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«Ich suche Herausforderungen im Leben»

Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 7. Oktober 2021

Die junge Jazz-, Pop- und Soul-Künstlerin Jeanaine Jarret aus Münsingen performte kürzlich in Zollikon im Forum «Mittendrin bei Fröhlich».

mittendrin.froehlich.ch

Den Kontrabass im Arm und den Jazz, Pop, Soul in der Stimme, das ist aussergewöhnlich. Was hat dich zu dieser Kombination geführt?

Ich habe mein Singen schon als zehnjähriges Mädchen mit der ­Gitarre begleitet – und mich in den Schülerbands entweder ans Klavier gesetzt oder ans Mikrofon gestellt. Das Auftreten vor Publikum hat mir gefallen. Mit 13 nahm ich Kontrabassstunden – und rutschte schnell in die Jugend-Big-Band Münsingen, wo ich aufgewachsen bin. Im Gymnasium besuchte ich die Jazz Big Band und in meinem Zwischenjahr nach der Matura nahm ich Gesangsunterricht. An der Swiss Jazz School Bern besuchte ich Workshops, in denen ich als Kontrabassistin oder Sängerin aktiv war.

Erst während meines Studiums an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) kam ich auf die Idee, meine Stimme mit dem Kontrabass zu kombinieren. Esperanza Spalding ist ein grosses Vorbild. Die Lockerheit, die sie hinbringt, wenn sie Kontrabass spielt und gleichzeitig singt, ist bewundernswert. So begann ich, mich als Sängerin mit Kontrabass zu begleiten. Erst habe ich Songs gecovert, entschied mich dann für mein Bachelorprojekt, eigene Songs zu schreiben. Klar war mir, dass ich gleichzeitig Kontrabass spielen und singen werde. Und so habe ich das bis jetzt weitergezogen. Ich suche Herausforderungen im Leben, das ist sicher eine davon.

Du hast bereits als Achtjährige auf dem Klavier klassische Musik gespielt. Wie viele Instrumente spielst du?

Aktiv spiele ich Kontrabass, Klavier, E-Bass, Gitarre. Angefangen habe ich mit Klavier; meine Mutter hat mir die Basics beigebracht. Dann besuchte ich sieben Jahre den klassischen Klavierunterricht. Mit meiner älteren Schwester spielte ich auch vierhändig, und wir haben an Jugendwettbewerben teilgenommen. Den klassischen Gitarren­unterricht beendete ich nach zwei Jahren. Meine Mutter wollte, dass ich trotzdem noch ein zweites Instrument lerne. An einem Jazzkonzert spielte ein Kontrabassist. Fasziniert probierte ich das Instrument an den Musiktagen mal aus, nahm dann vier Jahre Unterricht an der Musikschule Münsingen, dann drei Jahre bei einem Jazzstudenten. ­E-Bass spielte ich zum allerersten Mal im Gymnasium. Im Chor sangen wir zwei Popsongs, dazu war das Instrument ideal. Es war mehr ein «Learning by Doing». E-Bass macht mega Spass, es ist auch cool, je nach Musikstil zwischen Kontrabass und E-Bass zu switchen.

Aktuell nehme ich Gesangs- und Klavierunterricht an der ZHdK. Der Unterricht hilft mir, diszipliniert zu üben. Ich bewundere Musikerinnen und Musiker, die ohne Lehrperson stundenlang für sich üben können.

Dein Nachname ist Oesch, verbindet dich dein Künstlername mit Keith Jarrett, dem amerikanischen Jazzpianisten?

Es gibt keine grosse Geschichte dazu. Jarret ist mein zweiter Vorname – und ich habe mich entschieden, meinen echten Namen als Bandname zu benützen. Da ich Songs schreibe, die mit meinem persönlichen Leben verknüpft sind, fand ich dies am authentischsten.

Du bist am Masterstudiengang ZHdK in Schulmusik für gymnasialen Musikunterricht. Lässt sich die Musikerin auf der Bühne und die Lehrerin im Klassenzimmer verbinden?

Ich möchte einen guten Ausgleich finden zwischen dem Leben als ­Musikerin und demjenigen als Lehrerin. Beides ist mir wichtig. Mir gefällt das breite Spektrum am Studium der Schulmusik II, und ich freue mich, meine Inputs weitergeben zu dürfen, aber auch musizierend auf der Bühne zu stehen. Die Pandemie hat mir drastisch gezeigt, wie hart das Business als selbständige Musikerin sein wird. Ganz ehrlich: Ich bin froh, mit Unterrichten ein sicheres Einkommen zu verdienen.

Was bedeutet dir der Liveauftritt «Mittendrin bei Fröhlich» und die damit verbundene Videoaufnahme?

Es hat Dimitri Gamboni, mein musikalischer Begleiter mit dem Synthesizer, und mich sehr gefreut, dass wir hier auftreten durften. Da wir mit dem Projekt «Jeanaine Jarret» noch ziemlich am Anfang sind, ist es wichtig, so oft wie möglich auftreten zu können. Wir wollen viel live spielen, um auch ein neues Publikum zu gewinnen. Und klar, Videoaufnahmen in solch guter Qualität sind schön zu haben, um auch auf Online-Plattformen präsent zu sein.

Mit Jeanaine Jarret sprach Claudia Eberle-Fröhlich


Mittendrin: Kultur bei Fröhlich

Junge Kunstschaffende haben durch Corona ihre Bühne verloren. Die Fröhlich Info AG solidarisiert sich mit den Talenten, öffnet ihnen die Türe und stellt ihnen den Maschinenraum für Projekte zur Verfügung. Eine Plattform mittendrin, die es ­ihnen ermöglicht, sich der ­Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie arbeiten künstlerisch, stehen am Anfang Ihrer beruflichen Laufbahn und möchten in unseren Räumlichkeiten Ihr Können zeigen? Schreiben Sie uns eine E-Mail.

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