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Eine Gruppendynamik, die Angst macht

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 24. Juni 2021

Nächste Woche stehen zwei Nachwuchsdarstellerinnen aus Zumikon und Zollikon im Stück «Die Welle» auf der grossen Bühne.

Eloise (links) ist als Amy zu sehen: ein Mädchen mit zwei spannenden Seiten. Leni (rechts) spielt das Mobbingopfer. Sie hat für die Rolle ein Roberta-Tagebuch geführt. (Bilder: zvg)

Noch bis zum 4. Juli treten die Schüler der BellAcademia in den Kammerspielen Seeb (ZH) während der ­Jugendtheaterwochen auf. Im Stück «Die Welle» (nach der Kurzgeschichte von Ron Jones, The Wave) sind Eloise Clavel aus Zollikon und Leni Aufenacker aus Zumikon zu sehen. In dem Stück, geht es um ein Schulprojekt: Ein Lehrer möchte seinen Schülerinnen und Schülern das Thema «Autokratie» verständlich machen. Er startet ein Experiment und ruft eine Diktatur aus. Er selber erklärt sich zur Leitfigur und verkündet neue Regeln, die die Gemeinschaft fördern sollen und Disziplin verlangen. Diejenigen, die sich dagegen stellen, erfahren am eigenen Leib, wie es ist, ein Aussenseiter zu sein. Die Lage gerät bald ausser Kontrolle.

Leni kam 2018 zur BellAcademia. «Ich hatte schon an der Juch-Schule die Rolle von Mary Poppins übernommen und liebe das Theaterspielen», erklärt die 15-Jährige. Über eine Freundin kam sie dann zu dem Ensemble. «Das Stück, das wir jetzt auf die Bühne bringen, ist natürlich total heavy. Aber ich bin sehr dankbar, das spielen zu dürfen.» Zuvor habe sie sich nicht gross mit dem Thema Nationalsozialismus befasst. «Durch das Stück ist mir klar geworden, wie schnell so eine Gruppendynamik entstehen kann. Dass es einen mitreisst und man glaubt, nicht mehr Nein sagen zu können.»

Sie selber spielt das Mobbingopfer Roberta. Auf der einen Seite sei es ihr sehr nahe gegangen, immer das Opfer zu sein, die Aussenseiterin. «Auf der anderen Seite sind nach jeder Probe alle Mitspieler zu mir gekommen und haben mich in den Arm genommen. Das hat gut getan.» Um sich selber besser auf die Rolle vorzubereiten, hat sie früh angefangen, ein Tagebuch als Roberta zu schreiben. «Ich habe mich gefragt, warum ich nicht akzeptiert werde. Ich habe mir vorgestellt, was Roberta wohl in ihrer Freizeit macht, was ihre Hobbys sind.»

Wenn Leni Aufenacker nicht gerade für die Aufführungen probt, gilt es zu lernen. Die Zumikerin besucht das Gymnasium Hohe Promenade in Zürich. Natürlich fände sie es toll, nach der Matura mit dem Schauspiel weitermachen zu können. Aber sie ist auch realistisch. «Es gibt so viele, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen. Vielleicht kann ich meine Kreativität auch in einem anderen Studium einbringen.»

Eloise ist seit drei Jahren bei dem Ensemble. Auch sie würde liebend gerne Berufsschauspielerin werden, obgleich sie weiss, dass die Konkurrenz riesig ist. Wie Leni hat auch sie schon früh Theater gespielt. Nach einer Pause wollte sie wieder starten, stiess im Internet auf das Ensemble und ist absolut happy. Sie spielt die Rolle der Amy, eine Schülerin, die zunächst skeptisch ist, später aber bei der Bewegung mitmacht. «Die Amy hat wirklich zwei Seiten; es war ganz spannend, sich in diese Figur einzuleben», erklärt die 15-Jährige, die ebenfalls die «Hohe Promenade» besucht. Im Gegensatz zu Leni hat sie in der Schule das Buch gelesen und den Film gesehen. «In dem Theaterstück ist aber alles viel tiefer und bewegender.» Schon jetzt poche das Lampenfieber in ihrem Hals. «Aber das gehört ja irgendwie dazu», lacht sie.

23. bis 25. Juni, 20 Uhr, Kammerspiele Seeb (ZH), Jugendtheaterwochen bis zum 4. Juli, www.kammerspiele.ch

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