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Fotograf, Fussballtrainer, Hundesitter

Von Antje Brechlin ‒ 24. Juni 2021

Das Leben des 42-jährigen Zollikers Sebastian Müller scheint randvoll mit Interessen. Kommende Woche stellt er als Drohnen-Landschaftsfotograf an der grössten Schweizer Werkschau photoSCHWEIZ aus. Seine Passion ist jedoch der Nachwuchsfussball, und als Hundesitter verdient er seinen Lebensunterhalt.

Sebastian Müller, passionierter Fussballtrainer beim SCZ. (Bild: ab)

Am 1. Juli beginnt die photoSCHWEIZ – die grösste Fotowerkausstellung der Schweiz. Sie sind das zweite Mal als Drohnenfotograf mit spektakulären Bildern aus Island dabei. Wie kam es dazu?

Die Organisatoren fragten mich bereits vor zwei Jahren an, weil man wohl auf die Drohnen-Landschaftsaufnahmen aufmerksam wurde. Die Fotografie ist nur ein Hobby. Zwar habe ich schon den Aerial ­Photo Award 2020 in Paris gewonnen mit meinen Aufnahmen in Zeitschriften und Büchern, aber es bleibt ein Hobby, wenn auch ­eines, dass viel Zeit in Anspruch nimmt. Für die Aufnahmen in Island war ich zehn Tage unterwegs.

Mit ihren Landschaftsaufnahmen sind sie mittlerweile zu einem Instagram-Star aufgestiegen. 63’000 Follower sehen und kommentieren regelmässig ihre Fotos. Von allen regulären Ausstellern an der ­photoSCHWEIZ haben sie die meisten Follower.

Obwohl ich in den letzten eineinhalb Jahren kaum Zeit hatte für das Hobby. Vor kurzem habe ich zwei meiner Bilder auf eine Blockchain gestellt. Mal schauen was passiert, das ist ja ein ganz neuer Marktplatz für Fotografen und Künstler. Man muss sich das wie eine Online-­Galerie vorstellen. Der Käufer kauft die Datei der Bilder und kann diese auch weiterverkaufen. Die Bildrechte bleiben aber bei mir. Bezahlt wird in Kryptowährung. Für viele Käufer ist es eine neue Art von Investition. Es ist extrem spannend zu beobachten, was sich da tut.

Eine Ihrer grössten Passionen ist der Fussball. Sie selbst spielten acht Jahre als Nachwuchstalent bei GC. Ihre Mitspieler waren damals Schweizer Fussballgrössen wie Ricardo Cabanas, Rainer ­Bieli oder Stefan Keller, der jetzt als Cheftrainer beim Schweizer Zweitligisten FC Aarau tätig ist. Dreimal wöchentlich trainieren Sie in Zollikon erfolgreich die Ea-Junioren. Dieses Jahr kommt noch eine Mannschaft der G-Junioren dazu.

Der Fussballnachwuchs liegt mir am Herzen. Mit den Ea-Junioren sind wir in dieser Saison unglaublich erfolgreich. Die letzten 22 Spiele haben wir gewonnen, alleine in der Rückrunde haben wir über 200 Tore geschossen. Das Training mit den Buben macht viel Spass. Was mich in Hinblick auf die neue Saison freut ist, dass niemand zum FCZ geht, alle bleiben in der Mannschaft. Meiner Meinung nach ist es auch viel zu früh, mit zehn oder elf Jahren zum FCZ zu gehen.

Können Sie das erklären?

Vorausgesetzt, die Kinder haben einen Trainer, der sie im Stammverein fördert, und es ist eine intakte Mannschaft, muss man sich das gut überlegen. Ich spreche aus Erfahrung, war jahrelang bei GC. Gehen sehr gute Spieler vom Heimclub zum FCZ oder GCZ, sind sie in diesem Talentpool nur noch eine oder einer von vielen. Die Frage ist dann, setzt sich das Kind in der Talentschmiede durch, oder ist es nur ein Mitläufer? Ich bin überzeugt, dass sich dort viele der sehr jungen Talente nicht so entfalten können, wie wenn sie in ihrem Heimclub zu den Besten im Team gehören. Heute sind doch alle Profi-Fussballer sehr ähnlich. Strassenfussballer gibt es fast nicht mehr. Wenn jemand vier oder fünfmal dribbelt, wird das unterbunden – das ist keine gute Entwicklung. Der Trend in den europäischen Leistungszentren geht in die andere Richtung: Lasst die Talente länger im Heimverein, da können sie sich entwickeln! Auch mit 13, 14 oder 15 Jahren ist es nicht zu spät für den Wechsel zum FCZ.

Ab der kommenden Saison trainieren Sie im SC Zollikon die Da-­Junioren. Ab C-Junioren braucht man einen Trainerschein. Werden Sie diesen machen?

Ja, ich bin jetzt dran. Übernächste Woche geht es los, und in den Sommerferien mache ich den Kurs fertig. Dann kann ich auch oberhalb der D-Junioren trainieren.

Da kann sich der SC Zollikon ja glücklich schätzen.

Das weiss ich nicht. Ich mache das nicht für den SC Zollikon, sondern für die Jungs. Sie spielen engagiert, sind ein tolles Team, kommen gerne ins Training und wollen sich immer verbessern. Das motiviert mich.

Hauptberuflich arbeiten sie seit zwölf Jahren als Dogwalker. Bis zu acht Hunde betreuen sie über den Tag. Abends und am Wochenende kommen Fotografie und ­Fussball hinzu. Toleriert das Ihre Familie?

Meine Frau ist ziemlich fussballbegeistert. Unsere Söhne sowieso. Der Grössere spielt bei den E-Junioren, der Kleine ist vier und freut sich auf seine erste Saison bei den G-Junioren. Meine Frau schaut bei den Spielen fast immer zu. Was die ­Fotografie betrifft, ist sie sehr tolerant. Als ich mich zum zehntägigen Trip durch Island aufgemacht habe, hat sie mich unterstützt. Das weiss ich sehr zu schätzen!

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