Von ‒ 21. August 2020
Livia Fuchs ist U16-Leichtathletik-Schweizermeisterin im Fünfkampf. Die Zollikerin erzählt von ihrem Sieg, weshalb sie trotz Favoritenrolle nicht damit gerechnet hat, und verrät, ob sie sich ein Leben als Profisportlerin vorstellen könnte.
Vielen Dank! Ich habe natürlich gehofft, gewinnen zu können, aber erwartet habe ich den Sieg nicht, obwohl ich bereits im Februar bei den Hallenmeisterschaften Gold im Kugelstossen und Bronze im Hürdenlauf holte. Aber aufgrund einer Verletzung konnte ich drei Wochen lang nicht trainieren und mich erst zwei Wochen vor dem Wettkampf richtig darauf vorbereiten.
Meine Adduktoren waren angerissen. So konnte ich nicht optimal an meiner Geschwindigkeit arbeiten. Dafür habe ich andere Muskelgruppen wie den Rumpf trainiert und so versucht, mich dennoch bestmöglich vorzubereiten.
Die ersten beiden Disziplinen waren 80-Meter-Sprint sowie Weitsprung. Da die Geschwindigkeit dafür zentral ist, startete ich nicht optimal. Die Resultate waren aber solide und ich wusste, dass ich spätestens beim Kugelstossen einige Punkte wiedergutmachen kann.
Ja, das war gewissermassen die Wende. Beim anschliessenden Hochsprung hatte ich dann nochmals etwas Mühe und schaffte erst beim letzten Versuch die Anfangshöhe von 1.42 m. Schlussendlich konnte ich meine angestrebte Höhe von 1.57 m doch noch überspringen. Beim abschliessenden 1000-Meter-Lauf wusste ich dann, wie viele Punkte ich auf meine Verfolgerinnen ins Ziel retten musste, um gewinnen zu können.
Grundsätzlich macht es für mich keinen grossen Unterschied, ob viele Zuschauer vor Ort sind oder nicht. Ich versuche mich einfach auf mich und den Wettkampf zu konzentrieren. Das wichtigste für mich ist, dass meine Familie anwesend ist. Das gibt mir den grössten Ansporn.
Ohne meine Familie wäre dies alles nicht möglich, sie unterstützt mich voll und ganz. Mein Vater begleitet mich auch an alle Wettkämpfe, die – inklusive Anreise und Übernachtungen an den Austragungsorten – oft das ganze Wochenende in Anspruch nehmen.
Wir trainieren drei Mal pro Woche und während der Saison finden am Wochenende jeweils diverse Wettkämpfe statt. Im Winter arbeite ich an den Wochenenden selber an meiner Ausdauer, beispielsweise beim Joggen im Zolliker Wald. Auch hier begleitet mich mein Vater mit dem Velo, was mich zusätzlich motiviert.
Die Saison beginnt normalerweise im Mai, dieses Jahr war wegen Corona aber alles etwas anders. Viele Wettkämpfe wurden abgesagt oder verschoben und auch das Training fand lange nicht wie gewohnt statt. Um fit zu bleiben, habe ich zusammen mit einer Kollegin selbständig dreimal wöchentlich Kraft und Ausdauer trainiert.
Vor etwa sechs Jahren. Damals eiferte ich meinem älteren Bruder nach, der bereits aktiv im Verein war. Mein Vater hat mich dann einfach mal bei der Leichtathletik Gemeinschaft Küsnacht-Erlenbach angemeldet. Zu Beginn war ich nicht allzu begeistert, merkte dann aber schnell, wie sich meine Leistungen verbesserten und wie mir der Sport immer mehr Spass machte.
Vergangenes Jahr wurde ich als jüngerer Jahrgang bei den U16-Kategorien Kantonalmeisterin im Hürdenlauf. Im Kugelstossen sowie beim 600-Meter-Lauf erreichte ich zudem den dritten Platz. Dieses Resultat hat niemand erwartet, schon gar nicht ich. Das war speziell für mich.
Das kommt, zumindest bei mir, auf die Disziplin an. Beim Kugelstossen fühle ich mich wohl, hier gibt mir ein gewisser Druck sogar zusätzliche Motivation. Beim Hürdenlauf hingegen, wo man nur einen Versuch hat und alles stimmen muss, bin ich jeweils nervöser. An einem Wettkampf teilzunehmen ist aber so oder so ein tolles Gefühl, das ich jedes Mal geniesse.
Ich gehe die Abläufe einige Male im Kopf für mich durch und versuche, die einzelnen Bewegungsschritte gedanklich festzuhalten. Bewusstes Mentaltraining ist jedoch kein fester Bestandteil unseres Trainings im Verein. Wenn ich während eines Wettkampfs spüre, dass ich nervös bin, versuche ich einfach auszublenden, um was es geht – als wäre mein nächster Sprung nichts anderes als all diejenigen im Training zuvor.
Das kann ich momentan schwer abschätzen, aber ich gebe natürlich mein Bestes. Ich versuche, mich stetig zu verbessern und es wäre natürlich schön, noch mehr zu erreichen und später vielleicht sogar als Profisportlerin erfolgreich zu sein. Dafür müsste ich mich aber in einigen Disziplinen noch stark verbessern. Speerwerfen gehört zum Beispiel noch nicht unbedingt zu meinen Stärken. Der Sport allgemein macht mir aber grossen Spass, und wenn ich damit etwas erreichen kann, nehme ich diese Chance wahr.
Mein erster Eindruck hat mich positiv gestimmt, obwohl alles noch sehr neu und etwas ungewohnt für mich ist. Vor allem merke ich im Vergleich zum Schulalltag, dass ich den ganzen Tag auf den Beinen stehe und abends dementsprechend müde bin. Mein nächster Wettkampf steht bereits am kommenden Wochenende an. Ich bin also gespannt, wie ich mich schlagen werde.
Das Gespräch mit Livia Fuchs fand vor den Kantonalen Meisterschaften vom vergangenen Wochenende statt. Auch hier war sie, trotz Start in die Lehre, nicht minder erfolgreich und holte dreimal Gold und einmal Bronze. Im Speerwerfen triumphierte sie mit deutlich neuer persönlicher Bestleistung mit einer Weite von 38,02 m, im Weitsprung erreichte sie ebenfalls mit persönlicher Bestleistung 5,26 m und im Kugelstossen reichten 11,92 m für den ersten Platz.
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