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«Wir leben im Zeitalter der Diversität»

Von ‒ 21. Januar 2021

Als CFO leitet Annabella Bassler die Finanzen der Ringier-­Gruppe. Und als Initiantin von «EqualVoice» setzt sie sich dafür ein, dass Frauen in den Medien sichtbarer werden.

Als Initiantin von «EqualVoice» setzt sich Annabella Bassler für mehr Medienpräsenz von Frauen ein. (Bild: Thomas Meier, Blick)

Die Vielfalt der Menschen aus verschiedenen Nationen und Kulturen hat Annabella Bassler schon früh fasziniert. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass die 43-Jährige heute als CFO der Ringier-­Gruppe die Finanzen eines global agierenden Medienkonzerns führt. «Hier habe ich meinen Traumjob gefunden.» Nebst ihrer Tätigkeit als oberste Finanzchefin verantwortet die Wahlzollikerin die Medienaktivitäten von Ringier in Rumänien, sitzt im Verwaltungsrat der Ticketcorner AG, der Ringier Axel Springer Schweiz AG sowie der Ringier Digital Ventures AG. Ein eindrückliches Portfolio an Mandaten.

Doch alles der Reihe nach. Als Tochter einer deutschen Familie wächst Annabella Bassler einige Jahre in Brasilien auf, wo sie «die Sonne­ ­sowie die Herzlichkeit der Leute» schätzen lernt, ehe es nach Deutschland geht. Im Alter von 16 Jahren reist sie für ein Austauschjahr in die USA und sammelt später in diversen Praktika in Tokio, London, Paris und Mexiko weitere Auslandserfahrung. Ihr Studium in Wirtschaftswissenschaften absolviert sie an der European Business School im hessischen Oestrich-Winkel, Buenos Aires und Los Angeles. «Andere Kulturen und Menschen kennenzulernen, sah ich schon immer als absolute Bereicherung.»

In die Schweiz zieht es sie 2007 «vor allem der Liebe wegen». Doch auch beruflich geht dieser Schritt gut auf. Noch im selben Jahr beginnt sie bei Ringier zu arbeiten, wo sie sich in verschiedenen Finanzfunktionen beweist und fünf Jahre später ihre heutige Position als CFO übernimmt. Inzwischen ist die Weltenbummlerin sesshaft geworden. An ihre kulturelle Eingewöhnungsphase kann sie sich noch gut erinnern: «Ich wollte die lokale Sprache innerhalb kurzer Zeit perfekt verstehen. Also habe ich mein Umfeld aufgefordert, nur noch Schweizerdeutsch mit mir zu sprechen.»

Am Puls der Zeit

2020 war auch für Annabella Bassler kein einfaches Jahr, schon gar nicht als CFO einer Unternehmung, die in 19 Ländern tätig ist. Die Ringier-­Gruppe teilt sich dabei in 125 Gesellschaften auf. «Hier überall die Liquidität zu gewährleisten, war die letzten Monate keine leichte Aufgabe.» Doch genau solche Herausforderungen findet sie auch spannend, vor allem wenn es darum geht, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. «Wir haben in den letzten zwei Jahren rund 1,8 Milliarden Franken in die digitale Transformation der Ringier-­Gruppe investiert. So bewegen wir uns am Puls der Zeit und sind für die Zukunft weiterhin gut auf­gestellt», erklärt sie. Um solche ­Herausforderungen erfolgreich zu meistern, müsse ein CFO einerseits höchste Fach- und Branchenkenntnisse besitzen. Doch für Annabella Bassler sind vor allem die Menschen zentraler Bestandteil einer gelungenen Zusammenarbeit: «It’s all about people!», davon ist sie überzeugt. Und beweist damit, wie sehr sie in ihrem Beruf von ihrer internationalen Erfahrung profitieren kann. «Wenn Menschen verstehen, welches gemeinsame Ziel sie anstreben und weshalb sie dies tun, ist alles möglich.»

Schweizerin werden

Seit knapp vier Jahren lebt Annabella Bassler mit ihrem siebenjährigen Sohn in Zollikon. «Die Wohnlage zwischen Stadt und Natur ist fantastisch und ich geniesse auch die hiesige Dorfgemeinschaft sehr.» Die Gemeinde habe für sie trotz ihrer Stadtnähe ein erfreuliches Eigenleben. «Ab und zu trifft man mich sogar in der Dorfbibliothek», lacht sie. Sich als Zuzügerin in ­einem fremden Land so gut wie möglich integrieren zu wollen, sei für sie selbstverständlich. «Sich mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen des Landes zu befassen, in dem man leben möchte, ist wichtig.» Nur mit dem Sprechen tut sie sich nach wie vor etwas schwer. «Mein Sohn sagt immer: ‹Mami, bitte lass es!›, wenn ich mal wieder ein Wort auf Schweizerdeutsch sagen möchte.» Doch das darf ein belustigendes Detail bleiben. Inzwischen ist die Deutsche kurz vor dem Abschluss ihres Einbürgerungsverfahrens. «Zollikon hat bereits zugestimmt, jetzt warte ich nur noch auf den definitiven Entscheid des Bundes.»

Mehr weibliche Rollenbilder schaffen

Fällt dieser positiv aus, darf Annabella Bassler ihre Stimme hier endlich auch auf politischer Ebene ­einbringen. Als Initiantin von EqualVoice setzt sie sich innerhalb der Ringier-Gruppe für die Visibilität von Frauen in den Medien ein. «In der Schweiz handeln 75 Prozent aller Medienberichte von Männern. Die 2019 von uns lancierte Initia­tive EqualVoice schafft dafür ein Bewusstsein und kreiert einen Raum, um über Gleichstellungsfragen zu diskutieren.» Im letzten Jahr sei es vor allem darum gegangen, den Frauenanteil in der Berichterstattung der Ringier-Medien zu erhöhen. «Diesen Anteil konnten wir bereits merklich steigern.» Dieses Jahr soll die Initiative nun weitergehen. Wir wollen nicht mehr nur messen, wie oft Frauen zu Wort kommen, sondern auch, in welchem Kontext dies geschieht», erklärt die Initiantin. Denn für sie ist klar, dass wir inzwischen «im Zeitalter der Diversität leben». Umso wichtiger sei es, mehr weibliche Rollenbilder zu schaffen. «Diese müssen allerdings sichtbar sein, um gesehen und gehört zu werden. Daran arbeiten wir kontinuierlich.»

Auch privat hat sich Annabella Bassler für dieses Jahr neue Ziele gesetzt. «Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag mindestens eine halbe Stunde durch den Wald zu spazieren oder zu joggen. Aber vor allen Dingen werde ich 2021 hoffentlich endlich Schweizerin!»

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