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Kraftvolle Worte und neue Wege

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 13. November 2020

Portrait von Yvonne Peter und Frank Bodi
Yvonne Peter steuert neu die Geschicke des Zumiker Kulturkreises mit. Für die nächste Veranstaltung konnte Frank Bodin ewonnen werden. (Bilder: zvg)

Der Zumiker Kulturkreis freut sich über Yvonne Peter und auf Frank Bodin

Mit dem Werber Frank Bodin wartet der Zumiker Kulturkreis am nächsten Mittwoch mit ­einem renommierten Namen auf. Der Zolliker Zumiker Bote sprach mit Vorstandsmitglied Yvonne Peter über diese Veranstaltung und die Zukunft des Kulturkreises.

Frau Peter, Frank Bodin ist als Autor mit «Do it, with Love» bekannt geworden. Wie interpretieren Sie das Buch?

Frank Bodin verrät uns darin seine «100 Creative Essentials» und richtet sich an alle Kreativen oder an solche, die es in Zukunft sein wollen. Er spricht im Prinzip alle Menschen an. Mit dem Zitat «Don’t be creative to be creative» führt er uns vor Augen, dass wahre Kreativität nie zwanghaft ist oder sein soll. Kreativität beginnt mit Inspirationen. Sie entsteht nicht etwa durch rationales Überlegen und Tüfteln, sondern hat auch immer etwas mit Emotionen zu tun. Kreativität nimmt so richtig Fahrt auf, wenn wir im Flow, einem der Welt entrückten Zustand sind, völlig vertieft und restlos in unserer schöpferischen Tätigkeit aufgehen.

Sie engagieren sich seit Januar dieses Jahres als Vorstandsmitglied im Kulturkreis. Was ist Ihre Motivation?

Kultur ist für mich eine Oase, fernab von ideologischen Spannungen, wie wir sie etwa in der Politik oder Wirtschaft erleben. Das Engagement ist für mich die ideale Ergänzung zu meinem Engagement im Musikbereich. Da mir Zumikon am Herzen liegt, möchte ich der Gemeinde etwas zurückgeben. Ein Vorbild ist für mich Nadja Schildknecht, die Mitbegründerin des «Zurich Film Festival», welche mit Karl Spoerri während 15 Jahren mit Leidenschaft das Festival zu dem gemacht hat, was es heute ist. Sie hat es damals geschafft, Grössen wie Silvester Stallone nach Zürich zu holen, viele grosse Namen folgten. Ich freue mich, mit dem Vorstand am gleichen Strick zu ziehen und unvergessliche, verbindende Abende zu geniessen!

Der Zumiker Kulturkreis ist bislang eher konservativ ausgerichtet. Dieser Abend spricht auch ein jüngeres Publikum an. Ist das ein Fingerzeig in die Zukunft?

Das kann man so interpretieren. Bekanntlich kommt mit neuen Mitarbeitern auch frischer Wind in eine Institution. Es ist aber nicht meine Vision, den Kulturkreis zu verjüngen. Helmut Schmidt hat ja gesagt, «Wer Visionen hat, soll zum Arzt». Jedes Vorstandsmitglied bringt, passend zu seinem Typ, Ideen ein und zieht damit unweigerlich eine bestimmte Zielgruppe an. Persönlich habe ich grossen ­Respekt vor älteren Menschen. Es war beispielsweise wunderbar zu sehen, wie an unserer GV an einem Spätsommerabend ältere Menschen unter freiem Himmel getanzt und das Leben gefeiert haben.

Im öffentlichen Raum fand Kultur in diesem Jahr so gut wie nicht statt. Glauben Sie, dass sich die Kulturszene erholt, oder wird es einen Aufschwung der virtuellen Kultur geben?

Ich denke, es wird zu einem tiefgreifenden Wandel in Gesellschaft und Kultur kommen, der Kuchen wird wohl neu aufgeteilt. Ich bin aber überzeugt, dass sich die Kulturszene erholen wird, denn das Bedürfnis nach kulturellem Genuss ist dem Menschen quasi angeboren. Das reale Leben findet draussen statt, darum kann und soll die virtuelle Welt um Himmels Willen diese nie ersetzen. Iris Berben hat es anlässlich ihres Besuches in Zürich so schön gesagt: «Kein noch so riesiger Flatscreen kann einen Kinosaal ersetzen. Es gibt kaum etwas Spannenderes als diesen grossen, dunklen Raum und das Gefühl, darin mit anderen Menschen eine kollektive Gefühlsreise zu machen». Es lebe das kollektive Gefühl in der realen Welt der Kultur!

Der Kulturkreis lebt von Veranstaltungen. Wie konnten diese in den vergangenen Monaten umgesetzt werden? Gefährden die fehlenden Einnahmen die Zukunft des Vereins?

Wir haben alle Anlässe ab 8. März, also noch vor dem nationalen Shutdown, Corona-bedingt abgesagt. Ende Oktober sind wir in die neue Saison 2020/21 gestartet. Wir halten uns streng an die Massnahmen von Bund und Kantonen. So verzichten wir z.B. auf den traditionellen Umtrunk, zum Schutz der Künstler und unserer Besucher. Es herrscht strikte Maskenpflicht im ganzen Gebäude. Unsere Events werden jetzt ganz im Sinne von «Pro Künstler – Pro Eigenverantwortung» und (infolge der bei uns auf 40 Personen begrenzten Anzahl Besucher) in sehr kleinem Format durchgeführt. Mit den Absagen der ersten Welle sind uns keine Ausgaben entstanden. Kommt hinzu, dass glücklicherweise alle abgesagten Events in der laufenden Saison nachgeholt werden. So ist unser Budget nicht gefährdet und der Vorstand hofft natürlich sehr, dass wir die Anlässe gemäss Jahresprogramm durchführen können.

Welchen Ehrengast hätten Sie für 2021 gerne oben auf Ihrer Liste?

Ruth Maria Kubitschek, die Grande Dame des deutschen Films und Fernsehens, Buchautorin und Malerin, die ich persönlich kennenlernen durfte. Sie hätte ich gerne auf der Gästeliste, wenn im kommenden Frühjahr Christian Jungen, der neue Direktor des Zürcher Filmfestivals, kommt. Gerade 89 Jahre geworden, kennt sie Zumikon und den Kulturkreis, hat sich aber ganz aus der Öffentlichkeit zurückge­zogen, was es zu respektieren gilt.

Mittwoch, 18. November, 19.30 Uhr, Gemeinschaftszentrum

Mit Yvonne Peter sprach Birgit Müller-Schlieper


Die nächsten beiden Veranstaltungen des Zolliker Kultur­kreises – ein Diavortrag am 19. November und ein Konzert am 4. Dezember – wurden abgesagt. Schweren Herzens, so Präsident Daniel Wyss, habe man sich zu dem Entschluss durch­gerungen, die letzen geplanten Termine für das Jahr 2020 zu streichen. Das wird den Mit­gliedern des Kulturkreises diese Woche schriftlich zugestellt.

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