine neue Tafel mit der Benutzerordnung für die Freizeitanlage Riet, weil die alte nicht mehr gut lesbar sei. Auf dieser aus dem Jahr 2000 stammenden Tafel waren die Betriebszeiten der Anlage festgelegt: von Montag bis Samstag zwischen 8 und 12 Uhr sowie zwischen 14 und 20 Uhr und an Sonntagen zwischen 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Gegenteilige Wirkung

Bei der Prüfung des Begehrens stellte der zuständige Gemeinderat fest, dass die bestehende Tafel rechtliche Mängel aufwies und in dieser Form gar nicht durchsetzbar war. Zwar kam André Müller, Ressortleiter Sicherheit und Umwelt, Otto Sagers Wunsch nach, eine neue Tafel aufzustellen. Darauf wird jedoch lediglich die Einhaltung der Nachtruhe zwischen 22 und 7 Uhr gefordert – was bedeutet, dass die Freizeitanlage sogar noch länger als bisher genutzt werden darf.

Die Sagers sind enttäuscht von der Reaktion der Gemeinde. Als Gegenmassnahme haben sie zusammen mit drei Mitunterzeichnenden eine Initiative lanciert, über die an der Gemeindeversammlung vom 4. Juli abgestimmt werden soll. Die «Einzelinitiative Otto Sager» verlangt die Errichtung von Lärmschutzwänden entlang des Skateparks, um die Ruhe der Anwohnenden, insbesondere der Bewohner des WPZ Blumenrain, zu gewährleisten. Nach Schätzung des Gemeinderats würde die Realisierung der Lärmschutzanlage über 200 000 Franken kosten.

Fragliche Nutzung und zu teuer

Ob die Initiative gute Chancen hat oder nicht, ist schwierig abzuschätzen. Sowohl der Gemeinderat als auch die Rechnungsprüfungskommission (RPK) empfehlen das Begehren als einziges der sechs Traktanden vom 4. Juli zur Ablehnung. Der Gemeinderat hält die hohen Kosten für nicht vertretbar und zweifelt auch an der baurechtlichen Bewilligungsfähigkeit einer Lärmschutzwand in diesem Baugebiet. Denn um überhaupt eine lärmdämmende Wirkung zu erzielen, müsste eine entsprechende Wand mindestens vier Meter hoch sein.

Im WPZ Blumenrain scheint man sich nicht unisono am Betrieb der Skateboard-Anlage zu stossen. Zwar sei der Lärm ein Thema, sagt WPZ-Leiter Nebojsa Racic. Doch habe man mit den entsprechenden Bewohnenden bisher immer nach internen Lösungen wie etwa einem Zimmerwechsel gesucht.

Selbst die Initianten sind skeptisch, ob ihr Begehren an der Gemeindeversammlung durchkommt. «Wenn es etwas kostet, sind die Leute eher dagegen», sagt Ingeborg Sager.

Seitens der Gemeinde habe man das Gespräch gesucht und ihr und ihrem Mann geraten, die Initiative zurückzuziehen. «Wir haben dennoch daran festgehalten», sagt die 83-Jährige. Das Ehepaar sieht sich auch als Vertreter jener WPZ-­Bewohner, die sich ebenfalls am Lärm stören, sich aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit jedoch nicht selber wehren können.

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