Von ‒ 5. November 2020
Der Zolliker Dominique Jakob ist Professor für Privatrecht sowie Leiter des Zentrums für Stiftungsrecht an der Universität Zürich. Der akademische Ausweis des 49-Jährigen liest sich eindrücklich. Als Verfasser unzähliger Publikationen ist er gefragter Referent im In- und Ausland und Berater auf seinem Spezialgebiet des Stiftungsrechts.
Ich wollte schon immer einen individuellen Weg gehen. Meine Suche hat mich unter anderem nach New York, Bangkok und Rom gebracht, ehe ich in München als wissenschaftlicher Assistent promovierte und habilitierte. Ich habe mich eher als bunten Vogel gesehen, der irgendwann «raus» wollte. Als ich dann gleichzeitig einen Ruf der Universität Hamburg sowie der Universität Zürich erhielt, fiel mir die Entscheidung nicht schwer, nach Zürich zu kommen, wo mein Naturell meines Erachtens besser hinpasste.
Am Anfang war das gar nicht so einfach. Als Deutscher wollte ich mich auch stärker profilieren und durch Leistung zeigen, dass ich den Posten hier in der Schweiz verdient habe. Dabei habe ich versucht, die Lässigkeit nie zu verlieren und stets offen und freundlich auf die Menschen zuzugehen.
Ja, das war immer mein Ziel – eine gesunde Mischung aus Leistungsfähigkeit und Lässigkeit. Bereits in der Schule gehörte ich zu jenen, die gute Noten hatten, aber auch gerne Partys feierten. Ich denke, es ist wichtig, Freude an der Sache zu haben und sich nicht zu verkrampfen.
Genau, das ist sozusagen mein Lebensmotto. Wenn man das kann, hat man, glaube ich, schon viel erreicht. Gerade versuche ich meinem 15-jährigen Sohn zu erklären, dass das Leben viel mehr Spass macht, wenn man in der Schule gute Leistungen bringt, was allerdings im Moment noch nicht unbedingt auf Verständnis stösst (lacht). Selber habe ich das früh begriffen: Wenn ich die Schule gut mache, lässt man mich auch sonst mehr in Ruhe. Ich schaffe damit eine gewisse Freiheit, die ich mir sozusagen selbst gewähre.
Ich bin sicher ehrgeizig, sonst wäre ich nicht dorthin gekommen, wo ich heute stehe. Ich war auch immer neugierig. Promoviert habe ich mit dem Thema der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft, damals eine sehr exotische Materie, in der rechtlich noch vieles unklar war. Ich wollte schlicht nicht die gleichen Dinge machen, die alle anderen auch gemacht haben.
Der war tatsächlich schon immer da. Mein Vater war Professor, wobei es mir nie darum ging, ihm nachzueifern. Zu seiner Zeit war dieser Beruf auch ein anderer als heute. Professoren genossen einen gewissen Status und hatten mehr Freiheiten. Ich fand, er hatte ein extrem «cooles» Leben. Später merkte ich, dass mir das Schreiben und Sprechen liegt und mir auch die Arbeit mit jungen, interessierten Leuten Freude bereitet. Scheinbar ist das bei den Studierenden schnell angekommen; meine Vorlesungen waren schon zu meiner Zeit als Assistent gut besucht.
Klar, nur schon aus finanzieller Sicht wäre natürlich viel mehr drin gelegen. Inzwischen bin ich auf privater Basis international als Berater tätig, und sehe so in unglaublich spannende Fälle, von denen mein Universitätsalltag wiederum profitiert. Dennoch sehe ich mich klar als Professor. Das ist mein Beruf, der mir nach wie vor extrem Freude bereitet. Dass ich nun Theorie und Praxis verbinden kann, sehe ich als ein grosses Privileg.
Das ergab sich eher per Zufall. Die Juristerei an sich hat mich nie direkt angezogen. Ich ging meine Karriere eher pragmatisch an und habe dann gemerkt, dass ich dort meine Talente verwirklichen kann. Innerhalb der breiten Materie muss man irgendwann seine Nische finden – bei mir war und ist es das Stiftungsrecht.
Natürlich bin ich stolz auf das Erreichte, aber ich habe stets versucht, den Fokus mit der nötigen Bescheidenheit auf meine Leistungen zu legen, Freude an der Materie zu vermitteln und nicht zuletzt auch selbst Freude an der Sache zu haben.
Ich denke schon. Die normalen Dinge im Leben machen mir noch immer viel zu sehr Spass. Einfach mal abhängen zu können, einen guten Wein zu trinken, auf dem Riet Fussball zu spielen, Chilis anzubauen. Mir war klar, dass die ersten zehn Jahre meiner akademischen Laufbahn viel Leistung verlangen. Heute merke ich, dass es mir immer wichtiger wird, meine künftige Work-Life-Balance etwas zu justieren.
Was mir schon länger vorschwebt, ist mal einen Roman zu schreiben. Für ein solches Projekt fehlt aktuell schlicht die Zeit. Ich denke auch darüber nach, was ich der Nachwelt hinterlassen will. Juristische Texte von mir hat diese inzwischen wohl genügend (lacht). Die Prioritäten verschieben sich mit der Zeit. Vielleicht kann ich auch jenseits der Juristerei meine Erfahrung sinnvoll für die Allgemeinheit einbringen.
Allerdings! Ich sage immer, dass ich zwei Dinge in meinem Leben richtig gemacht habe: Erstens, mich mit Stiftungsrecht zu befassen, und zweitens, meine Frau zu heiraten. Sie hat mir all die Jahre den Rücken freigehalten und mit dem Umzug nach Zürich ihre Karriere aufgegeben, das Familienmanagement mit unseren drei Kindern übernommen und nun wieder eine eigene Karriere aufgebaut. Meine Familie hat mir immer den Halt gegeben, ohne den ich all das mit Sicherheit nicht geschafft hätte.
Mit Dominique Jacob sprach Valentin Kälin
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