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Zwischen Profit und Pause

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 28. Januar 2021

Auf das heimische Gewerbe wirken sich die Einschränkungen unterschiedlich aus.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben sich unterschiedlich auf das heimische Gewerbe ausgewirkt. (Bild: Archiv)

Er sollte eigentlich mit aller Kraft vermieden werden: der zweite Lockdown. Doch nun ist er grösstenteils wieder da, und viele Unternehmen ächzen unter den Einschränkungen. Marc Schlumberger, Präsident des Gewerbevereins Zumikon, weiss aber zu differenzieren. Da regelmässige Treffen und Sitzungen ausfallen, habe er kein komplettes Bild, aber er sieht doch grosse Unterschiede. So ginge es einzelnen Branchen nicht schlecht. Mancher würde das Geld, das sonst in den Urlaub geflossen sei, in einen Umbau oder eine schon lang geplante Renovierung stecken. In anderen Bereichen – wo Kontakt zum Kunden nötig sei wie beim Coiffeur oder der Kosmetikerin – sieht er eher eine Zurückhaltung. «Die ­Leute haben einfach Angst vor der Nähe», unterstreicht er.

Die Massnahmen des Bundes beurteilt er teilweise etwas kritisch. «Die Restaurants mit ihren hervorragenden Schutzkonzepten werden geschlossen, im ÖV und in den ­Skigebieten tummeln sich die Menschen auf engem Raum. Ob die Massnahmen eine Wirkung zeigen, kann niemand so richtig einschätzen. Verordnet der Bund Schliessungen und Arbeitsverbote, steht er auch in der Pflicht, diese Betriebe angemessen zu entschädigen. Die wirtschaftlichen Folgen werden wir möglicherweise noch länger spüren.»

Viel weniger als sonst hat Sandra Sonderegger zu tun. Sie ist im Vorstand des Gewerbevereins für Veranstaltungen und Events zuständig. «Wir hatten noch eine Woche vor dem Lockdown im vergangenen Jahr einen unserer regelmässigen Apéros, danach mussten wir alles absagen», erinnert sie sich. Auch die Generalversammlung in diesem Jahr wird wieder schriftlich abgehalten. «Das Risiko, alles für eine Präsenzveranstaltung mit Catering zu organisieren, ist einfach zu gross.» Somit werden die Unter­lagen vorher verschickt, die Gewerbler können sich digital oder per Post zurückmelden. Eigentlich stünde auch die Besetzung eines weiteren Vorstandsposten auf der Agenda. «Aber durch diese eingeschränkten Zeiten kommen wir auch gut mit vier Personen.»

Schnupperstellen gesucht

Auch in Zollikon wird die anstehende Generalversammlung – wie im vergangenen Jahr – schriftlich durchgeführt. «Wahrscheinlich müssen wir froh sein, wenn wir unsere Chilbi wieder gemeinsam feiern können.» Jürg Widmer zweifelt an einer schnellen Besserung. Der Präsident des Zolliker Gewerbevereins räumt ein, dass er aktuell wenig Kontakt zu anderen Mitgliedern habe. «Natürlich weiss ich, dass es den Gastronomen schlecht geht, auch ein Mitglied aus dem Eventbereich leidet unter den Massnahmen. Aber ansonsten höre ich keine Klagen. Und von Kurzarbeit in Zollikon sind mir nur wenige Fälle bekannt.» Während des ersten Lockdowns hätten einige Unternehmen sogar besser verdient als im Jahr zuvor. Wie in Zumikon wurde kräftig ­renoviert. «Auch im Gartenbau hat es gebrummt», berichtet Jürg Widmer. Offenbar wurde viel häufiger gut gekocht oder grilliert. «Ich weiss von der Metzgerei Kratzer im Zollikerberg, dass der Sommer gut war. Vielleicht ­haben manche Kunden auch gezielt den heimischen Einzelhandel unterstützt.»

Was den Präsidenten allerdings schmerzt: Die Infoveranstaltung zum Lehrlingsprojekt «Lift» musste abgesagt werden. Für dieses werden Schnupperstellen für heimische Schüler und Schülerinnen der B- und C-Klassen gesucht. Das Projekt selber aber wird stattfinden. Heimische Unternehmen, die sich vorstellen können, einen Wochenarbeitsplatz einzurichten, können sich bei Jürg Widmer weitergehend informieren.

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