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Teamgeist und Kollegialitätsprinzip

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 1. April 2022

Barbara Hugi-Jung kennt das Amt des Schulpräsidiums aus ihrem Familienleben. Nun möchte sie es selber ausfüllen. Die vierfache Mutter und Bibliothekarin über ihre Ziele und Wünsche.

Barbara Hugi-Jung kennt die Besonderheiten der Goldküsten-Eltern. (Bild: zvg)

Sie waren nicht in der Schulpflege aktiv. Weshalb bewerben Sie sich gleich um das Amt der Präsidentin?

Die Schule Zumikon kenne ich als Mutter ehemaliger Juch-Schüler, als Mitarbeiterin der Gemeinde- und Schulbibliothek – bis Ende Mai – und als Frau des abtretenden ­Präsidenten sehr gut. Sie begleitet unsere Familie seit 14 Jahren. Ich habe grossen Respekt vor dieser Funktion, weiss aber, was mich erwartet, und kann mir die Zeit dafür nehmen. Ich bin bereit für dieses Amt.

Was ist Ihr beruflicher und privater Hintergrund?

Ich habe an der Universität Zürich Geschichte studiert. Danach zog es mich in die Kommunikation, unter anderem bei den Verkehrsbetrieben Zürich VBZ und an der landwirtschaftlichen Schule Strickhof. Nach der Weiterbildung zur PR-Beraterin wurde ich selbstständige Lektorin, das liess sich gut mit unserer Familie vereinbaren. Seit 2018 arbeite ich auch in der Bibliothek. Ich liebe den Kontakt mit unseren Kundinnen und Kunden, kenne fast jedes Schulkind mit Namen. Ich bin Mutter von vier Söhnen (13 bis 19 Jahre), die alle im Juch waren. Wir haben einen Hund, mit dem ich gerne draussen bin. In meiner Freizeit lese oder nähe ich am liebsten. Neben der Kopfarbeit tut mir das kreative Handwerk gut.

Die Schulpflege hat während der letzten Amtsdauer ein eher uneinheitliches Bild abgegeben. Zwei Mitglieder haben nach einer Amtsperiode wieder aufgehört. Gleich fünf Bewerber für das Gremium sind neu. Wie würden Sie für ein einheitliches Auftreten sorgen? Oder darf Un­einigkeit transparent sein?

Der Teamgeist in der Schulpflege ist für mich am wichtigsten. Daraus kann viel Kraft geschöpft werden. Uneinigkeit lässt sich kaum verbergen, aber sie darf das Gremium nicht schwächen. Es ist nicht einfach, wenn Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen eng zusammenarbeiten. Deshalb ist es wichtig, das neue Team gleich zu Beginn zusammenzuschweissen. Ich halte viel vom Kollegialitätsprinzip. Man mag nicht immer mit jedem im Team gefällten Entscheid völlig einverstanden sein, aber man sollte ihn mittragen und vertreten. Sonst wird es schwierig.

Welche Aufgaben sehen Sie am dringlichsten mit Blick auf die Zukunft der Schule?

Dass die Mitglieder der Schulpflege schnell zum starken und erfolgreichen Team werden und genug Zeit haben, in ihr Amt hineinzuwachsen. Drei von fünf Schulpflegern sind ja neu. Zudem müssen die Legislaturziele bis 2026 definiert werden. Welche Schwerpunkte will die Schulpflege setzen? Dies ist ein Teamentscheid. Und wie von der RPK gefordert, müssen die Kosten für die Zumiker Sekundarschüler angeschaut werden.

Ist es von Vorteil, selbst noch ein Kind an der Juch-Schule zu haben und Entwicklungen aus Schülersicht zu sehen, oder fehlt damit die Distanz?

Wir hatten während fast der ganzen Amtszeit meines Mannes Kinder in der Schule Zumikon. Das war nicht immer einfach, eine klare Rollenaufteilung war nötig. Wir brauchten als Familie eine extra Portion Zurückhaltung, weil schnell der Eindruck hätte entstehen können, für uns würden andere Regeln gelten. Seit letztem Sommer ist keiner unserer Söhne mehr im Juch. Somit fühle ich mich unabhängiger und freier, bin aber durch die Bibliothek immer noch nah an der Schule dran.

Es wird immer wieder behauptet, Lehrer und Lehrerinnen an der Goldküste würden zunehmend von ehrgeizigen Eltern gefordert. Ist das auch Ihre Erfahrung? Und wenn ja: Haben Lehrpersonen in weniger akademischen Regionen nicht einfach andere Herausforderungen?

Ganz bestimmt! Am ersten Elternabend unseres ältesten Sohnes vor vielen Jahren fragte ein Vater, welche Gymivorbereitungen für die Erstklässler vorgesehen seien. Zudem wird bei Unstimmigkeiten schnell mit dem Anwalt gedroht. Andere Schulen haben andere Probleme, finanzieller Art zum Beispiel.

Der Wechsel von der Primar- zur Sekundarschule oder aufs Gymnasium ist immens. Er geht von der persönlichen Betreuung in die extreme Selbstständigkeit. Wie können Lehrerpersonen und Eltern die Kinder darauf vorbereiten?

Die Erziehung zur Selbstständigkeit beginnt für mich lange vor der Einschulung. Meine Aufgabe als Mutter sehe ich darin, den Kindern Grundwerte mitzugeben und vorzuleben, quasi den Samen zu setzen. Um wachsen zu können, müssen die Kinder eigene Erfahrungen machen und Verantwortung übernehmen. Gedeiht die Pflanze nach langer Pflege, heisst es für mich, vertrauensvoll loszulassen – das ist der schwierigste Teil. Auch die Schule kann dazu beitragen, indem sie selbstständiges Lernen und Eigenverantwortung fördert und immer wieder übt. Hilfsmittel wie die Erarbeitung von Lernstrategien sind zentral. Viele Kinder sind stolz, wenn sie Verantwortung übernehmen dürfen, wenn man ihnen etwas zutraut.

Die Juch Schule hat professionell auf das Homeschooling reagiert. Lehrerinnen und Lehrer waren vorbereitet, der Unterricht via Teams klappte gut. Wären diese Erfahrungen und das Gelernte nicht ­weiterzuverfolgen? Sind Elternbriefe und Aufgabenblätter in ­Papierform noch zeitgemäss?

Es war bewundernswert, wie schnell und professionell die Schule auf Online-Unterricht umgestellt hat. Hier wurde Unglaubliches geleistet. Dieser Weg muss weiterverfolgt werden. In einigen Klassen haben schon alle Kinder ein iPad. Die IT-Umstellung erfolgt schrittweise und bringt ganz neue Möglichkeiten. Das ist aber nur die technische Seite. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen ihren Unterricht ja anpassen, was mehr Zeit braucht.

Ich finde es wichtig, dass die Kinder sich in beiden Welten, digital und analog, zurechtfinden. Elternbriefe oder Hausaufgaben in elek­tronischer Form – wo sinnvoll und praktikabel – unterstütze ich sehr. Super, wenn wir so einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.

An der Primarschule im Zollikerberg werden Freifächer wie Turnen und Maschinenschreiben angeboten. Ist das auch in Zumikon denkbar?

Absolut. Aber besteht überhaupt eine Nachfrage? Wir sind in Zumikon ja schon sehr verwöhnt mit dem tollen Freizeitangebot.

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