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Nächtliche Experimente mit Chilis

Von Antje Brechlin ‒ 7. Oktober 2021

Das spanische Wort «mucho» heisst «viel». Aber wer heisst schon Mucho mit Vornamen? Mucho von der Goltz. Die Familie von der Goltz gehört zum Uradel der sächsischen Neumark. Der 42-jährige Zolliker hat bereits ein ereignisreiches Leben hinter sich. Er arbeitete für eine Plattenfirma, produziert elektronische Musik, ist Kommunikations- und Werbeexperte. Zurzeit ist Chili seine Passion.

Mucho von der Goltz auf seiner Terrasse mit selbst angebauten Kräutern und Chilipflanzen im Hintergrund. (Bild: ab)
Mucho von der Goltz auf seiner Terrasse mit selbst angebauten Kräutern und Chilipflanzen im Hintergrund. (Bild: ab)

Nach beruflichen Stationen als Werbe-Fachmann kreieren Sie jetzt Chili-Saucen? Wie passt das zusammen?

Ich habe nach wie vor ein Standbein in der Kommunikationsbranche. Mit meiner innovativ geprägten ­Lebenseinstellung, meiner Neugier und dem Drang, ständig etwas Neues lernen zu wollen, braucht man ein Projekt, das einen auch in der Nacht noch beschäftigt. Weil mich Chili und Essen – spannendes ­Essen – von jeher interessierten, sind Chili-­Saucen ein Produkt, das ich kreieren und vermarkten wollte und sollte. Das klappt bisher, ist ziemlich viel Arbeit, macht aber auch grossen Spass.

«Hot+High» – der Name klingt sexy. Das «High» erinnert aber auch an Drogen. Bewusst?

In den Saucen sind selbstverständlich keine Drogen, aber in Chili steckt der Wirkstoff Capsaicin, ein Schärfestoff. Dieser verursacht in hohen Mengen ein Phänomen, welches sich «Pepper High» nennt. Nehmen wir Capsaicin zu uns, meldet der Körper: «Achtung, Feuer! Schmerzen lindern!» In Bruch­teilen von Sekunden schüttet der Körper Endorphine aus, das stärkste, körpereigene Schmerzmittel, das ähnlich wirkt wie Morphin. Während unsere Augen zu tränen beginnen, entwickelt sich ein berauschendes Glücksgefühl. Daneben wirkt Capsaicin auch entzündungshemmend. Bei meinen Saucen gibt es grosse Unterschiede, wann und wie der Chili, respektive das Capsaicin wirkt. Bei einem Geschmack kommt der Kick sofort, bei anderen dauert es ein wenig. Aber das ist ja so gewollt, je nachdem, wofür man die Saucen verwendet.

Was macht den Unterschied Ihrer Kreationen aus?

Natürlich die Geschmacksrichtung. Bei der Berry merkt man sofort die Schärfe. Die knallt richtig rein, erst später macht sich der Fruchtanteil bemerkbar. Bei der Classic spürt man erst die Süsse, weil noch ­Datteln beigemischt sind, dann kommt erst der Schärfekick, der aber nicht ewig bleibt. Das ist manchmal das Nervige an den ­Chilis, dass die Schärfe bleibt. Dann macht das Essen keine Freude. Durch das Herumexperimentieren habe ich herausgefunden, dass Dattel der Schärfe entgegenwirkt. Ich habe über ein Jahr lang probiert, welche Bestandteile am besten ­zusammenpassen. Ich habe nicht mitgezählt, aber es waren über 70 Prototypen, bevor letztlich die Classic-­Chili, Berry-Chili und die Mango-Chili entstanden sind.

Sie planen bereits drei weitere ­Kreationen, die es auch in den ­Zolliker Läden Fine&Fein und Chäs­bueb zu kaufen geben wird. Bei Chili-Saucen denke ich sofort ans Grillieren. Was den Mischungen wohl nicht gerecht wird, oder?

Man kann die Sauce zum Grillieren verwenden, klar, aber ich ärgere mich immer ein bisschen, wenn sie nur darauf reduziert werden. Die Classic passt zu Grilliertem, ­Geschmortem, Gedämpften, auch zu Käse. Nach der Grillsaison startet die Wildsaison, da passt die ­Berry perfekt. Die Mango-Chili geht für fast alles. Sie passt zu asiatischen Gerichten wie Dumplings, genauso wie zu Fisch oder Fleisch. Übrigens kenne ich keine Frau, die Mango nicht mag …

Sie wohnen mit ihrem WG-Partner an schönster Lage im Zentrum ­Zollikons, mit Blick auf den ­Zürichsee. Verbringen Sie hier auch Ihre freie Zeit?

Ja, ich bin recht sportlich unterwegs, spiele Basketball und jogge durch die Wälder. In Zollikon ­engagiere ich mich in der Kids Sports Academy, die in der Zürcher Lengg an der Grenze zu Zollikon aktiv ist. Sport ist meiner Meinung nach der beste Weg, Kindern auf spielerische Art und Weise den Team­gedanken zu vermitteln. Wir möchten mit unserem Sportprogramm einen Beitrag leisten, die Entwicklung von Kindern in den Bereichen Ballsport, Tennis, Selbstverteidigung, Fussball sowie anderen ­Bewegungsformen spielerisch zu fördern. Zollikon ist nicht nur mein Wohnort, hier fühle ich mich zu Hause und engagiere mich.  Das Musikproduzieren betreibe ich mittlerweile zur Entspannung, das Musikkonsumieren findet tagsüber statt, da, wie gesagt, die Nacht dem Experimentieren mit Chili gewidmet ist.

Mit Mucho von der Goltz sprach Antje Brechlin


Mucho von der Goltz ist in ­Davos geboren und in München gross geworden. Die Mutter ist Schweizerin, der Vater Deutscher, in Uruguay aufgewachsen. Der Papa gab ihm auch den ungewöhnlichen Namen Mucho. Nach dem Abitur arbeitete ­Mucho von der Goltz in einer Plattenfirma, um herauszufinden, wo es beruflich hingehen soll. Dann studierte er Design-Management in New York und Paris. Seit 2004 lebt er in der Schweiz, engagierte sich in einer internationalen Agentur damals geführt von Jörg Zintzmeyer, der unter ­anderem die Vorgänger der ­jetzigen Schweizer Banknoten gestaltet hat. Als Kommunikationsberater leitete der Chili-Tüftler ein Digitalteam in einer renommierten Agentur.

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