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Betonrausch

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 3. April 2021

(Bild: bms)

Seit gut einem Jahr treffe ich keine Freundinnen mehr. Ich gehe nicht ins Fitness, nicht zu Vernissagen, nicht auswärts essen. Ich verreise nicht. Dafür giesse ich seit gut einem Jahr Beton. Ich gehe in den Wald, suche schön verzweigte Äste am Boden (ich lege niemals ­selber Hand an) und schleppe die nach Hause. Dort ­werden sie entrindet und in einen Betonsockel ge­gossen. Auf einem hängen ­Tücher und Schals. Auf ­einem anderen Ketten und Armbänder. Auf dem nächsten Ringe. Als alles hing, was hängen kann, entdeckte ich Lichterketten. Die kann man nämlich auch auf­hängen und ins Fenster stellen oder in den Vorgarten, auf den Balkon, in den Flur. ­Neben das Bett oder den Schreibtisch. ­Zugegeben, es ist langsam eng bei uns. Doch niemand ­meckert. Nicht der Mann, nicht die Kinder. Immerhin hätte ich ja auch mit dem Kochen anfangen können.

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