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Das Huhn und das Ei

Von Antje Brechlin ‒ 31. März 2021

Osterzeit ist Eierzeit. Eier auspusten, Eier bemalen, Eier färben, Osterkuchen essen. Eier sind an Ostern wortwörtlich in aller Munde. Der Eierkonsum ist nicht nur über ­Ostern enorm. Aber Ei ist nicht gleich Ei.

Hühner sind äusserst sozial und fühlen sich in Gruppen bis zu 20 Tieren am wohlsten. (Bild: Pixabay)

Zu Beginn ein paar Fakten, die nachdenklich stimmen: Hühner sind die weltweit meist gezüchteten und getöteten Tiere. 2019 wurden in der Schweiz mehr als 14 Millionen Hennen und Hähne gehalten. Laut dem Kompetenzzentrum der schweizerischen Geflügelwirtschaft Aviforum lebten und starben für die Eierproduktion über drei Millionen Hennen. Sogenannte Legehennen haben hier über eine Milliarde Eier gelegt, zusätzlich hat die Schweiz 587 Millionen Eier importiert. Total haben Herr und Frau Schweizer im Jahr 2019 1 Milliarde 587’400 Millionen Eier konsumiert. Das macht pro Kopf 184 Eier. Eine gewaltige Leistung der Hennen – allerdings auch viel Leid für die Tiere, denn die meisten Hühner werden industriell gehalten.

Artgerechte Haltung?

Das Schweizerische Tierschutzgesetz garantiert den Hennen in Bodenhaltung wenig Platz. Sieben bis 17 Hennen dürfen je nach Haltungssystem pro Quadratmeter gehalten werden. Nur rund 20 Prozent des Bodens müssen eingestreut sein. Auslauf ist nicht vorgegeben. Oft drängen sich mehrere Tausend Hühner in einem Stall. Das stresst die Tiere bei der typischen Bildung von Hierarchien und einer Hackordnung. So kommt es vielfach zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus. In der Freilandhaltung werden die Grundbedürfnisse der Hennen besser erfüllt. Die Legehennen haben beispielsweise täglichen Zugang zu einer Weide. Pro Tier müssen 2,5 Qua­dratmeter Auslauf gewährleistet sein. Es stehen Sitzstangen, Legenester und ein Aussenbereich zur Verfügung. Die Biohaltung ist noch strenger geregelt als die Freilandhaltung. Die Hühner haben wesentlich mehr Platz, im Stall als auch im Auslauf. Im Stall ist die Anzahl der Hennen pro Quadratmeter auf fünf Tiere begrenzt. Zudem stehen jeder Henne mindestens fünf Quadratmeter Auslauf zur Verfügung. Die maximale Herdengrösse liegt bei 500 Tieren. 80 Prozent des Futters müssen aus biologischem Anbau stammen.

Ein schönes Hühnerleben

Hühner sind überaus soziale Tiere und fühlen sich am wohlsten in Gruppen zwischen fünf bis zwanzig Hennen und einem Hahn, der ganz hilfreich beim Schlichten von Streit unter den manchmal streitlustigen Hennen ist. Der Zolliker Mario Preiser betreibt eine kleine Hühnerfarm. Zurzeit sind es 30 Hennen und zwei Hähne, denn gerade war der Fuchs im Gehege und hat sich zwei Hühner geschnappt. Die Hühner ­bekommen Weizen zugefüttert und ­picken und scharren Grünes von der Wiese. Die Eier sind gefragt und werden an Freunde und Bekannte abgegeben. Doch nicht jeder hat einen Hobby-Hühnerfarmer im Bekanntenkreis. Professionelle Eierproduktion – aus Freilandhaltung – betreibt die Familie Wydler in Erlenbach. Die zwei Ställe sind für zwei Herden von je 6000 Tieren eingerichtet und mit einer Voliere ausgestattet. Die Legehennen dürfen sich tagsüber auf dem Hof in natürlicher Umgebung, im Wintergarten oder auf der abgesteckten Weide bewegen. Die Freilandeier vom Berghof gibt es jeden Mittwoch auf dem Zumiker Markt.

Die strengsten Richtlinien in der Schweiz gelten für KAG Freiland und Demeter, gefolgt von Bio- und Freilandhaltung. Bodenhaltung ist dagegen knapp an der Grenze zur Tierquälerei. Mit unserem Kaufentscheid haben wir es also in der Hand, etwas zu verändern.


Männliche Küken werden getötet

Weil männliche Küken nutzlos für die Eierproduktion sind, werden sie kurz nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet. Aus rein wirtschaftlichen Gründen. Allein in der Schweiz sind das jährlich etwa drei Millionen Tiere. Wer einen Beitrag leisten möchte, das Töten der männlichen Küken zu stoppen, kann dies tun, indem er in ausgewählten Verkaufsstellen das Label henne & hahn unterstützt. Die Junghähne dürfen zehn Wochen in kleinen Gruppen mit täglichem Zugang zu saftigen Wiesen das Leben geniessen, werden dann geschlachtet und verkauft.

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