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Geheimnisse im spröden Bürokomplex

Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 7. Januar 2022

Der Kulturkreis Zollikon zeigt am kommenden Mittwoch, 12. Januar, in der reformierten Kirche Zollikerberg den Schweizer Film «Sekuritas».

Die Regisseurin Carmen Stadler spricht über die Entstehung ihres Films «Sekuritas», der kommende Woche in der reformierten Kirche Zollikerberg zu sehen ist. (Bilder: zvg)

Matthias von Bausznern, Kulturschaffender und Vorstandsmitglied des Kultur­kreises Zollikon, hat die ­Regisseurin Carmen Stadler befragt.

Carmen Stadler. (Bild: zvg)

Was hat Dich bewogen, in die Filmbranche einzusteigen?

Ich komme von der Fotografie und hatte ein eigenes Schwarz/Weiss- Labor. Als ich in der Dunkelkammer ein Foto entwickelte, zeichneten sich auf dem weissen Papier Konturen ab – ein Bild entstand. Ich war begeistert. Später reizte mich der Film, die Frage, was ist das Bild hinter dem Bild? In einem ersten Filmkurs habe ich eigen­willige Filmperspektiven entdeckt: Filme von Maya Deren, Andrei ­Tarkowski, auch von René Clair öffneten mir, aufgewachsen mit amerikanischen und französischen Serien, eine neue Welt. Die persönliche Erzählung ist die Stärke des Autorenfilms. Mitzuteilen, was ich sehe. Es gibt nicht das Richtige oder ­Falsche. Der Film ist ein Instrument, mich persönlich zu engagieren. Für eine, die eher wortkarg ist, ist das visuelle Medium eine gute Chance.

Wie kam es zum Film «Sekuritas», der 2019 Premiere hatte?

Aus dem Anliegen, einen alltäg­lichen, spröden Ort wie einen Bürokomplex mit seinen geheimnis­vollen Nachtbewohnern neu zu entdecken – und einen Film zu drehen, der originell, verspielt und konzentriert ist. Die Beschränkung auf wenige Figuren und Räume empfinde ich als Bereicherung, als Möglichkeit zur Vertiefung. Die ­Zusammenarbeit mit dem Team war intensiv. Die Räume der Firma ­Studer Revox, in denen wir drehten, waren inspirierend; wir konnten eine Hierarchie der Räume aufbauen. Für was steht der Keller, die Eingangshalle, für was stehen die Gänge? Unten hängen die Pin-ups, in der Teppichetage die Hodler-­Bilder. Das muss man auch nicht vordergründig verstehen.

Gibt es eine spezielle Schweizer Filmsprache? Könnte Dein Film auch in Georgia oder Usbekistan entstanden sein?

Nein. Es gibt schon einen gemeinsamen Schweizer-Nenner, obwohl wir sehr verschieden sind. Welschschweizer zeigen andere Stärken als die Deutschschweizer. Der Deutschschweizer Film inklusive Dokumentarfilm begegnet der hiesigen Sprödheit mit frischem Witz, Verspieltheit und Poesie. Man entdeckt eine feine, frische, stille Art zu erzählen. Dieser Tradition möchte ich gerne folgen.

Was möchtest Du dem Publikum von «Sekuritas» mitgeben?

Offen und wach zu sein, wenig Erwartungen mitzubringen. Es ist wie im Leben: Je mehr ich mich einbringe, umso mehr bekomme ich. Oder anders formuliert: «Sekuritas» ist meine Möglichkeit, dem Publikum Fragen über Sicherheit und Einsamkeit zu stellen, ohne kurzfristige Antworten zu geben.

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