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«Ein stimmiges Projekt»

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 15. April 2021

Marc Bohnenblust, Vorsteher Hochbau, plädiert für die Altersdurchmischung und die Flexibilität des Chirchbüel-­Projekts.

Gemeinderat Marc Bohnenblust setzt sich für die Bebauung mit der «Weben» ein. (Bild: zvg)

In den vergangenen Wochen meldeten sich vor allem die Kritiker zu Wort. Der Vorsteher der Abteilung Hochbau ist nach wie vor überzeugt von der geplanten Überbauung.

Herr Bohnenblust, was spricht für das Projekt namens «Weben»?

Wir haben ein demographisches Problem in Zumikon. Die Gemeinde ist überaltert. Ein Viertel der Zumiker Wohnbevölkerung ist über 65 Jahre alt. Der Gemeinderat verfolgt deshalb das strategische Ziel, jungen Familien bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Dabei sind im Chirchbüel viel mehr als nur Wohnungen mit ausreichenden Kinderzimmern vorgesehen. Möglich sind auch Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationen-Wohnungen. Die Siedlung soll zudem eine besondere Flexibilität bieten. Es gibt zum Beispiel so genannte Joker-Zimmer, die nach Bedarf hinzugemietet werden können. Daneben gibt es Atelier-Wohnungen, die sich für Kleingewerbe anbieten. Der Raumbedarf einer Familie verändert sich mit den Jahren. Durch die flexiblen Nutzungskonzepte können die Wohnungen diesen Veränderungen Rechnung tragen. Kurz: Es soll eine Siedlung voller Leben entstehen.

Bei einer Genossenschaftswohnung darf ein gewisses Einkommen nicht überstiegen werden. Im Laufe des Lebens ändern sich aber auch die Einkommensverhältnisse. Junge Familienväter und -mütter können Karriere machen. Müssen die ­Familien dann wieder ausziehen?

Das ist im Vermietungsreglement detailliert geregelt. Niemand muss Knall auf Fall raus. Es gibt Übergangsregelungen, aber wir möchten ganz klar die richtigen Mieter unterstützen.

Mit «Weben» hat auch das Projekt gesiegt, welches am wenigstens Fläche verbraucht. Wäre bei einer Ablehnung des Gestaltungsplans durch die Gemeindeversammlung denkbar, dass eine grössere Be­bauung folgt?

Das Siegerprojekt ist das Ergebnis eines extrem anspruchsvollen Wettbewerbs. Denn das Areal im Chirchbüel ist schmal und grenzt an die lärmintensive Forch-Schnellstrasse. Das Projekt «Weben» geht mit diesen schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut um. Die Wohnbebauung überzeugt sowohl ökonomisch wie ökologisch. Lediglich ein Viertel der Gesamtfläche wird bebaut. Um die angestrebte Ausnützung zu erzielen, muss man sich entscheiden, in die Höhe oder aber in die Breite zu bauen. Die Jury hat sich für das Projekt entschieden, das am meisten Grünflächen bietet.

In Zumikon stehen noch die Neugestaltung des Dorfplatzes und der Umbau des Gemeinschaftszen­trums mit einer Erweiterung durch eine grössere Bibliothek an. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, mit dem Chirchbüel noch zu warten?

Die Projekte haben einen unterschiedlichen Reifegrad. Mit Blick auf den Dorfplatz musste bereits einmal ein Projekt abgebrochen werden. Das Gemeinschaftszen­trum mit seinen unterschiedlichen Eigentümern ist ebenfalls sehr komplex. Die Bevölkerung hat dem Gemeinderat mit dem neuen kommunalen Richtplan ganz klar den Auftrag gegeben, in den gut erschlossenen Zentren eine innere Entwicklung anzustreben. Wir brauchen neuen Wohnraum und eine Altersdurchmischung im Dorf. Dadurch erhoffen wir uns auch eine weitere Belebung des Dorfplatzes. Davon wird auch das lokale Gewerbe profitieren.

Die Kritiker haben den Begriff der «Staumauer» gewählt. Wie finden Sie den Begriff?

Dieser Begriff bezieht sich wohl auf die Rückseite der geplanten Wohnbebauung. Dort liegt bekanntlich die Forch-Schnellstrasse, also nicht gerade eine Zierde unserer Gemeinde. Natürlich hat das Projekt ein gewisses Volumen, schliesslich soll neuer Wohnraum entstehen. Die geplanten Neubauten werden sich stimmig in die bestehende Bebauungsstruktur und in die Landschaft einfügen. Auf dem heute brach­liegenden Areal entstehen neue ­Lebensräume für Jung und Alt sowie ein öffentlicher Park. Und das im Zentrum unserer Gemeinde. Deshalb bin ich überzeugt: Die Überbauung Chirchbüel wird für das ganze Dorf ein Gewinn sein.

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