Suche

«Die Impfung ist ein Erfolg»

Von Antje Brechlin ‒ 10. Dezember 2021

Christoph Berger, Präsident der eidgenössischen Impfkommission, war zu Gast im Café am Puls. Auf Einladung von Pfarrer Simon Gebs und der Journalistin Barbara Lukesch sprach er vor 50 Gästen und verbreitete trotz hoher Fallzahlen eine Menge Zuversicht.

Bild: ab

Christoph Berger, Kinderarzt und Infektiologe am Kinderspital Zürich, ist ein gefragter Gesprächspartner. In den vergangenen Wochen gab er täglich mehrere Interviews – und  seit sechs Monaten arbeitet er jedes Wochenende. Wenn er doch mal Zeit hat, freut er sich auf so normale Dinge wie einkaufen gehen, oder seine Tochter zum Reitunterricht begleiten. Dass er täglich nur auf knapp sechs Stunden Schlaf kommt und seine Mahlzeit zwischen zwei Zoom Meetings einnehme, ist dem 59-jährigen Zolliker nicht anzumerken. Trotz seiner Aussage, er sei sehr müde, wirkt Christoph Berger aufgeräumt und hellwach. Von den Medien wird er nicht immer nur positiv dargestellt. «Durchseuchungsberger» wurde er schon genannt. Damit komme er zurecht, aber dass so viel Angst in den Medien verbreitet werde, sei für ihn ein Problem.

Er begrüsst die Impfung für Kinder, Priorität habe sie aber nicht. Und er kritisiert die Massnahmen an den Schulen: Maske tragen, Isolation und Quarantäne würden die Kinder mehr plagen als das Virus selbst. Nur sehr wenige hätten mit starken Symptomen zu kämpfen. Weil er sich gegen die Massnahmepflicht an Schulen aussprach, erhielt er viele persönlich verletzende Mails. Um seine Familie zu schützen und Angriffe abzuwehren, mache er nun in den Medien keinerlei Aussagen mehr über Privates.

Klare Worte

Erlebt man Christoph Berger live, verströmt er pure Kompetenz. Er lässt sich nicht provozieren – ein Mann der Wissenschaft und der Praxis. Im Gespräch appelliert er an die Eigenverantwortung. Er hatte gehofft, dass sich mehr Menschen impfen lassen, es gebe keinen Grund, dies nicht zu tun. Doch er habe auch Verständnis für Zweifler und Impfgegner. Ohnehin sei es wichtig, tolerant gegenüber Andersdenkenden zu sein. Derzeit lassen sich in der Schweiz immerhin noch wöchentlich 10’000 Menschen impfen. Die Corona-Impfung, das wisse man seit Herbst, sei ein grosser Erfolg. Sie verhindere schwere Verläufe, das sehe man auf den Intensivstationen. Und der Booster sorge dafür, dass die Virenlast zurückgehe, ein Allheilmittel sei er aber nicht. Die Impfung verhelfe auch zu einem schnelleren Ausweg aus der Pandemie. Das Virus jedoch werde bleiben, das betont Christoph Berger ebenfalls, jeder und jede komme irgendwann mit ihm in Kontakt. Der Chef der Schweizer Impfkommission spricht sich zudem klar gegen eine Impfpflicht aus, diese würde die Menschen nur polarisieren. Besser wäre es, auf Ungeimpfte zuzugehen. Die Impfkampagnen etwa, wie sie derzeit in Deutschland laufen, begrüsst er. Man müsse die Leute dort abholen, wo sie sich wohlfühlen, etwa wenn ein Baumarkt für die Impfung werbe. Doch die Impfung allein reiche nicht aus, die Pandemie zu stoppen.

Christoph Berger wünscht sich zum Schluss, dass die Menschen weniger nur an sich selbst denken, sondern versuchen würden, sich in die Lage Andersdenkender zu versetzen. Und zwischen Weihnachten und Neujahr hofft er auf ein paar freie Tage im Kreise seiner Familie, die ihn grossartig unterstütze.

Werbung

Verwandte Artikel

Newsletter

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter und lesen sie die neusten Artikel einen Tag vor der Print-Veröffentlichung.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.