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Langer Auftritt nach kurzer Nacht

Von Birgit Schlieper ‒ 1. Oktober 2020

Als Jack Zhoul betritt der gebürtige Zolliker Yannick Staubli die Bühne und präsentiert mit «Dreams» eine gefühlvolle Hymne.

Jack Zhoul will mit Gitarre
Jack Zhoul will mit seiner Gitarre durchstarten. (Bild: zvg)

Mit dem Song «Dreams» hat der gebürtige Zolliker Yannick Staubli seinen ersten Song veröffentlicht. Weitere werden folgen. Im Interview erinnert er sich an die Anfänge und hofft auf die Zukunft. Er ist bereit dafür.

Sie haben mit 15 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. War da vorher kein Interesse für Musik?

Doch. Im Alter von sieben Jahren musste ich wie alle anderen Blockflöte spielen. Dann war erstmal Pause. Musik hat mich interessiert, aber dass ich aktiv Musik mache, war ein Zufall. Ich hatte mit Freunden zusammen einen Salsakurs gebucht und musste vor Ort feststellen, dass ich neben zwei Pärchen das fünfte Rad am Wagen war. Ich «musste» also immer mit der wunderschönen Lehrerin tanzen. Für einen Jungen in der Pubertät eine Katastrophe. Nach ungefähr fünf Abenden beschloss ich, die Zeit besser mit meinem Kumpel Carlo Menet zu verbringen. Der spielte damals schon Gitarre, und ich fand die Sounds, die er damit produzierte, einfach nur Wahnsinn. Witzigerweise ist Carlo heute mein Produzent.

Sie haben schon früh eigene Texte geschrieben?

Stimmt. Als Jugendlicher habe ich gerappt, dann kamen die melodischen Stücke. Aber ich habe das immer nur in den eigenen vier Wänden gespielt. Ich wollte damit gar nicht an die Öffentlichkeit. Ich war damals extrem selbstkritisch.

Wann gab es doch den ersten öffentlichen Auftritt?

Am 1. August 2015. Ich hatte ein absolutes Aha-Erlebnis. Nach einer langen, durchzechten Nacht sass ich ein bisschen verkatert mit Freunden auf dem Balkon. In der Ecke stand eine alte akustische Gitarre. Es fehlten drei Saiten, ausserdem war sie für Rechtshänder. Ich bin Linkshänder. Und trotzdem habe ich mir die geschnappt und einen Song von Lenny Kravitz gespielt. Eigentlich mehr für mich selber. Doch die anderen forderten mich auf, weiterzuspielen. Sie wollten für einen Brunch einkaufen, ich solle meine eigene Gitarre holen. So sass ich später wieder auf dem Balkon und spielte und spielte. Von den anderen Balkonen im Innenhof kam immer mehr Applaus. Das war einfach unglaublich.

Dann ging es steil bergauf?

Es ging ganz langsam bergauf. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass die Leute mir wirklich zuhören wollten. Als ich zum ersten richtigen Gig via Facebook und Instagram in eine Bar eingeladen hatte, kamen mehr als 100 Leute. Die Bude war rappelvoll. Ich war kurz vor Auftrittsbeginn auf dem Klo und wollte nur noch abhauen. Das Lampenfieber war riesig. Aber nach zehn Sekunden auf der Bühne hatte ich mich voll in der Musik verloren.

Wann haben Sie sich entschieden, professionell Musik zu machen?

Vor gut eineinhalb Jahren. Ich hatte wieder Kontakt zu Carlo aufgenommen – eigentlich nur für Gitarrenunterricht – und seitdem arbeiten wir zusammen. Es ist einfach so, dass mich jeder Moment, den ich mit Musik verbringe, absolut erfüllt. Das heisst nicht, dass es immer Spass macht. Das ist auch ­Arbeit. Aber wir haben jetzt sechs Songs eingespielt, die wir nach und nach auf die Reise schicken werden. Dabei ist mir bewusst, dass die ­Musik für den Erfolg nur eine Säule ist. Es kommt auf so vieles an: auf das Marketing, die richtigen Musiker und Musikerinnen, die richtige Location. Mir ist klar, dass die ­Musik ein sehr kompetitives Pflaster ist. Aber ich bin bereit.

Was ist das Ziel?

Im besten Fall kann ich davon leben. Ich habe im vergangenen Jahr meinen Master in Englisch, Geschichte und Politikwissenschaften gemacht und strebe nun das Lehrdiplom fürs Gymnasium an. Das würde mir auch Spass machen. Aber wenn ich meine Leidenschaft zum Beruf machen könnte, wäre das natürlich ein Traum.

Apropos Traum: Der erste Song heisst «Dreams». Was sind das für Träume?

Während meines Studiums habe ich ein Seminar über Rassismus in den USA belegt und mir ist bewusst geworden, wie stark dieser noch verbreitet ist. «Dreams» ist für mich eine Hymne an den Mut und das Durchhaltevermögen aller Menschen, die immer wieder aufstehen, wenn sie das Leben zu Boden stösst. Der Song soll Kraft geben in unberechenbaren Zeiten. Und diese erleben wir ja gerade selber auch.

Der erste Auftritt nach dem Lockdown war in «Frau Gerolds Garten». Wie lief der?

Eigentlich war ein Gig im Plaza geplant, aber das ging leider nicht. Also sind wir ausgewichen. Die Stimmung war toll. Ich habe gespürt, dass die Leute wieder Lust auf Konzerte haben, dass sie unterhalten werden wollen. Ich hoffe ­natürlich, dass wir im nächsten Frühjahr unsere geplante EP-­Release-Party trotz Corona durchziehen können!

Wie kam es zu dem Künstlernamen Jack Zhoul?

Kurz vor einem Auftritt in Basel wurde mir klar, dass ich – gerade mit englischer Musik – nicht als Yannick Staubli auftreten kann. Wir hatten damals einen Töffclub mit dem Namen «Brothers of Zhoul» – wobei das ZH für Zürich steht. Und da mich einige alte Freunde schon immer Jack gerufen haben, war Jack Zhoul geboren.

Wie stehen Ihre Eltern René Staubli und Barbara Lukesch – die beide im Journalismus zu Hause sind – zu Ihren Plänen?

Die unterstützen mich total. Sie finden es einfach gut, dass ich für ein Thema absolut brenne, und ich glaube, sie sind auch ein bisschen stolz, ihren Sohn nun im Radio und auf Spotify zu hören.


Zur Person:

Yannick Staubli wurde 1990 in Zollikon geboren. Nach der Matura in Zürich studierte er Englisch, Geschichte und Politikwissenschaften. Nebenbei ist er Projektleiter für geschlechtsunabhängige Berufswahl bei der Fachstelle Gleichstellung des Kantons Zürich. Im vergangenen Monat veröffentlichte er unter dem Künstlernamen Jack Zhoul seinen ersten Song mit dem Titel «Dreams», der auf Spotify und Apple Music zu hören und auf YouTube auch zu sehen ist.

www.jackzhoul.com

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